Kaum ein anderes Ereignis seit . 1945 hat die weltpolitische Szenerie so gründlich, so schlagartig und so überraschend verändert wie der Zerfall des kommunistischen Imperiums. Niemand sah das voraus, niemand hat es von außen gelenkt. Die Ratlosigkeit, mit der Regierungen in Ost und West auf die neue Situation schauen, und die Disparatheit der Diskussionen über Ziele und Wege beweisen dies überzeugender, als alle Beteuerungen der eigenen Unschuld es könnten.Wie sehr auch die deutsche Entwicklung nur verstanden werden kann als Bestandteil eines übergreifenden Prozesses, zeigte
Wenn durch die Medien Wertvorstellungen ins Wanken geraten, macht man Journalisten dafür verantwortlich. Verdirbt nicht die Neugier des Publikums die Medien?
Der Autor gehört seit langem zi den aufmerksamsten Beobachtern der Beziehungen des Vatikans zu den kommunistischen Staaten. Dreizehn Jahre war er in Rom, stets besonders interessiert und engagiert an den Fragen, Fakten und Problemen, die seit Gründung des ersten kommunistischen Regimes in der „Oktoberrevolution“ der langen Geschichte der Auseinandersetzung zwischen Kirche und Staat neu hinzugefügt wurden. Die journalistische Berufspraxis hat es dem Autor nicht nur ermöglicht, die Schauplätze des Geschehens, viele der handelnden Personen und die betroffenen Volker kennenzulernen; sie
Die Art, wie wir unsere „Vergangenheit zu bewältigen” suchten, hat zu seltsamen Einseitigkeiten und zu gefährlichen blinden Flecken unseres historischen Bewußtseins geführt. Wer etwa heute den Spätherbst des Jahres 1923 in Erinnerung ruft, kann sicher sein, daß so gut wie alle seine Zuhörer an den 9. November 1923 und an den Putsch Hitlers und Ludendorffs in München denken. Daß im gleichen Spätherbst die Sowjetunion den großangelegten Versuch unternahm, mit Hilfe von Aufständen der kommunistischen Partei die Macht im Deutschen Reich an sich zu reißen, ist kaum einem
Wenn es keinen Vatergott gibt, warum soll ich dann gut sein?” Mit diesem Satz hat der achtzigjährige Max Horkheimer bei den Hochschulwochen in Bozen erklärt, weshalb er nicht in der Lage sei, Religion für das „Opium des Volkes” zu halten. Ob er für seine Person zum Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs zurückgekehrt war, blieb damals offen. Aber daß hier ein Mann, der es sich weder im Leben noch in der Wissenschaft leichtgemacht hatte und der zu den großen Anregern und Wortführern der „kritischen Philosophie” gehörte, am Ende seines Weges zu der Einsicht gelangt war, die Existenz
Wer viel unterwegs ist, sei es als Tourist, sei es aus beruflichen Gründen, lernt die Auswirkungen des Zweiten Vatikanischen Konzils unter einem besonderen Aspekt kennen, sofern er auf Reisen nicht darauf verzichtet, die Sonntagsmesse zu besuchen. Die liturgischen Reformen haben nicht nur der jeweiligen Landessprache zum Durchbruch verhol-fen; sie haben auch zu einer Diversifikation der Riten, Texte und Gewohnheiten geführt, die kaum größer sein könnte, wenn sie beabsichtigt und ausdrücklich angeordnet wäre.Über Motive und Ursachen dieser Erscheinung soll hier nicht weiter spekuliert
Wieviel an der Behauptung, die Araber hätten das öl als politische Waffe entdeckt, richtig ist, wird sich noch erweisen müssen. Vorerst ist die Vermutung erlaubt, daß die für arabische Verhältnisse erstaunlich geschlossene Anwendung dieser Waffe in einen sowjetischen Plan gehört und vom Kreml mit gehörigem Druck erreicht worden ist. Dafür spricht unter anderem die Promptheit, mit der Moskau die Preise für die an arabische Länder zu liefernden Waffen drastisch erhöhte, als sich der ägyptische Anfangssieg in eine drohende arabische Niederlage zu verwandeln begann* föocnbürokratische Systeme wie die Sowjetunion sind in der Regel außerstande, solche Entschlüsse kurzfristig zu fassen, es sei denn, sie seien schon vorgeplant.
In der heutigen innerkirchlichen Diskussion spielt das Wort „Mitte“ eine große, in ihrer Bedeutung und in ihrer Problematik oft nicht erkannte Rolle. Man sagt, um die Position irgendeines Diskussionsteilnehmers kurz zu charakterisieren, er stehe „links von der Mitte“ — und das gilt im allgemeinen ohne nähere Nachprüfung als Synonym für zeitgemäß, fortschrittlich, aufgeschlossen. Oder man stuft einen Diskussionsteilnehmer — und das geschieht selten ohne diskriminierenden Unterton — als „rechts“ oder gar als „rechtskonservativ“ ein und will damit in der Regel sagen,
Die Rede, die der russische Dichter Alexander Solschenizyn bei der Entgegennahme des Nobel-Preises halten wollte, liegt nun im Druck vor. Sie stellt ein menschliches und politisches Dokument erster Ordnung dar. Da der Literaturpreisträger des Jahres 1970 keine Ausreiseerlaubnis erhielt, konnte er nicht zur Verleihungszeremonie nach Stockholm reisen. Auch die Übergabe des Preises in einer Moskauer Privatwohnung kam nicht zustande; die Sowjetführung verweigerte dem Sekretär der Schwedischen Akademie das Visum. Bis zur Stunde sind Diplom und Medaille für Alexander Solschenizyn in Stockholm
Nur in skizzenhaftem Umriß können die mancherlei Widersprüche angedeutet werden, die sich im katholischen Leben der Gegenwart zeigen. Da ist zunächst einmal der Widerspruch zwischen dezidiert erklärtem Willen der Konzilsväter, übrigens im Anschluß an Johannes XXIII. und dessen Enzykliken „Mater et ma-gistra“ und „Pacem in terris“, die politischen Sachentscheidungen sollten der freien, nur vom Sittengesetz geleiteten Einsicht der verantwortlichen Staatsmänner überlassen bleiben, und den zuweilen massiven Forderungen, Ratschlägen und Einmischungen einer neuen Generation von