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Sprachen lernen lohnt sich

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Ioan Holunder, Staatsoi'erndirektor:

Ich bin überzeugt davon, daß ein hoher Prozentsatz meines beruflichen Erfolges darauf zurückzuführen ist, daß ich mehrere Sprachen spreche. Im Kulturbetrieb sind Sprach-kenntnisse enorm wichtig, vor allem im Umgang mit den Künstlern. Es entsteht ein viel besserer Kontakt, wenn man jemanden in seiner Muttersprache ansprechen kann. Die Wörter allein genügen dafür aber nicht, auch das Verständnis für den jeweiligen Kulturkreis ist wichtig.

Mit dem Sprachenlernen muß man als Kind beginnen. Ich selbst bin in Rumänien zur Schule gegangen und habe Deutsch und Ungarisch gleichsam „mitgelernt", weil das die Sprachen der dort lebenden Minderheiten waren. Am Anfang habe ich die Worte eben so geschrieben, wie ich sie gehört habe. Französisch war die „zweite Sprache" in Rumänien, und auch mit Englisch habe ich als Kind begonnen.

Russisch zu lernen, war Zwang -wir lehnten das ab. Heute wäre ich froh, wenn auch davon mehr hängengeblieben wäre. Später, als Sänger, habe ich Italienisch gelernt. Wenn man bereits mehrere Sprachen kann, ist es nicht mehr so schwer, noch eine weitere zu lernen. Für den Lernerfolg halte ich nicht das „Sprachtalent" für entscheidend, sondern den Willen zum Lernen.

DIÖZESANBISCHOF kurt krenn:

Ohne Zweifel sind Sprachkenntnisse auch in der Kirche wichtig, heute mehr als je zuvor. Man ist ja leider vom Latein weggegangen, nur wenige beherrschen es heute noch gut genug, um sich darin verständigen zu können. Auch der Schriftverkehr in Latein wird immer weniger. Latein ist von Italienisch abgelöst worden. Italienisch können sehr viele, aber auch Englisch ist wichtig. Man kann nur jedem raten, Sprachen zu lernen und zu beherrschen. Zwar muß man in der Kirche nicht unbedingt zehn Sprachen sprechen, aber man sollte sich miteinander verständigen können. Ich war zehn Jahre in Rom und habe dort Italienisch gelernt. Es wäre traurig, würde man nach einer so langen Zeit in einem Land die Sprache nicht beherrschen. Englisch habe ich in der Schule gelernt und kann es passabel sprechen. Das, was man einmal in der Schule gelernt hat, kann man später leicht auffrischen. Für Sprachkurse und systematisches Lernen hat man aber nicht mehr genug Zeit, man lerntaus „Fallstudien". Mich einige Wochen zum Sprachstudium zurückzuziehen, wäre für mich zeitlich nicht möglich.

Gilbert Prilasnig, Profi-Fussbal-ler (Sttkm Graz)

Ich verstehe sechs Fremdsprachen, sprechen kann ich vier. Englisch und Französisch habe ich in der Schule gelernt, Italienisch hatte ich als Freigegenstand - und jetzt dolmetsche ich für die Italiener in unserer Mannschaft. In den Spanisch-Unterricht habe ich mich fallweise als Zuhörer hineingesetzt und später einen Uni-Grundkurs besucht. Dort habe ich die Grammatik gelernt. Ein Basiswissen über die Grammatik ist wichtig, wenn man auch das Sprechen am besten im jeweiligen Land lernt. Holländisch habe ich nur von Freunden durch Zuhören gelernt - ich kann es zwar nicht wirklich sprechen, aber ich verstehe es. Genauso kroatisch, weil wir immer kroatische Mannschaftskollegen haben. In der Schule war ich gar nicht so gut in Englisch, jetzt lerne ich Sprachen aus persönlichem Interesse. Es macht mir Spaß, es fasziniert mich. Und ich weiß, daß man Sprach-kenntnisse immer brauchen kann.

Agnes Schierhuber, Abgeordnete zum Europäischen Parlament, PVP Fremdsprachen sind für einen EU-Parlamentarier sehr wesentlich, vor allem Englisch. In den Sitzungen wird zwar alles simultan übersetzt, aber bei den Ganggesprächen mit den Kollegen ist Englisch die „Umgangssprache". Die meisten Abgeordneten, auch aus Italien, Spanien oder Griechenland, können Englisch. Auch im täglichen Leben in Brüssel kann man sich damit sehr gut verständigen. Ich habe den Eindruck, daß in Österreich

Fremdsprachen noch immer unterbewertet werden. Ich bin von allen österreichischen EU-Parlamentariern die einzige Vertreterin des ländlichen Raumes - und ich predige bei jeder Gelegenheit, wie wichtig Sprachenlernen ist. Kinder sollten möglichst früh auf spielerische Art damit beginnen. Am besten wäre, wenn sie zweisprachig aufwachsen. Ich selbst habe Englisch in der Schule gelernt und war später wieder damit konfon-tiert, als meine Töchter ins Gymnasium gingen. Davon abgesehen, habe ich es aber jahrelang „ruhen lassen". Jetzt frische ich meine Kenntnisse bei den Parlamentssitzungen auf: Wenn Kollegen sprechen, die sehr gut Englisch können, nehme ich die Kopfhörer ab und versuche, der Sitzung auf Englisch zu folgen. Sprachkurse für EU-Parlamentarier werden zwar angeboten, ich hatte aber bisher dafür nicht genug Zeit.

Die Statements holte

Christine Kary- ein.

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