Czech_Ausstellung-02.jp - © Foto: Lisa Rastl

„Ungefähre Hauptrichtung“: Gedanken werden Raum

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Die Galerie fjk3 – Raum für zeitgenössische Kunst zeigt eine außergewöhnliche Schau zum vielfältigen Schaffen des Architekten Hermann Czech.

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Die Galerie fjk3 – Raum für zeitgenössische Kunst zeigt eine außergewöhnliche Schau zum vielfältigen Schaffen des Architekten Hermann Czech.

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Hermann Czech ist die graue Eminenz der heimischen Architekturszene. Er ist einer ihrer eigenwilligsten, originellsten Protagonisten. Lang als Geheimtipp gehandelt, hat er längst Kultstatus erlangt. Czech ist Jahrgang 1936, sein gebautes Werk überschaubar, aber von einer gedanklichen Dichte, die ihresgleichen sucht. Seine Schriften und Projekte sind immer mit Erkenntnisgewinn zu lesen. Ihr Einfluss auf Rezeption und Produktion von Architektur ist groß und von internationaler Reichweite.

Mit dem jungen, siebzehnköpfigen Kollektiv AKT gestaltete er 2023 den österreichischen Beitrag zur Architekturbiennale in Venedig. Er thematisierte die Auswirkungen des Biennale-Betriebs und Biennale-Tourismus auf die Stadt und gab deren Bevölkerung ein Podium – ein absolut zeitgemäßer Ansatz und typisch für Czech: Seine Architektur bezieht Stellung. Die Personale in der Galerie fjk3 am Franz-Josefs-Kai 3 zeigt auch viele ungebaute Projekte sowie Statements zur Stadt, die ihm immer noch wichtig sind. Der kritische U-Bahn-Netz-Entwurf des Jahres 1966 mit der arbeitsgruppe 4 (Friedrich Kurrent, Johannes Spalt, Hugo Potyka, Otto Steinmann), die Konzeptskizze für Hochhäuser jenseits des Donaukanals, 1972. Radial angeordnet, bleiben sie lang verdeckt und erscheinen schlank. Das Café der Schönbrunner Gloriette wollte Czech unter zwei Glaskuppeln auf die Flachdächer der Seitenflügel stellen. „Die jetzige Lösung zerstört ihre Silhouettenwirkung“, bemerkt er nicht zu Unrecht im FURCHE-Gespräch.

Größtmögliche Selbstverständlichkeit

„Ungefähre Hauptrichtung“ heißt die Ausstellung; Claudia Cavallar, Gabriele Kaiser, Eva Kuß, Fiona Liewehr und Hermann Czech kuratierten sie gemeinsam. Zu sehen ist „fast mein gesamtes Werk, bis auf 15 Prozent“. Realisierte, projektierte, zerstörte Bauten und Inneneinrichtungen, Wettbewerbsbeiträge, Entwürfe, Ausstellungsgestaltungen, originale Möbel, Lampen, Modelle und dicht beschriebene Zettel. Czech misstraut allen Sicherheiten und trifft doch immer höchst präzise Entscheidungen. „Im Prinzip gibt es in der Architektur zwei Hauptrichtungen“, sagt er. Die eine ziele auf den möglichst hohen Effekt der Kategorie „So etwas habe ich noch nie gesehen“. Die andere wolle jeweils das Beste machen, was möglich sei. „Das Beste ist sehr oft, wenn nicht sogar meistens etwas, das nach Nichts ausschaut“, so Czech, eindeutig ein Vertreter der zweiten Denkungsart. „Meine Hauptrichtung in der Architektur ist eine gewisse Selbstverständlichkeit. Ich wähle zunächst einen methodischen Einstieg und orientiere mich an den Tatsachen.“

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