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PRINZ PHILIP / ERFOLGREICHER BATTENBERGE

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Die männlichen Enkel des am 19. Februar 1960 geborene Prinzen werden die ersten Mitglieder des englischen Königshauses sein, die den Familiennamen Windsor-Mount-batten tragen. Die Willenserklärung Königin Elisabeths IL ist menschlich verständlich: Einige Nachkommen sollen den Namen ihres Gatten fortpflanzen, den sie als einen Mount-batten geheiratet hat. Auf der Insel wurde das aber keineswegs einhellig hingenommen. Der Presse war die nun so betonte deutsche Abstammung ein Stein des Anstoßes. Die Königin blieb indes fest. Im Gegensatz zu ihrem Großvater, Georg V., der sich unter dem Druck der Öffentlichkeit 1917 entschlossen hatte, seinen Namen zu ändern.

Die Königin stammt übrigens gar nicht aus dem Hause Windsor, sondern aus dem herzoglichen Hause Sachsen-Koburg-Gotha. Sie ist eine geborene Wettin, weil die Sachsen-Koburger den Familiennamen Wettin tragen. Erst während des ersten Weltkrieges, als die antideutsche Welle in England sich bis auf die Dachshunde erstreckte, ging man auf den Namen Windsor über.

Genealogisch schwieriger liegt die Sache beim Prinzen Philip, den die Engländer ah Herzog von Edinburgh kennen. So heißt er allerdings erst seit dem 20. November 1947, dem Tag seiner Eheschließung mit der damaligen Kronprinzessin. Vorher war er der Bürger und Kapitänleutnant Philip Motwf-batten. Und vor seiner Verlobung war er ein Prinz von Griechenland und Dänemark. Als solcher gehört er dem herzoglichen Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburgan. Mütterlicherseits stammt er von jenen Battenbergs ab, die Europa seit 90 Jahren mit Gesprächsstoff versorgten und von denen einige so phantastische Karrieren machten.

Nach England gelangten sie durch Prinz Ludwig, der der Schöpfer der britischen Schlachtflotte wurde. Sein Sohn Lord Louis Mountbatten landete auf dem Posten des Ersten Seelords. Er ist Philips Onkel. Zusammenfassend gesagt: man ist allenthalben verschwägert. Streng genealogisch genommen ist die Königin eine deutsche Prinzessin und Philip ein deutscher Prinz. Bekanntlich hat Elisabeth IL anläßlich des Besuches Theodor Heuß' darauf hingewiesen, was die englische Öffentlichkeit mit unverhohlenem Unbehagen vermerkte.

Prinz Philips Jugend war die typische Jugend der Exilierten: amerikanischer Kindergarten und Elementarschule in Paris, Studien in Deutschland und nach 1933 in England. Dort lag seine Erziehung hauptsächlich in den Händen des deutschen Pädagogen Kurt Hahn, der ihm ins Abgangszeugnis schrieb: „Prinz Philip ist der geborene Führer, doch erst unter dem Druck außergewöhnlicher Anforderungen gibt er sein Bestes. Sein Bestes ist hervorragend, sein Zweitbestes nicht gut genug ...“ Während des ganzen zweiten Weltkrieges diente er bei der Kriegsmarine, die ihm das Beste abverlangte. Er war Erster Offizier auf einem Zerstörer, wurde öfter im Kriegsbericht lobend erwähnt. Schon 1942 beantragte er britische Staatsbürgerschaft. Erst als Elisabeth 1952 den britischen Thron bestieg, wurde Philip mit ungewöhnlicher Schnelligkeit zum Flottenadmiral befördert und in den Herzogsstand erhoben.

Philip spielt seine diffizile Rolle als Prinzgemahl, die in der Verfassung nicht vor' gesehen ist, mit Würde. Die Engländer mögen ihn. Zunächst sieht er außergewöhnlich gut aus. Er ist jener Typ, der den Frauen gefällt — und das, ohne dabei die Männer gegen sich aufzubringen. Er ist stets offen, aufrichtig, an allem interessiert. Geformt wurde Philip mehr durch Handeln als durch Besinnung, mehr durch Kontakte als durch Bücher. Der Eindruck, er sei ein fröhlicher, zupackender Marineoffizier, der zufällig eine Prinzessin geheiratet habe, trügt freilich. Dieser moderne Mann fährt gerne schnelle Wagen, entwirft aber ebenso Pläne für die Erziehung der Jugend zur Selbständigkeit. Er hat sich als ein Mensch entpuppt, der sein ganzes Gewicht in die Waagschale wirft, um zu den drängenden Problemen Stellung zu nehmen. Die meisten Engländer sagen: Der richtige Mann am richtigen Platz. e. f.

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