Religion als Quelle von Werten?

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Immer wieder ist von religiösen Autoritäten zu hören, dass die Religion, egal welche, für eine Gesellschaft eine unverzichtbare Quelle von Werten ist. Letzten Monat war ich bei zwei Fortbildungsveranstaltungen, die eine richtete sich an Politiker aus der SPD, die andere an Politiker aus der CDU. Während einige Sozialdemokraten skeptisch waren, dass Religion als Quelle von Werten notwendig ist, betonten viele Christdemokraten diese Notwendigkeit, es war gar die Rede von der Notwendigkeit einer "öffentlichen Theologie“ und es wurde die Wichtigkeit von religiösen Werten in der Politik und der Öffentlichkeit unterstrichen.

Skeptiker argumentieren, dass Menschen alle notwendigen Werte für ein friedliches Zusammenleben allein aus ihrer Vernunft ableiten können, daher sei die Religion als Quelle von Werten nicht notwendig. Außerdem hätten Religionen im Laufe der Menschheitsgeschichte gezeigt, dass sie nicht immer für ein friedliches Zusammenleben gesorgt haben.

Ich stelle daher die Frage an meine Kolumnenkollegin und -kollegen: Wie sehen Sie es aus Ihrer jüdischen, katholischen beziehungsweise protestantischen Sicht: Welchen Wert bzw. welche Werte liefert das Christentum bzw. das Judentum, den/die die menschliche Vernunft nicht liefern kann? Oder ist diese Frage von vornherein falsch, weil sie impliziert, dass Religion eine Quelle von Werten ist, was sie aber aus Ihrer Sicht womöglich nicht ist? Haben Religionen in Bezug auf Werte vielleicht nur die Aufgabe, diese religiös zu untermauern? Sind Religionen also nichts mehr als Quelle von Legitimation?

Und wenn religiöse Werte auch aus der Vernunft ableitbar sind, wozu brauchen wir heute noch Religionen, wo wir doch die Menschenrechte als verbindlichen Wertekanon haben? Ich bin auf Ihre Positionen sehr gespannt.

Der Autor ist Prof. f. Islam. Religionspädagogik an der Uni Münster.

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