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Kärntens Holzmesse

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Als Ferdinand I. im Herbst 1838 die erste Klagenfurter Ausstellung eröffmete, begann gewissermaßen die Geschichte der Kärntner Messe, wenn es auch noch ein gutes Jahrhundert bis zu ihrer Verwirklichung iim heutigen Sinne dauern sollte. Damals veranstaltete die neugegründete Landesstelle des österreichischen Gewerbevereines eine Ausstellung, an der sich auch die Länder Krain und Steiermark beteiligten. 322 verschiedene Firmen, Gewerbe-, Handels- und Industriebetriebe, stellten hier ihre Erzeugnisse aus. Daß diese Ausstellung in Klagenfurt stattfand, hatte seinen Grund darin, daß Klagenfurt als Landeshauptstadt schon längst der wirtschaftliche Mittelpunkt des Landes geworden war, in dem und in dessen Umgebung sich bedeutende Teile der heimischen Industrie seßhaft gemacht hatten und dessen zentrale Situation überhaupt die Abhaltung einer solchen Veranstaltung wesentlich begünstigte. Auch die nächste große messeartige Veranstaltung, die Kärntner Landesausstellung 1885, wurde in Klagenfurt durchgeführt; sie zählte mehr als

100.0 Besucher. 1911 folgte die große Kärntner Landeshandwerksausstellung.

Erst 1931 aber sollte der letzte große Schritt zur Verwirklichung der Kärntner Messe getan werden. Der Klagenfurter Verschönerungsverein, der seit einiger Zeit jährlich ein Herbstfest veranstaltete, wurde ersucht, diesem Herbstfest eine Art Warenmusterschau anzugliedem. Aus dieser Warenmusterschau, an der sich 1931 rund 500 Klagenfurter Gewerbetreibende und Geschäftsleute beteiligten, wuchs die nunmehr alljährlich veranstaltete Klagenfurter „Gewerbeausistellung und Herbstfest“, deren Rahmen immer größer, deren wirtschaftliche Bedeutung immer umfangreicher wurde.

Nach den ersten Nachkriegsjahren, etwa von 1948 an, wurde die Veranstaltung immer vielseitiger; Aussteller aus den anderen Bundesländern und seit 1950 auch aus dem benachbarten Ausland (Italien und Jugoslawien) fanden sich ein und verliehen der Veranstaltung allmählich internationalen Charakter. Im Jahre 1951 erhielt sie dann auch den Titel „Kärntner Landesausstellung“.

Auf Grund der Erfolge und der Bedeutung, dieser ersten Landesausstellung wurde die Veranstaltung durch Beschluß der Landesregierung zur „Kärntner Messe Klagenfurt“ gemacht, während das Messepräsidium beschloß, die Kärntner Messe als Holawirt- schaftsschau durchzuführen. In Anerkennung der Bedeutung, die die Holzwirt Schaft nicht nur für das Bundesland Kärnten, sondern überhaupt für die Wirtschaft Österreichs besitzt, sollte die Kärntner Messe die verschiedenen Möglichkeiten der Holzverarbeitung und --Verwertung zeigen und der Holzwirtschaft Gelegenheit geben, ihre Produkte zu offerieren. Schon die 1. Kärntner Messe brachte zwei repräsentative Sonderschauen auf diesem Gebiet. Das Ausstellungsgelände war noch immer von der Besatzungsmacht beschlagnahmt, so daß als Ausstellungsräume nach wie vor zwei Klagenfurter Schulen verwendet werden mußten. Die erste Kärntner

Messe tai Jahre 1952 erhielt außerdem Messekontingente von 2,5 Millionen Schilltag für Jugoslawien, 25 Millionen Lire für Italien und ein Vorzugsdevisenkontingent von 100.000 DM für Westdeutschland.

Die 2. Kärntner Messe tan Jahre 1953 wurde auch vom Handelsministerium anerkannt. Sie bot wieder eine umfangreiche Wirtschafts- schau und intemaitionalen Charakter: Von den insgesamt 700 Ausstellern kamen rund 100 aus dem Ausland, vorzugsweise aus Italien, Jugoslawien und Westdeutschland. Ihren speziellen Charakter erhielt auch diese Messe wieder durch die große Holzwirtschaftsschau, die bei den Besuchern aus dem In- und Ausland allergrößte Beachtung fand.

Die Messe des Jahres 1954 . fand erstmals wieder, „auf dem .niinmelsįfš Messegelände statt, das mit seinen rund 130.000 Quadratmetern praktisch doppelt so groß war wie das Gelände der Messe des Vorjahres. Allein das Vorhandensein eines entsprechenden Geländes brachte der Messe einen mächtigen Entwicklungsimpuls. Seit 1954 darf sie sich „österreichische Holzmesse“ nennen. In den letzten Jahren stabilisierte sich die Besucherzahl, die sich zu rund einem Drittel aus Ausländem rekrutiert, auf etwas mehr als 300.000. Gleichzeitig ergab sich eine Ausstellerzähl von insgesamt 1200, wobei jedoch festzustellen ist, daß die Messe es durch geschickte Auswahl verstand, den Anteil der Aussteller aus der Holzbranche von Jahr zu Jahr zu erhöhen und damit nicht nur den Spezialcharakter der Messe zu betonen, sondern auch das gesamte Niveau zu heben und ein immer geschlosseneres Angebot zu garantieren.

In letzter Zeit wurde vor allem der internationale Charakter der österreichischen Holzmesse stärker betont; zu den traditionellen Kollektivausstellungen aus dem Ausland, aus Italien und Jugoslawien, kamen nunmehr auch solche aus Rumänien und Polen, und für die 15. Österreichische Holzmesse 1966 darf man mit einer noch ausgedehnteren ausländischen Beteiligung dieser Art rechnen, während im übrigen Erzeuger und Aussteller Exponate aus mehr als 20 Staaten Europas und überseeischer Länder darbieten.

Die Messeleitung ist bestrebt, ihren Ausstellern und Besuchern über die Organisation und Werbung hinaus möglichst erfįgegenzu- kpmmen, Dazu gehört der Ausbau des KUv genfurter Ausstellungsgeländes, das mit Asphaltstraßen, Kanalisation und allen Anschlüssen ausgestattet ist. Ein erheblicher Teil der 10-Hekitar-Ausstellungsfläche, nämlich mehr als 40 Prozent, ist gedeckte Hallenfläche; dazu kommen weitere 20.000 Quadratmeter Fläche in firmeneigenen Fixbauten. Zur Juibi- läumsmesse 1966 sah man sich verpflichtet, einen repräsentativen Holzbau zu errichten. Die große Stadt- und Messehalle, die seit 1959 in Betrieb steht, ist eine Mehrzweckhalle, weshalb für sie die hergebrachte Betonbauweise gewählt wurde, die selbstverständlich auch einen Einsatz erheblicher Hoizmengen erforderte. Die neue Halle im Ausmaß 100X75 Meter jedoch ist eine reine Holzleimbinderkonstruktion und in ihren Dimensionen die größte derartige Halle in Europa. Sie ist Ausstellungshalle und Exponat zugleich.

Wenn nun auch das Bestreben, die österreichische Holzfachmesse immer weiter auszubauen und immer umfassender zu gestalten, weiterhin erstes Ziel sein und bleiben wird, so läßt man doch auch der übrigen Messe selbst größte Sorgfalt angedeihen. Der internationale Besuch, insbesondere der von Wirtschaftsdelegationen aus den östlichen Ländern Jugoslawien, UdSSR, Rumänien, Polen usw. gilt zwar in'erster Linie der Holzmesse; daneben aber verliert der allgemeine Messeteil nichts von seiner Anziehungskraft. Denn noch immer ist die Kärntner Messe auch ein Schaufenster der heimischen, der Kärntner und der österreichischen Wirtschaft.

Das eigentliche Messegescheben wird durch Fachtagungen — österreichischer Sägetag, holzverarbeitende Industrie, Innungen, Bau- direfctoren usw. — ergänzt, zu denen seit Jahren auch die Arbeitstagung internationaler Hölzfachjoumalisten zählt. Weiterhin ist Kla- genfurt zum Tagungsort der kommenden Dreiländerholztagung Deutschland-Öster- redch-Schweiz im Jahre 1968 ausersehen. Diese Tagungen befruchten einerseits die Messe, werden aber anderseits ebenso vom Messegescheben befruchtet.

Der einst recht gewagt scheinende Plan, in Klagenfurt, im Süden Österreichs, eine Fachmesse aufzubauen, trägt nunmehr seine Früchte. Es ist sicherlich nicht unbegründet, wenn man der österreichischen Holzmesse eine gedeihliche Zukunft prophezeit, denn das Holz behauptet offensichtlich seine Stellung als unersetzlicher Rohstoff für tausenderlei Gegenstände des täglichen Bedarfes auch in einer Mt, die sich durch das massierte Erscheinen von Kunststoffen auf dem Markt kennzeichnet. Holz, der älteste Werkstoff der Menschheit, wird in absehbarer Zeit wohl kaum durch andere Materialien zu ersetzen sein. Zu .geigep, . was. die moderne jpssen- schafifc, was .Gewerbefleiß und künstlerisches Empfinden aus diesem uralten Werkstoff an immer neuen Facetten herauszuholen imstande ist — das ist die erste und vornehmste Aufgabe der Holzmesse Österreichs!

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