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Trigon 65 in Graz

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In Graz ist zur Zeit die Dreiländer-ausstellung zeitgenössischer bildender Kunst aus Italien, Jugoslawien und Österreich — „Trigon 65“ -m zu sehen. Sie ist sichtbarer Ausdruck lebendiger steirischer Kunstpolitik, die unter der dynamischen Führung von Landeshauptmannstellvertreter Univ.-Prof. Dr. Hanns Koren schon seit Jahren mit Erfolg bemüht ist, das Schlagwort von der Steiermark als „Land der Begegnung“ in die Tat umzusetzen. Diesem Thema ist auch heuer wieder die „Steirische Aka-mie“ augeordnet, die in ihrem politischen Teil „Der Humanitätsbegriff als Gegenstand ideologischer Auseinandersetzung“ und in ihrem Kulturteil „Kunstkritik und Kunstkommentar“ namhafte Politiker, Publizisten und Kunsttheoretiker aus den drei benachbarten Ländern zu Wort kommen läßt.

Die Ausstellung „Trigon 65“ zeigt Werke von je fünf Malern und Bildhauern aus Italien, Jugoslawien und Österreich und konfrontiert damit das zeitgenössische Schaffen in diesen Ländern in guter Weise. Italien gibt sich dabei am fortschrittlichsten. Enrico Castellani zeigt monochrome Bilder mit raffinierter Flächenwirkung, Getulio Alviani interessante Oberflächenkompositionen aus Industriemetallen, Piero Dorazio hat seine bekannten Textil-bilder farbig in grober Analyse weiter entwickelt, Lucio del Pezzo überrascht mit phantasiereichen Bildplastiken, die die Schule der „Pittura metaftsica“ geschickt ins Heute transponieren, während Achille Pe-rllli mit gezeichneten Anekdoten aufwartet.

Von den Jugoslawen besticht Altmeister Krsto Hegedusit mit malerisch gediegenen Ölbildern, in denen alle modernen Techniken souverän beherrscht werden, Vladimir Velic-kovic — die Überraschung der Ausstellung — ist mit realistischen Bildern vertreten, die kraftvoll und dynamisch gestaltet sind. Edo Mur-tic erweist sich leider nur als epigonaler Tachist, Janez Bernik Tieigt besinnlich-elegante, Bogdan Meüko hintergründige Abstraktionen.

Österreich ist vertreten durch Gottfried Fabian, der graphische Ideen mit kalten Farbhintergründen kontrastiert, durch Karl Korab einen liebenswürdigen Phantasten, durch Josef Mikl, der erlesene Raumkompositionen ausstellt, ferner durch Max Weiler, der feindifferenzierte abstrakte Landschaften zeigt, und schließlich durch Hermann Painitz, der sich mit seinen mathematischen

Kompositionen, denen der Sprung in die Ästhetik mit Eleganz gelingt, in die erste -Reihe der österreichischen Moderne »teilte.

Bei den Plastiken dominiert Österreich in ganz überlegener Weise. Während die Beiträge aus dem Ausland auf mittlerer Qualitätsebene liegen — lediglich der auch in Wien bekannte Jugoslawe Duzan Dia-monia vermag wirklich zu interessieren —, halten die österreichischen Plastiker Fritz Hartlauer, Joannis Avramidis und Karl Prantl mit ihren durchdachten, konsequenten und formal-gediegenen Arbeiten mit weitem Abstand die Spitze.

Graz zeigt somit in „Trigon 65“ eine Ausstellung mit bedeutendem Informationswert und erstaunlich viel Qualität. Die steirische Drei-Länder-Kunsftbiennale „Trigon“ hat somit auch ihre zweite Runde mit Anstand und Erfolg hinter sich gebracht. — Zu erwähnen ist noch, daß die Ausstellung ergänzt wird durch eine beachtenswerte Schau mit Werken des Altmeisters Hans Fronius.

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