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Bucher zur Musik der Romantik

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Neue Schubert-Dokumente. Von Otto Erich Deutsch. Verlag Hug & Co., Zürich. 40 Seiten.

Dies Heftchen ist in erster Linie eine Ergänzung zu des Verfassers 1914 erschienenem Buch „Franz Schubert. Die Dokumente seines Lebens und Schaffens“. Es faßt die seither entdeckten, meist noch unveröffentlichten Funde zusammen und ist als erstes Heft einer Fortsetzungsreihe gedacht. Da sie ohne Zusammenhang mit dem Buche nicht ohne weiteres verständlich wären, sind ihnen kurze Erläuterungen beigefügt. Damit bilden sie auch für den neu hinzukommenden Leser eine Fundgrube interessantester Schubert-Lektüre, ganz abgesehen von ihrem musikwissenschaftlichen Wert.

Franz Schubert. Briefe und Schriften. Von Otto Erich Deutsch. Verlag Brüder Hollinek, Wien. 229 Seiten. Preis 88 S.

Das Buch liest sich lebendiger als ein Roman und ist auch durch seinen Inhalt mehr als ein Roman imstande, ein lebendiges und unverfälschtes Bild Schuberts, seiner Umgebung und seiner Zeit zu geben. In chronologischer Folge enthält es alle Briefe, Tagebuchaufzeichnungen, Gedichte und Widmungen Schuberts sowie alle an ihn gerichteten Briefe und Mitteilungen. Der Kommentar ist nicht in Fußnoten oder im Anhang gegeben, sondern jedem einzelnen Dokument angefügt, was Blättern und Suchen erspart und einen unmittelbaren Eindruck sichert. Eine Tabelle der wichtigsten Daten aus Schuberts Leben ermöglicht dem Leser eine genaue und erinnernde Uebersicht: eine weitere ersteht aus den präzisen Angaben über Schicksal und Aufbewahrungsort der Originaldokumente. Wenn Alfred Einstein über den Verfasser schreibt, es gäbe niemand, der zur Kenntnis von Schuberts Leben und Schaffen mehr beigetragen hätte, so wird der aufmerksame Leser diesem Urteil zustimmen, wenn das historische Bild Schuberts ohne Legende und Sentimentalität vor seinen Augen ersteht. Wie notwendig dies ist, erhellt aus den immer noch kursierenden falschen Vorstellungen über den Wiener Meister, dessen Andenken dem Kitsch schwerer als bei den anderen Großen zu entreißen ist. — Die vornehme, durch ganzseitige Reproduktionen geschmückte Ausgabe empfiehlt das Buch auch äußerlich, das durch seine wissenschaftliche Exaktheit und historische Treue wohl das verläßlichste Schubert-Buch überhaupt ist.

Johann Michael Vogl, Hofoperist und Schubert-Sänger. Von Andreas Ließ. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Graz-Köln. 224 Seiten.

Hier ist die Geschichte eines Mannes geschrieben, dessen Name mit Schubert eng verbunden, dessen Persönlichkeit jedoch bisher so ziemlich unbekannt geblieben ist. Auch der Autor sieht Leben und Schicksal Vogls im Blickpunkt auf Schubert, doch dieser Blickpunkt macht die Persönlichkeit doppelt interessant und lebendig. Im übrigen hat Andreas Ließ es sich nicht leicht gemacht, sondern das Bild dieses scharf profilierten Mannes in eine ebenso deutlich profilierte Zeit und Kunstübung gestellt und in drei bedeutenden Teilen — Biographisches, Mensch und Künstler, Dokumente — Werden und Wirken eines Prominenten jener Zeit so weit aus dem Schatten Schuberts gerückt, als alles Licht ihn wieder mit diesem verbindet. Das Buch schlägt neue Seiten auf und findet neue Blickpunkte in eine Zeit, die uns oft in sentimentalischer Betrachtung verschwimmt, aber nicht weniger ernst und hart war wie nur eine.Interessante Reproduktionen erhöhen seinen Wert und machen es allen Lesern, insbesondere aber den Schubert-Freunden, zu einer willkommenen und irgendwie notwendigen Ergänzung. Die Ausstattung ist gediegen.

Carl Maria von Weber. Ein Brevier. Herausgegeben von Hans Dünnebeil. Afas-Musikverlag Hans Dünnebeil, Berlin W 35. 327 Seiten.

Neben einer Ahnentafel und einer chronologischen Tafel sowie vielen Bildern ist besonders ein Werksverzeichnis übersichtlich und vorteilhaft. Der weitere Inhalt besteht zum allergrößten Teile aus Schriften, Briefen und Tagebuchnotizen Webers selbst, seine Urteile über andere Komponisten und die Urteile der andern über ihn. Ein Brevier, dessen Lektüre genug des Interessanten böte und auch in seiner Anlage originell genug wäre, sich rasch beliebt zu machen, wenn die Ausgabe weniger dürftig geraten wäre. Besonders das billige, graue Papier befremdet zumindest als nicht mehr zeitgemäß.

Wilhelm Heinrich Riehl. Leben und Wirken. Von Viktor von G e r a m b. 1.—3. Lieferung. Otto Müller Verlag, Salzburg. Preis je Lieferung 26.40 S; Subskriptionsausgabe in 7 Lieferungen; Gesamtausgabe zirka 608 Seiten, 32 Bildtafeln.

Es ist schon oft bedauert worden, daß W. H. Riehl keine Selbstbiographie hinterlassen hat. Wenngleich auch viel bisher über Riehl geschrieben worden ist, so fehlte ein geschlossenes Gesamtbild dieses bedeutenden Begründers einer wissenschaftlichen Landes-und Volkskunde und Kulturhistorikers, Soziologen und evolutionären Sozialpolitikers zugleich. Alle deutschen Lande hat er durchwandert, das Leben des Grenz- und Auslandsdeutschtums, der Volksgruppen im Elsaß, in der Schweiz, den. Niederlanden, im Burgenland und im ungarischen Tiefland nach Siedlung und Landschaft, Charakter, Sprache und Sitte eingehend geschildert wie keiner vor ihm. So ist es verständlich, daß die Brüder-Grimm-Gesellschaft an den Altmeister Viktor von Geramb als den Berufenen herantrat, eine Riehl-Biographie zu schreiben. Günstige Druckaussichten zerschlugen sich infolge der Kriegsereignisse, bis Ende 1953 der Verlag Otto Müller in Salzburg die erfreuliche, nicht hoch genug einzuschätzende Initiative ergriff, die Biographie herauszubringen. Um auch den weniger bemittelten Riehl-Verehrern den Erwerb der ganzen Biographie zu ermöglichen, erscheint das Buch in Lieferungen. Die erste Lieferung behandelt die Kindheit (1823—1836). die humanistischen Lehrjahre (1837—1844); die zweite Lieferung die literarischen Lehr- und Wanderjahre (1845—1853); die dritte Lieferung die akademischen Meisterjahre im Dienste des Bayernkönigs Maximilian II. (1854—1864). Der ganze Band wird bis Ende dieses Jahres fertig vorliegen. Diese neue Biographie kommt gewissermaßen einer Selbstbiographie gleich, da der Verfasser Riehl möglichst oft selber erzählen läßt. Es ist dem unermüdlichen Nestor der Volkskunde ■zweifelsohne gelungen, eine mosaikartige Lebensbeschreibung zu schaffen, die zu einer wertvollen Quelle für geistes-und kulturgeschichtliche Forschungen geworden ist. Der Dank aller Riehl-Verehrer ist ihm gesichert.

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