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Das (Un-) Wetter
Gott schenke uns gedeihliches Wetter, er halte Blitz, Hagel und Unheil von uns fern ...” Der althergebrachte Wettersegen hat in diesem Sommer mehr Bedeutung erhalten als schon seit langem. Und eines ist gewiß: Für die Ferienregenversicherungen wird es eine teure Saison werden - und nicht nur für sie, denn die Wasserschäden gehen in die Millionen.
Schon regen sich die Unheilspropheten: Dies sei schuld oder eher jenes, daß sich das Klima global verschiebe. Ob da eine neue Sintflut im
Kommen wäre? Zumindest hilft dieser Sommer, die biblische Erzählung etwas besser zu verstehen, und manche bedauernswerte Menschen in den überschwemmten Gebieten wünschten sich wohl, eine Arche stünde ihnen für Hab und Gut zur Verfügung, wie einst dem Noah. Die Ursachenforschung für Begen und Flut wird die Fachleute noch eine Weile beschäftigen. Was sich aber untrüglich zeigt, ist: Die Wetterkatastrophe dieses Sommers erinnert uns Menschen daran, wo in dieser Schöpfung, wo in diesen unendlichen Zusammenhängen des Kosmos unser Platz ist. Das Wetter zeigt die Grenzen der Machbarkeit (auch des Machbarkeits-wahns) und hält sie unserer Generation vor Augen. Einflußnehmen können wir nicht auf Wind und Begen, lediglich den Folgen davon mit Pumpe und Sandsäcken zuleibe rücken, so gut es eben geht. Wir haben vieles, auch das Wetter, nicht in unserer Hand, denn wir sind nicht die Ursache dieser gesamten Schöpfung.
Als Hijob mit Gott über das Unheil zu rechten beginnt, das ihn getroffen hatte, antwortet ihm Gott mit Fragen:
„Wo warst du, als ich die Welt erschaffen, als ich die Gestirne ans Firmament gehängt habe?” (Hijob 38-41).
An dieser Antwort hat sich sinngemäß nichts geändert. Der Mensch ist Geschöpf, nicht Schöpfer. Leider bedarf es der Katastrophe, um ihn daran zu erinnern, daß ein Gott, unser Gott, die Ordnung dieser Welt grandgelegt hat. Ein guter Teil der Psalmen aus der jüdischen Tradition besingt gerade diese Dimension Gottes. - Not lehrt bekanntlich beten. Die Adresse stimmt: Mit dem alten Wettersegen liegen wir da schon richtig.
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