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Auf zwei Beinen

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Alle Staaten in Europa haben ihre nationalen Interessen — und diese Interessen können nun zusammentreffen oder auch nicht. Wenn wir über die Einheit Europas sprechen, müssen wir natürlich mehr über unsere allgemeinen Interessen sprechen, die nicht nur in West-, sondern auch in Osteuropa existieren.

Ich bin der Meinung, daß wir sehr viele einigende Interessen haben auf dem Gebiet des geistigen Lebens, der Kultur, der friedlichen Koexistenz sowie auf ökonomischem Gebiet. An erster Stelle müssen wir aber über Koexistenz sprechen, über Frieden und europäische Sicherheit.

Europa ist eine Heimat der Entspannung, nicht nur auf bilateralen Ebenen, sondern auch auf multilateraler Ebene. Wir müssen alles unternehmen, um die Wurzel dieses Entspannungsprozesses in Europa nicht auszureißen, und zwar hauptsächlich auf dem Gebiet der Wirtschaft.

Die Erfahrung hat uns gezeigt, daß die Entspannung natürlich mehr Erfolg haben könnte, würde sie auf zwei Beinen stehen, würde sie also auf einem wirtschaftlichen und einem militärischen Pfeiler ruhen. Jedoch kam es so, daß in den siebziger Jahren die großen Erfolge auf wirtschaftlichem Gebiet zu verzeichnen waren, es auf militärischem Gebiet aber umgekehrt war.

Die politische Entspannung hatte also diese zwei Beine verloren. Sie steht heute nur auf einem Bein. Und die Amerikaner möchten auch dieses Bein zerstören, weswegen es unsere Aufgabe ist, diese Wurzel der Entspannung zu bewahren. Und das stellt auch unsere Aufgabe beim nächsten „Wiener Kongreß“ (Folgetreffen der KSZE im November 1986 in Wien) dar.

Um die europäische Sicherheit zu bewahren, muß man zuerst genau feststellen, wer unsere Einheit in Westeuropa bedroht und welche' Beziehungen zwischen den einzelnen Nachbarstaaten Europas bestehen.

Wenn die europäischen Länder der Auffassung sind, daß diese Gefahr für Westeuropa von der Seite der sozialistischen Länder ausgeht, ist es für mich selbstverständlich, daß wir unsere Beziehungen selbst klarlegen müssen. Und die Sowjetunion hat tatsächlich viele Vorschläge unterbreitet, nicht nur für die USA, sondern auch für Europa ...

Ein Problem für die Einheit Europas und unsere Beziehungen stellt die Rolle der USA dar. Unsere Position ist, daß wir eine große Gefahr von Seiten der USA sehen, nicht nur für uns, sondern für die ganze Welt, weil die amerikanische Administration nicht nur auf der militärischen, sondern auch als Konkurrent auf wirtschaftlicher Ebene nach Überlegenheit strebt.

Der Autor ist Leiter des Zentrums für Westeuropäische Forschungen der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Moskau.

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