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Die neue Akzentsetzung

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Eis ist die vordringlichste Zielsetzung der {steiermärkischen Landesregierung, daß in den nächsten Jahren jene 40.000 bis 50.000 zusätzlichen Arbeitsplätze geschaffen werden können, die notwendig sind, um den steirischen Erwerbstätigen Arbeitsplätze in unserem Bundesland anzubieten und Arbeitslosigkeit sowie verstärkte Abwanderung zu verringern, wenn nicht zu verhindern.

In seinem jüngsten Monatsbericht (Nr. 5/1981) stellt das Institut für Wirtschaftsforschung fest, daß die Steiermark im Bundesländervergleich die stärkste Abwanderungsbewegung zu verzeichnen hatte, wobei im Saldo nur etwa die Hälfte der 1980 neu auf den Arbeitsmarkt tretenden Steirer in unserem Bundesland einen Arbeitsplatz fanden. Gegenüber den anderen Bundesländern ist dieses Ergebnis am ungünstigsten, da in Burgenland und I Kärnten etwa zwei Drittel, in Nieder- I Österreich 80 und in Westösterreich 80 bis 100 Prozent der zusätzlich auf den Arbeitsmarkt strömenden Österreicher einen Arbeitsplatz fanden.

Die in der Steiermark besonders hohe Betroffenheit von Inländern durch die Abwanderungsbewegung wird durch den ebenfalls in Österreich stärksten Rückgang des Ausländeranteiles umrund 25 Prozent noch unterstrichen.

Besonders interessant entwickelte sich das Erneuerungspotential der steirischen Wirtschaft, welches aus dem Saldo der Neugründungen und Stillegungen von Industriebetrieben und Betriebsstätten zu erkennen ist. In dieser vom österreichischen Statistischen Zentralamt seit 1971 jährlich veröffentlichten Statistik mußte die Steiermark 1980 erstmals einen Rückgang um 693 Arbeitsplätze verzeichnen.

Sie war bis 1978 in dieser Statistik einsamer Spitzenreiter, konnte doch die Steiermark von 1971 bis 1978 allein 73,8 Prozent des gesamtösterreichischen Saldos von Arbeitsplätzen aus Betriebsneugründungen und -Stillegungen erzielen. Diese Verhältniszahl im längerfristigen Vergleich reduzierte sich 1979 auf 65,7 und durch das negative Ergebnis 1980 auf 52,5 Prozent. Ein Positionsverlust von über 20 Prozent in nur zwei Jahren spiegelt sehr deutlich die akuten strukturpolitischen Schwierigkeiten vor allem der Eisen- und Stahlindustrie wider (35 Prozent aller steirischen Arbeitsplätze sind direkt oder indirekt verstaatlicht), mit denen die steirische Wirtschaft derzeit konfrontiert ist.

Während der Zuwachs der realen Produktion der steirischen Industrie mit 5,1 Prozent im Jahresdurchschnitt 1980 noch über dem österreichischen Durchschnitt von 4,3 Prozent gehalten werden konnte, lag die Steigerung der Produktivität (Produktion pro Beschäftigtem) mit 3 Prozent unter dem gesamtösterreichischen Durchschnitt von 3,2 Prozent. Dieses Mißverhältnis von Produktion und Produktivität weist einerseits auf die strukturpolitischen Probleme hin (hoher Anteil von Grundstoff- und Vorprodukten in der steirischen Industrie). Es macht aber auch deutlich, daß entschiedene Schritte zur Belebung des Investitionsklimas in der Steiermark, vor allem auch für Klein- und Mittelbetriebe, gesetzt werden müssen.

Neueste Studien zur Effizienz der Wirtschaftsförderungspolitik der öffentlichen Hand in der Bundesrepublik Deutschland, vor allem aber auch eine Studie des US-Handelsministeriums zeigen deutlich, daß die Geburtsrate neuer Unternehmungen in strukturschwachen Regionen angehoben werden muß und zwei Drittel aller neuen Arbeitsplätze in expandierenden jungen Unternehmen entstehen.

Für die steirische Wirtschaftspolitik bedeutet dies eine entschiedene Akzent- setzüng zur Förderung der Klein- und Mittelbetriebe, vor allem aber auch zu einer wesentlichen Verstärkung des Beratungsservice im Vergleich zu den rein finanziellen Hilfen.

Derzeit sind vier Beratungsgesellschaften auf Landesebene im Gründungsstadium, welche sowohl bestehende wie auch neue und ansiedlungswillige Unternehmen umfassend beraten sollen. Ein steiermärkisches Technologieberatungszentrum soll den Technologietransfer in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsförderungsinstitut der Handelskammer Steiermark und dem Forschungszentrum Graz verbessern und die Zusammenarbeit von industrieller und Universitätsforschung intensivieren.

Durch eine steiermärkische Beteili- gungs-Finanzierungs-Gesellschaft soll die Beschaffung notwendigen Eigenkapitals erleichtert werden. Eine steiermärkische Grundstückbeschaffungsgesellschaft soll die Aufschließung von Liegenschaften, die An- und Umsiedlung von Wirtschaftsunternehmen aller Art und die Errichtung von Gemeinschaftseinrichtungen besorgen. Durch eine steiermärkische Gesellschaft für Betriebserweiterungen und Betriebsan- siedlungen soll eine umfassende Standortberatung und Hilfestellung gegenüber den Behörden angeboten werden, wobei diese Gesellschaft für die Standortvorteile der Steiermark gezielt werben wird.

Im Bereich der Handelskammer wurden mit Unterstützung des Landes die Aktivitäten des Exportringes verstärkt, teilweise personell neu besetzt und auf die ursprünglichen Aufgaben konzentriert. Die Fragen des Industrial- Design für produzierendes Gewerbe und Industrie wurden in ihrer Bedeutung durch Gründung einer eigenen Stelle im Wirtschaftsförderungsinstitut erkannt, die Beratung auf diesem Gebiet wird verstärkt.

Schließlich werden auch die rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Beratungsdienste intensiviert, um vor allem neu gegründeten Unternehmen bei anfänglichen Schwierigkeiten Hilfestellung leisten zu können. Es muß aber auch darauf hingewiesen werden, daß alle Bemühungen auf Landesebene nur subsidiären Charakter haben können und vor allem der Bund durch eine entsprechende Steuer- und Wirtschaftspolitik für ein gutes Investitionsklima sorgen muß. Derzeit besteht der Eindruck, daß Österreich auf Grund ständig in Frage gestellter Rahmenbedingungen für ausländische Investoren an Attraktivität verliert, aber ebenso auch inländische Investoren verunsichert werden.

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