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Einheimische und Gäste
Den Wert einer Kritik bestimmt der Wert ihrer Information multipliziert mit dem Kredit, der dem Charakter des Kritikers und seiner Bildung einzuräumen ist.
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In einigen Wiener Galerien sind wieder ausländische Gäste zu finden, die zu Gedanken und Vergleichen anregen. So stellt im österreichischen Kulturzentrum im Palais Pälffy derzeit der in Konstanz am Bodensee lebende österreichische Maler Paul Emier seine delikat empfundenen Landschaften — Ölbilder, Gouachen, Aquarelle und Zeichnungen — aus, die er in ihrer vornehmen Zurückhaltung zu Recht als „paysages intimes“ bezeichnet. Er vertritt in ihnen eine Malerei, die sich durch feine atmosphärische Stimmungen und Nuancierungen auszeichnet, Frucht geduldiger Arbeit und stetiger Beobachtung vor dem Motiv, und in der langen Tradition einer künstlerischen Anschauung stehend, die man etwas ungenau als „impressionistisch“ bezeichnen könnte, obwohl sie nur sehr bedingt mit jener der orthodoxen französischen Impressionisten des 19. Jahrhunderts zu tun hat, wenn sie auch in manchem deren Einstellung teilt. Es handelt sich um Landschaften vom Bodensee, dem Mittelmeer und der Adria, die mit leichter und lockerer Pinselführung den Zauber von Licht und Luft an einfachen Motiven mit einem sicheren Gefühl für Komposition und räumliche Tiefe gestalten. Ihr poetisches Einfühlungsvermögen und die Aufrichtigkeit, mit der in ihnen optischen Eindrücken und malerischen Erlebnissen nachgegangen wird, geben ihnen über die malerischen Reize hinaus besondere Eindringlichkeit. Eine schöne Ausstellung.
Im oberen Stock des Wiener Künstlerhauses teilten sich zwei Herder-Stipendiaten, der Jugoslawe Velizar Krsti6 und der Rumäne Tudor Jebeleanu, in eine gemeinsame Schau ihrer Arbeiten. Jebeleanu zeigt sich dabei als ein sehr einfallsreicher und feinsinniger Zeichner, der in linearen Federzeichnungen mit einem sicheren Gefühl der Struktur und Fläche einerseits — auch voll Humor — Figuren variiert und sich damit als geborener Illustrator von Rang erweist, anderseits in sauber geteilten Feldern Formen — etwa die von Händen und Fingern — in einer Art von surreälem Expressionismus strip-artig abwandelt oder Szenen so verdichtet, daß sie eine neue Gesamtheit ergeben.
Velizar Krstic zeigt in seinen Radierungen, Lithographien und Zeichnungen Hummer, Käfer, Fische und Akte in expressiven Verformungen, während er in seinen Ölbildern, unter denen das der „Zwei Fische“ besonders hervorragt, einen Expressionismus vertritt, der nach neuen malerischen Lösungen sucht. Zwei interessante Begegnungen.
Bemerkenswert und interessant ist auch die Ausstellung von Bildern und Zeichnungen von Gottfried Hula in der Galerie Wittmann in Hietzing, die, vor allem in den Bildern, eine sehr persönliche Leistung darstellen. Die in dynamische Farbbänder unter Einbeziehung des weißen Grundes zerlegten Formen, werden durch breite, schwarze, graphische Umrisse, die sie zum Teil schneiden, Wieder zusammengefaßt und gebündelt; die Farben arbeiten mit den starken Kontrasten von Gegenfarben, einen sich aber wieder in der Distanz im Auge des Betrachters. Es ist eine sehr überlegte Malerei, die sich in den besten Arbeiten trotzdem den Eindruck der Spontaneität bewahrt, abstraktiv ohne die Naturform aufzugeben, flächig und glasfensterhaft. Die Themen sind außer einigen religiösen Darstellungen Landschaften, Figuren, Akte und Tiere. In den Zeichnungen wird aus der Verdichtung von Umrissen eine holzschnitthafte Reduktion auf einfache Zeichen erreicht.
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