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Entspannung im Tiefkühlfach
Als vor kurzem ein international anerkannter österreichischer Experte für europäische Sicherheitsfragen bei einer Konferenz über Ost-West-Beziehungen erklärte, die Entspannungspolitik lagere derzeit im Tiefkühlfach, reagierten Diplomaten vom Wiener Ballhausplatz bestürzt.
Aber nein, war deren Tenor, die Detentefunktioniere wie eh und je -selbst wenn es zur Zeit drum herum ein wenig krisle.
Das Wort von der „tiefgekühlten Entspannung" macht indes in Washington schon seit geraumer Zeit die Runde. Und in der US-Hauptstadt gibt man auch ganz offen zu, daß man an der Konferenz für Si-1 cherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) nicht mehr allzu viel Interesse habe.
In Moskau ist das nicht viel anders. Für die Sowjets ist der von ihnen ins Leben gerufene KSZE-Prozeß eine äußerst lästige Angelegenheit geworden, der dem Kreml bisher mehr Schaden als Nutzen gebracht haben dürfte. Deshalb wohl auch die geradezu groteske - wenngleich gekonnte - Vorstellung, die die sowfetische Diplomatie bislang in Madrid gegeben hat.
Für die Europäer östlich und westlich des Eisernen Vorhanges, die vom Entspannungsprozeß am meisten profitieren konnten, mag die Erkenntnis schmerzlich sein, daß aufseilen der Supermächte echtes Bemühen um Entspannung einer gewissen Ignoranz Platz machen mußte. Aber auf Dauer konnte die' Entspannung-um-jeden-Preis-De-vise nicht aufrecht erhalten werden, zumal die kommunistischen Machthaberdenguten Willendes Westens nur schonungslos mißbrauchten.
Insofern mag der Fall Lan-dovsky, die Weigerung der sowjetischen Behörden, ein Burgtheater-Mitglied in die UdSSR einreisen zu lassen, auch für die Entspannungs-Illusionisten bei uns in Österreich ein heilsamer Schock gewesen sein.
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