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Kultur und Urlaub

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Eine Ferienreise in den Westen Österreichs lohnt nicht nur mit den Schiern auf dem Autodach. Auch im Sommer bieten Tirol und Vorarlberg dem Erholungsuchenden eine breite Palette an Freizeitangeboten - vor allem Kultur.

Der kulturelle Schwerpunkt Vorarlbergs liegt zweifellos in der Bodensee-Rheintal-Region. Und da gibt es nicht nur die Bregenzer Festspiele.

Die Bodensee-Rheintal-Region ist ein altes, gewachsenes Kulturland. Poetische Landschaftsbilder, sorgsam erhaltene Bräuche und Traditionen, und historische Zeugnisse blühender Epochen an Rhein und Bodensee liegen wie Patina auf diesem lebendigen Landstrich.

Ein geschichtsträchtiges Fleckchen Erde, in dem heute eine bodenständige Handwerks- und Industriekultur gedeiht, und in dem die moderne Kunst ebenso gefördert, wie die alte gewahrt wird.

Bregenz, die Hauptstadt des Landes Vorarlberg, ist das Zentrum der Region. Es ist bezeichnend, daS sich zu allen Zeiten Herrscher und Mächtige um die ehrwürdige Stadt, die sich an der Ostbucht des Bodensees und zu Füßen des markanten Pfänder-Massivs erhebt, rissen.

Ob es Römer, Alemannen, Franken, Habsburger oder Bayern waren: Wer in Bregenz residierte, genoß große strategische Vorteile, galt doch das Rheintal einst als wichtigste Nord-Süd-Verbindung.

Zur römischen Stadt wurde die einstige Kelten-Siedlung etwa 15 vor Christus. Kaiser Tiberius band „Bri-gantium", das bald zu einem Eckpfeiler des Römischen Weltreiches wurde, in sein Imperium ein. Der Bodensee hieß fortan „Lacus Brigantius" und die Region erlebte Jahrhunderte der wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit.

In der mittelalterlichen Oberstadt von Bregenz findet man heute noch Reste der alten römischen Wehrmauer. Und im Jahre 1972, bei den Ausschachtungsarbeiten für ein Kaufhaus in der Bregenzer Innenstadt, legte man gar die Mole des spätrömischen Kriegshafens „Brigantium" frei.

Zu sehen sind die Funde heute im Vorarlberger Landesmuseum in Bregenz.

Ein folgenreiches Datum für die ganze Region liegt um das Jahr 610 herum. Die irischen Mönche Gallus und Columban kamen ins Land, um die heidnischen Alemannen zu christianisieren - was ihnen, wenn auch gegen anfängliche Widerstände, gelang.

Eine lebensgroße Figur des Heiligen Gallus in der gleichnamigen Pfarrkirche erinnert heute noch daran. Die auf einem Hügel des mittelalterlichen Stadtkerns errichtete Kirche bietet für kunsthistorisch Interessierte noch sehr viel mehr Schätze - wie überhaupt ein Gang durch die Oberstadt ein Muß ist!

Nicht nur wegen des berühmten Martinturms, des größten Zwiebelturms Europas, der mit dunkelbraunen Schindeln gedeckt, als Wahrzeichen der Stadt, hoch über Bregenz thront...

Der vierkantige Martinsturm ist das erste frühbarocke Bauwerk am See, bevor die berühmten Barockbaumeister überall in der Region an Kirchen und Häusern Ihre kostbaren Spuren hinterließen.

Den Prototyp der volkstümlichen barocken Wallfahrtskirche finden wir in Bildstein. Die Kirche war im 16. Jahrhundert von Michael Kuen zum Gedenken an eine Marien-Erscheinung errichtet worden.

Beeindruckende Zeugnisse der Renaissance finden wir in Hohenems. Das Innere der Hohenemser Pfarrkirche gilt als das merkwürdigste Renaissance-Bauwerk Vorarlbergs; vor allem der Hochaltar mit seinem Überfluß an Figuren, Gruppen und Ornamenten.

Hohenems wird auch „Nibelungenort" genannt - wurden doch hier Handschriften des Nibelungenliedes entdeckt. Und: Hohenems ist Freunden klassischer Musik ein Begriff. Alljährlich im Juni finden im stimmungsvollen Innenhof des imposanten Renaissance-Palastes anläßlich der „Schubertiade" Matineen, Liederabende und kammermusikalische Aufführungen berühmter Künstler statt.

Bodensee-Rheintal: das ist Geschichte und Kultur auf Schritt und Tritt. Volkstümliche Kultur, die sich in den alten Trachten der Einheimischen spiegelt, bei denen die großen, goldenen Radhauben der Frauen das herausragendste Merkmal sind.

Handwerkliche Kultur, die sich vor allem In der Spinnerei, Weberei, Stik-kerei und Klöppelspitzenfertigung, wie sie vornehmlich in Dornbirn und Lustenau betrieben wird, ausdrückt.

Traditlonsverbundene Kultur, die sich auch in den alljährlich wiederkehrenden Fastnachtbräuchen zeigt.

Kultur, die in einer die Sinne anregenden Landschaft entstanden und gewachsen ist.

Nicht viel weniger Kultur im umfassenden Sinn begegnet der Feriengast auch im Land am grünen Inn. Tirol bietet landauf und landab unter dem Motto „Mitfeiern! Miterleben!" Ausstellungen, Konzerte und Theater für den interessierten Kultur-Touristen.

So ist zum Beispiel Innsbruck auch in diesem Sommer der Treffpunkt für Freunde alter Musik. Barock- und Renaissancemusik prägten schon in der Vergangenheit dank musikalischer Landesfürsten das musikalische Geschehen in der Stadt am Inn.

Es waren kunstsinnige Landesherren, die im 16., 17. und 18. Jahrhundert die besten Musiker ihrer Zelt an den Hof nach Innsbruck brachten. Diese Tradition wird heute fortgesetzt. Der Tiroler Musiksommer nimmt seinen Anfang mit den „Ambraser Schloßkonzerten" Ende Juni.

Die Festwoche der Alten Musik, eine auch international beachtete Veranstaltung, ist für die Zeit zwischen 24. August und 1. September angesetzt. An historischen Stätten der Stadt und im Schloß Ambras werden Starinterpreten der Barockmusikszene, wie Hans Martin Linde, Sigiswald Kujiken und Frans Brüggen, um nur einige zu nennen, aufspielen.

Höhepunkt der Woche der Alten Musik wird die Aufführung der Barockoper „Titus" von Pietro Antonio Ce-sti im Tiroler Landestheater sein. Ce-sti komponierte die Oper 1666 und wirkte zu seiner Zeit auch in Innsbruck.

Zusätzlich zu diesen Festkonzerten finden in Tirol an verschiedenen historischen Stätten Sommerkonzerte statt, wie zum Beispiel im Zisterzienserstift Stams im Oberinntal, in der Stiftskirche Wüten und in der Pfarrkirche Igls.

Vor dem abendlichen Musikgenuß kann ein Besuch im Museum zusätzlichen Genuß, aber auch Wissen vermitteln. Drei Innsbrucker Museen haben in aller Welt einen Namen: Das prachtvolle Renaissanceschloß Ambras, das Tiroler Landeskundliche Museum und das Museum Tiroler Bauernhöfe. Nach der Wintersperre sind die Pforten aller drei Museen ab 1. Mai wieder weit geöffnet. Wer Tirol und seine faszinierende Geschichte wirklich kennenlernen will, sollte den Besuch dieser Zeugen der Historie nicht versäumen.

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