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Wien als Finanzplatz immer interessanter

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Durch ständige Modernisierung und Ausbau ihrer Dienstleistungen sowie ihres internationalen Korrespondentennetzes waren die österreichischen Banken in der Lage, nicht nur ihren österreichischen Kunden als Wegbereiter im internationalen Warenaustausch dienlich zu sein. Sie konnten auch Handel und Zahlungsverkehr zwischen Ländern außerhalb Österreichs maßgeblich erleichtern und fördern.

Osterreichische Firmen, die sich dem Transithandel verschrieben, erzielten 1972 Exporterlöse von sechs Milliarden Schilling, die sich bis 1981 auf 33,1 Milliarden erhöhten. Die Ausgaben auf der Transitimportseite stiegen von 4,5 Milliarden (1972) auf 29 Milliarden 1981. Von diesen Beträgen entfiel etwa ein Drittel auf den Handel mit den Oststaaten.

So ist der österreichische Transithandel zu einem beachtlichen Teil auf die Bewältigung der Warenströme zwischen Ost und West spezialisiert wobei ihm eine besonders wichtige Rolle bei der Auflösung von Kompensationsauflagen seitens der Oststaaten zukommt Wien ist zu einem der wichtigsten Standorte dieser auf den Transithandel spezialisierten Unternehmen geworden, und es sind einige Großbanken, die hie-bei direkt oder indirekt eine wichtige Vermittlerrolle auf sich nehmen. Es ist vielleicht nicht genug bekannt daß der Transithandel den zweitgrößten Nettodevisen-bringer der österreichischen Leistungsbilanz nach dem Fremdenverkehr darstellt

Wien als eine der Heimstätten der Vereinten Nationen und als Stadt internationaler Kongresse ist besonders geeignet, Institutionen wie etwa das Investitionsför-derungsbüro der UNIDO (Organisation für industrielle Entwicklung der Vereinten Nationen) zu beherbergen. Auf Wien fiel auch die Wahl der Sowjetunion, als sie sich jüngst entschloß, einen offiziellen Außenhandelsvertreter speziell für die Ausschau nach Kooperationspartnern in Westeuropa einzusetzen.

Die. österreichischen Banken sind bestens gerüstet für ihre in-und ausländischen Kunden im Osthandel richtungsweisend zu wirken. Zu diesem Bereich internationaler Dienstleistungen zählen nicht zuletzt die Abwicklung des Zahlungsverkehrs, insbesondere in der hochspezialisierten Form der Dokumentenakkreditive und -inkassi, die Vermittlung von Gegengeschäften, wie sie von den Oststaaten heute durchwegs gefordert werden, aber auch verschiedene Formen der Finanzierung, wie etwa die gerade in dieser geographischen Relation häufig gewünschte „Forfaitierung".

Dabei kauft die Bank einem Warenlieferanten seine Forderung gegenüber dem (in diesem Fall in Osteuropa ansäßigen) Importeur in der Form ab, daß der über diese Zahlungsverpflichtung ausgestellte Wechsel ohne Rückgriff auf den Einreicher des Wechsels diskontiert wird. Damit hat der Warenlieferant seine Fakturenforderung nicht nur finanziert beziehungsweise liquidiert, er hat damit das Zahlungs-, Transfer- und Währungsrisiko ausgeschaltet und zudem die Gestaltung seiner Bilanz insofern verbessert, als er in der Buchhaltung bereits den Zahlungseingang anstelle einer Kundenforderung ausweisen kann.

Nicht vergessen darf man im Zusammenhang mit der Finanzierung des Osthandels das System der österreichischen Exportförderung gemäß dem österreichischen Ausfuhrförderungsgesetz. Als Treuhänder und Abwicklungsstelle des mit der Durchführung dieses Gesetzes betrauten Bundesministeriums für Finanzen agiert die österreichische Kontrollbank Aktiengesellschaft in Wien. Aktionäre dieses Spezialinstitutes sind zwölf österreichische Banken, darunter die Länderbank-Gruppe, die 39 Prozent des Aktienkapitals hält

Mit den Kommerzbanken hat die Kontrollbank einen ganz wesentlichen Anteil an der Besicherung und Finanzierung des österreichischen Außenhandels.

Ein nicht geringer Anteil der im Rahmen des Exportförderungssystems abgewickelten Zahlungen und Finanzierungen bezieht sich ebenfalls auf den Handel mit Osteuropa.

Selbstverständlich wenden die großen österreichischen Institute der wirtschaftlichen Lage in osteuropäischen Ländern gerade heute große Aufmerksamkeit zu, da internationale inflatorische Einflüsse, das vorherrschende hohe Zinsniveau und Energiepreissteigerungen auch vor den

Grenzen Osteuropas nicht haltgemacht haben, wobei auch allzu ehrgeizige Industrialisierungsprogramme dazu beigetragen haben, daß einige dieser Länder mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben.

So verfügen die österreichischen Banken über internationale Verbindungen, reiche Erfahrungen und ein bestens erprobtes Instrumentarium, welches sie in die Lage versetzt, ihre Mittlerrolle auch im Spannungsfeld zwischen Ost und West den international tätigen Wirtschaftsunternehmungen anzubieten.

Dr. Hanns Kramberg leitet das Ressort Ausland der Osterreichischen Länderbank AG.

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