Botschafter Jürgen Meindl: "Die NATO wartet auf Österreichs Sicherheitsstrategie"
75 Jahre ist der Nordatlantikvertrag und das sich darauf gründende Militärbündnis alt. Österreichs NATO-Botschafter Jürgen Meindl im FURCHE-Interview über diese "engste Partnerschaft", Trittbrettfahrerei und den Atomwaffen-Dissens.
75 Jahre ist der Nordatlantikvertrag und das sich darauf gründende Militärbündnis alt. Österreichs NATO-Botschafter Jürgen Meindl im FURCHE-Interview über diese "engste Partnerschaft", Trittbrettfahrerei und den Atomwaffen-Dissens.
Das Interview mit Botschafter Jürgen Meindl findet im Manfred Wörner-Gebäude des NATO-Hauptquartiers in Brüssel statt. Nach dem NATO-Beitritt Finnlands und Schwedens müssen die wenigen neutralen Staaten ihre Rolle im Bündnis noch genauer definieren, sagt er.
DIE FURCHE: Herr Botschafter, die NATO hat seit ihrer Gründung Hochs und Tiefs erlebt, heute hat sie mehr Mitglieder denn je. Was macht sie so langlebig und attraktiv?
Jürgen Meindl: Die NATO ist zweifellos eine Erfolgsgeschichte. Nach den Verheerungen des Zweiten Weltkriegs hat man sich darauf besonnen, dass so etwas in Europa nicht mehr passieren darf: Europa muss nach innen wie außen verteidigt werden. Dass die Initiative dafür von Amerika ausging, ist lobenswert. Zentral für die Langlebigkeit und den Erfolg der NATO ist natürlich auch, dass sie ein Zusammenschluss demokratischer Staaten ist.
DIE FURCHE: Für die lange Friedensperiode nach 1945 in Europa hat die EU 2012 den Friedensnobelpreis erhalten. Wird die Rolle der NATO für den Frieden in Europa unterschätzt?
Meindl: Die NATO ist als militärischer, verteidigungspolitischer Arm des gemeinsamen Europas ein wichtiger Teil der europäischen Einigung. Nicht zufällig ist die EU-Hauptstadt Brüssel seit 1967 auch NATO-Hauptstadt. Das zeigt die europäische Dimension der NATO. Nicht zu Unrecht wird die NATO immer wieder die „Armee der Europäischen Union“ genannt. 23 der 27 EU-Staaten sind NATO-Mitglieder und nach dem Beitritt von Finnland und Schweden zur NATO sind mehr als 95 Prozent der Bevölkerung der Europäischen Union unter dem NATO-Schirm.
DIE FURCHE: Und der Rest?
Meindl: Österreich, Irland, Malta, aber auch die nicht der EU angehörende Schweiz, gehören zu den engsten Partnern, die mit diesem Verteidigungsbündnis kooperieren.
DIE FURCHE: Was bedeutet „engste Partner“?
Meindl: Das zeigt sich vor allem daran, dass wir truppenstellender Partner bei Missionen und Operationen der NATO sind. Wir beteiligen uns insbesondere an der KFOR-Mission im Kosovo. Wir haben aber auch unsere Teilnahme an einer NATO-Mission im Irak eingemeldet und die NATO-Missionen in Afghanistan mit Soldatinnen und Soldaten unterstützt.
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