Beistand gegen den Hass

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" In einer recht vorbildlos gewordenen Welt, die aus den Fugen zu geraten droht, erscheint Franziskus wie ein Hoffnungszeichen für alle Menschen und ein Geschenk des Himmels."

Dieser Tage habe auch ich den Unterstützungsbrief für Papst Franziskus und seine eindrucksvoll "jesuanische" Amtsführung unterschrieben. Der Wiener Religionssoziologe Paul Zulehner hat ihn, wie berichtet, gemeinsam mit dem tschechischen Religionsphilosophen Tomás Halík formuliert und ins Internet gestellt (www.pro-pope-francis.com). Anlass waren die wiederholten Attacken jener traditionalistischen Kardinäle und Theologen, die den Papst seit Monaten mit dem Vorwurf von "Irrlehren" bedrängen.

Vom "Krieg gegen Franziskus" schreibt sogar der sonst so zurückhaltende britische Guardian. Und fügt hinzu: "Papst Franziskus ist einer der meistgehassten Menschen unserer Zeit. Und jene, die ihn am meisten hassen, das sind weder Atheisten, noch Protestanten, noch Muslime, sondern seine Glaubensbrüder."

Ein Befund, der die Dringlichkeit belegt, ihm ein starkes Zeichen der Solidarität zu senden.

Mehr als 60.000 katholische Christen (ist das nun eigentlich viel oder wenig?) haben sich bisher zu diesem digitalen Beistand bekannt -darunter erstaunlicherweise nur ein einziger heimischer Diözesanbischof.

Dass es dazu aus dem Kreis seiner österreichischen Amtsbrüder heißt, jeder Bischof habe dem Papst ja ohnehin Gehorsam gelobt, hat mich nicht überzeugt. Geht es doch, wie bei allen "offenen Briefen", nicht um die Bestätigung eines Diensteides -und nicht um "Gehorsam" - sondern um eine demonstrative Rückenstärkung für den so mühsam-riskanten Reformversuch des Bischofs von Rom.

Spott der Kirchenkritiker geht ins Leere

Um nicht missverstanden zu werden: Die Mehrzahl unserer Bischöfe weiß aus unmittelbarer Erfahrung sehr genau, wo die römische Kirche heute der Schuh drückt. Auch sie hoffen auf manch überfällige pastorale "Verheutigung" und besprechen dies auch im kleinen Kreis. Aber erst mit dem Übertritt in den Ruhestand lassen sie diese Sorgen auch öffentlich hören -dann, wenn die "gläserne Decke" kurialer Beobachtung nicht mehr als bedrohlich empfunden wird.

Wie zu erwarten, haben Kirchenkritiker jetzt auch ein wenig Spott über den Unterstützungsbrief gegossen: Ausgerechnet der "letzten absolutistischen Monarchie der Welt" eine "so höfische Ergebenheitsadresse" zu schicken, sei von rührender Naivität, heißt es. Aber diese Häme geht ins Leere -denn Ausmaß und Wortwahl der Kritik an Franziskus zeigen, wie sehr dieser Papst, der von uns Christen den Blick "nach unten" fordert, bereits der Unantastbarkeit entkleidet ist und selbst der Ermutigung "von unten" bedarf.

Diesen Rückhalt verdienen würde er sich nicht nur von jenen, denen die Kirche noch ein Anliegen ist. In einer recht vorbildlos gewordenen Welt, die aus den Fugen zu geraten droht und in der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit ein rares Gut geworden sind, erscheint Franziskus wie ein Hoffnungszeichen für alle Menschen -und wie ein Geschenk des Himmels.

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