"Offen Evangelisch" - so heißt das Veränderungsprojekt in der evangelischen Kirche in Österreich. Bis 2004 werden Gemeinden, übergemeindliche Einrichtungen und ganze Superintendenzen Projekte durchführen, die eine Veränderung der bisherigen Praxis und Gestalt der Kirche ins Auge fassen. Kurz gefasst geht es um eine Ausrichtung kirchlicher Arbeit an den Bedürfnissen der Fernstehenden, eine mitgliederfreundliche und offene Gestaltung kirchlicher Räume, um die gemeinsame Nutzung der Ressourcen und ihren gezielten Einsatz sowie um die Begleitung und Qualifizierung der Menschen, die in der Kirche ehren- oder hauptamtlich tätig sind. Die Verbindung der zwölf Einzelprojekte und der Transfer der dort gewonnen Erfahrungen in die Alltagsstruktur der Kirche werden sicherstellen, dass durch "Offen Evangelisch" auch ein kräftiger Reformimpuls ausgehen wird.
Ecclesia semper reformanda - diese Parole prägte die die reformatorischen Kirchen. Lange Zeit ist sie folgenlose Rhetorik geblieben. Sie soll heute ein Stück weit durch Organisationsentwicklung verwirklicht werden.
Dabei wird vorausgesetzt, dass sich auch eine Kirche als lernfähige und intelligente Organisation versteht. Es ist geradezu ein Kennzeichen von intelligenten Organisationen, dass in ihnen ein Veränderungsmanagement qualifiziert und nachhaltig verankert wird. Das gilt auch für die Kirchen. Die Verantwortung für die Umsetzung tragen letztlich die Kirchenleitungen. Sie sind - wie Paul M. Zulehner einmal treffend bemerkte - "reformpflichtig".
Nun stellen sich auch manche theologische Fragen: Kann denn eine Kirche verändert werden? Soll sie verändert werden? Für evangelische Kirchen ist die Antwort durch die Besinnung auf Grund, Gestalt und Auftrag der Kirche gegeben. Der Grund der Kirche liegt im Evangelium von der Rechtfertigung. Deshalb ist ihre Gestalt nicht beliebig, aber sie ist veränderbar. Sie ist immer neu an ihrem Grund zu prüfen und auszurichten. Das betrifft auch die Aufgabe und Bestimmung der Kirche, die sie sich nicht selber gibt, die sie aber immer neu aus ihrem Grund entwickelt. (Nähere Informationen: www.evang.at/oe)
Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangel. Kirche A.B. in Österreich
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