Mein Ramadan
Unsere Autorin begeht als junge, liberale Muslima noch bis 9. April den muslimischen Fastenmonat. Hier erzählt sie, wie insbesondere das Bittgebet Du’a diese Zeit prägt.
Unsere Autorin begeht als junge, liberale Muslima noch bis 9. April den muslimischen Fastenmonat. Hier erzählt sie, wie insbesondere das Bittgebet Du’a diese Zeit prägt.
Die Wasseroberfläche der Donau, dahinter die Abenddämmerung: In Sekundenschnelle zieht dieses Bild an mir vorbei. Ich sitze in der U-Bahn über die Wiener Donaustadtbrücke, als am 11. März dieses Jahres der Ramadan beginnt. Denn er beginnt stets mit dem Sonnenuntergang. Meine Vorbereitungen für den Fastenmonat sind diesmal leider zu kurz gekommen. Keine Listen, welche Suren noch gelernt werden müssen, keine im Vorhinein ausgemachten Pläne, mit wem ich mein Fasten breche, keine besonderen Ziele in puncto persönliche, seelische und mentale Entwicklung. Auch kein neu angelegter Planner, kein Ramadan-Kalender, keine Eintragungen in der Notes-App.
Und was ist mit den guten Taten? Noch habe ich mich nicht in der Excel-Tabelle der Vinzi-Rast (einer Wiener Obdachloseneinrichtung, Anm. d. Red.) eingetragen. Ich bin müde, meine Augenlider sind schwer. Wie gelähmt sitze ich in den roten Sitzen des U-Bahn-Waggons und lasse die Zeit seit dem letzten Ramadan Revue passieren. Was hat sich im letzten Jahr geändert? Wen habe ich verloren und wer ist neu in mein Leben gestolpert? Was waren die Höhen und die Tiefen? Wie habe ich mich zu meiner Umwelt verhalten? Habe ich Spuren hinterlassen? Und wenn ja, wurden dabei Brücken geschlagen oder eher niedergebrannt?
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