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Pater Franziskus Jordan gründete die Salvatorianer (1881, Rom) und sieben Jahre später die Salvatorianerinnen (1888, Tivoli) als überzeugende Antwort auf die Umstände seiner Zeit.

Seit 1923 sind die Salvatorianer in Wien tätig. Im Herzen der Stadt. Im ersten Bezirk. In der Kirche St. Michael, einem achthundert Jahre alten Sakralbau, in dem 1791 das "Requiem" von Wolfgang Amadeus Mozart uraufgeführt wurde und täglich, zwischen sieben und 22 Uhr, Ruhe und Besinnung vom innerstädtischen Lärm zu finden sind.

Hier ist auch der Sitz der Provinzleitung von Österreich-Rumänien, der Pater Josef Wonisch seit Juli 2014 vorsteht. Sein Zimmer ist im zweiten Stock des Kollegs in der Habsburgergasse, welche den Platz vor der Hofburg mit dem Graben verbindet, der am lautesten pulsierenden Ader des hiesigen Einkauftreibens. Anders als draußen ist es in der Michaelerkirche mit ihrer berühmten Barockorgel (1714) und dem anschließenden Ordenshaus still. Man fühlt sich wie aus der Welt gefallen. Wie in eine andere Zeit versetzt. Und doch täuscht dieser erste Eindruck. Denn gerade in diesem Jahr (dem Jubiläumsjahr schlechthin) denkt die ganze salvatorianische Familie über ihre Bedeutung, Funktion und Zukunft in einer modernen, ja, auch stark säkularisierten Welt nach. Anlass dafür ist die einhundertste Wiederkehr des Sterbedatums ihres Gründers Pater Franziskus Maria vom Kreuze Jordan (1848-1918), der mit missionarischem Eifer den Orden 1881 in Rom aus der Taufe hob und dessen Mitglieder (Ordensmänner, Ordensfrauen und Laien) damit beauftragte, "auf jede Weise und mit allem Mitteln, welche die Liebe Christi eingibt", allen Menschen den Heiland der Welt (Salvator Mundi) näher zu bringen. Wie dieser Auftrag heute noch erfüllt werden kann, ist Ausgangspunkt und Ziel dieses Gedenkjahres salvatorianischer Prägung.

Vertrauen

Provinzial Pater Josef Wonisch ist sich der großen Herausforderungen bewusst. Er ist keiner, der die Situation schönreden möchte, auch wenn seine Wortwahl freundlich und zurückhaltend ist: "Die Kirche muss auf die vielfältigen gesellschaftlichen Umbrüche, die auch Abbrüche sein können, reagieren. Vielleicht befinden wir uns sogar in einer Situation der Diaspora, vor allem im (groß-)städtischen Bereich, wo man Kirche und Glaube manchmal ablehnend, manchmal aber auch äußerst aggressiv begegnet. Trotzdem braucht es eine Art der kreativen Stadtpastoral, ein mutiges Zugehen auf Fernstehende, ein Suchen von neuen Anknüpfungspunkten bei denen, die bereits alle Verbindungen zum Christentum, zum Glauben und zu der Kirche zerrissen haben." Dafür müssen nicht nur verschiedene Angebote in verschiedenen Bereichen der Seelsorge gemacht, sondern auch eine neue Sprache gefunden werden, die den Dialog zwischen Gläubigen, Kirchenkritikern und Verneinern jeder Façon wieder ermöglicht. "Kirche und Christentum haben immer eine Zukunft", ist Pater Josef dennoch im Vertrauen auf Gott überzeugt, "weil ER uns immer Zukunft ist! Aber die Gestalt unserer Kirche und ihrer Verkündigung wird sich ändern müssen, die Ausdrucksformen und das Selbstverständnis."

Vernetzen

Das "Pater Franziskus Jordan Jahr 2018" (#pfjj18) gibt mehrfach Gelegenheit, die Salvatorianer (weltweit rund 3500 Mitglieder) kennenzulernen. In den kommenden Monaten stehen, neben den sonstigen Angeboten in den einzelnen Pfarren der Provinz Österreich-Rumänien (Wien, 1. und 10. Bezirk; Margarethen am Moos bei Schwechat, Mistelbach und Temeˇsvár, Rumänien), mehrere Veranstaltungen auf dem Programm: Vom 4. bis 8. Juni 2018 findet im Begegnungszentrum der Ordensgemeinschaften "Quo vadis?"(Nähe Stephansdom) eine Schwerpunktwoche mit mehreren Vorträgen und Ausstellungen statt. Am 16. Juni 2018 wird im Wiener Radiokulturhaus des ORF unter dem Motto "Vernetzt wirksam werden" über die Schlüsselwerte für die Zukunft diskutiert, u. a. mit den Theologen Paul M. Zulehner und Regina Polak, sowie Vertretern der Salvatorianischen Familie. Und am 6. Oktober 2018 endet das Jubiläumsjahr in Österreich mit einem weiteren Begegnungstag, auf dem u. a. die Ergebnisse des internationalen XIX. Generalkapitels der Salvatorianer in Deutschland präsentiert werden. Generalsuperior Pater Milton Zonta hat dafür die anspornenden Worte des Ordensgründers als Leitmotiv ausgegeben: "Geht und entflammt alle!"

Verkünden

Pater Franziskus Jordan gründete die Salvatorianer (1881, Rom) und sieben Jahre später die Salvatorianerinnen (1888, Tivoli) als überzeugende Antwort auf die Umstände seiner Zeit: Die Kirche befand sich im Rückzug aus der Zivilgesellschaft und lag im Kampf mit der Politik und ihren Vertretern. Heute ist die Situation zwar etwas weniger scharf, aber deswegen nicht minder bedenklich, denn rundum verzeichnet die Kirche starke Rückgänge bei den Mitgliederzahlen und ebenso schmerzliche Einbußen, was Vertrauen und Zufriedenheit mit ihrem Personal betrifft.

Orden wie die Salvatorianer versuchen, auf diese negative Tendenz positiv zu reagieren, indem sie sich nach allen Seiten hin und für alle Anliegen prinzipiell öffnen, ohne jedoch die Tür zu ihrer eigenen Geschichte und Tradition zuzuwerfen, oder in Schockstarre gegenüber einer modernen und selbstbewusst auftretenden Gesellschaft zu verharren, welche mehr Mitsprache und die Möglichkeit zur aktiven Mitgestaltung einfordert. Ganz im Gegenteil: Mit der Überzeugung ihres Gründervaters Pater Franziskus Maria vom Kreuze Jordan, der "zur Ehre Gottes und zum Heil der Seelen" arbeiten wollte, "auch wenn du dich dafür ganz aufzehren müsstest", nimmt die salvatorianische Familie gegenwärtige Herausforderungen mutig an, um ihre Zukunft als Teil der Weltkirche und als Teil der Gesellschaft zu gestalten. Kleines Zeichen dieses fortschreitenden Bewusstseins ist ein Zettel, der im Eingangsbereich des Kollegs in der Habsburgergasse hängt und an dem Provinzial Pater Josef Wonisch und seine Mitbrüder immer vorbei müssen, wenn sie hinaus in die Stadt und unter die Leute gehen; darauf steht: "Wer neue Wege beschreiten will, muss alte Pfade verlassen."

Die Salvatorianer, das sind: Gesellschaft des Göttlichen Heilandes (Ordensmänner), Schwestern des Göttlichen Heilandes und LaiensalvatorianerInnen; Ordensgründer: Pater Franziskus Maria vom Kreuze Jordan, geboren 1848 in Gurtweil (Deutschland), gestorben 1918 in Tafers (Schweiz).

Literatur: P. Peter von Meijl SDS -Pater Jordan, Gründer der Salvatorianer und Salvatorianerinnen , als Beziehungsmensch (The Best Kunstverlag 2012); www.salvatorianer.at, www.salvatorianerinnen.at, www.laiensalvatorianer.at

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