Weltraumforschung: Industriepolitik in der Erdumlaufbahn
Der Weltraumsektor boomt, doch Österreich kämpft mit Hürden. Talent und Kapital dürfen nicht weiter abwandern. Ein Gastkommentar von ÖWF-Direktor Gernot Grömer.
Der Weltraumsektor boomt, doch Österreich kämpft mit Hürden. Talent und Kapital dürfen nicht weiter abwandern. Ein Gastkommentar von ÖWF-Direktor Gernot Grömer.
Raumfahrt ist längst integraler Teil unserer Infrastruktur geworden: Von der Wetterprognose in den Abendnachrichten, Satellitenflotten für globale Internetanbindung bis hin zur bevorstehenden Rückkehr zum Mond im Rahmen des Artemis-Programms. Europa hat etwa im Bereich Klimamonitoring eine Vorreiterrolle, um die uns selbst die Kolleginnen und Kollegen bei der NASA beneiden. Und Österreich? Als Teil der Europäischen Weltraumorganisation ESA liefert die nationale
Forschungslandschaft und Industrie Beiträge, die in manchen Nischen größer sind, als unsere Landesgröße vermuten ließe – etwa im Bereich Erdbeobachtung, Simulationsforschung oder Leichtbaustrukturen. Mit rund tausend High-Tech-Arbeitsplätze setzen etwa hundert österreichische Firmen jährlich ungefähr 230 Millionen Euro um – eine Verdoppelung zur vorangehenden Dekade. Noch.
BMK: Starrer Verwaltungsapparat
Neben dem Außen-, Verteidigungs- und Forschungsministerium zeichnet vor allem das Klimaministerium von Bundesministerin Leonore Gewessler federführend in der Gestaltung der nationalen Raumfahrtagenden. Die Branche boomt weltweit rasant: Alleine letztes Jahr wurden knapp 3000 (!) Satelliten gestartet, der globale Weltraumsektor hat ein Volumen von etwa 600 Milliarden Euro. Über das Klimaministerium trägt Österreich mit 77 Millionen Euro bescheidene 1,3 Prozent zum Budget der Europäischen Weltraumorganisation ESA jährlich bei: Pro Kopf entspricht das 8,50 Euro. Zum Vergleich: Die Schweiz liegt bei 18 Euro, Belgien bei 20 Euro je Einwohner.
Aber in der österreichischen Industrie rumort es – obwohl das BMK 2021 die nicht gänzlich unumstrittene österreichische Weltraumstrategie publizierte, deren Ziele sich nur bedingt mit den Plänen der ESA oder dem Verteidigungsministerium decken. Leonore Gewesslers Klimaministerium hat enorm viele Agenden, von den Bundesbahnen und vom Verkehrswesen bis hin zu vielen kleineren Bereichen wie den Seilbahnen. Da kann es schon mal passieren, dass Details der Strategiefindung auf Ministerin-Ebene scheinbar „keine Priorität“ haben.
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