Wölfe in Österreich: "Eindruck vom Weltuntergang"
Angesichts der Wiederkehr des Wolfes gehen in Österreich die Wogen hoch: Biologe Kurt Kotrschal, Schafhalterin Elisabeth Ertl und Jägermeister Norbert Walter im Streitgespräch.
Angesichts der Wiederkehr des Wolfes gehen in Österreich die Wogen hoch: Biologe Kurt Kotrschal, Schafhalterin Elisabeth Ertl und Jägermeister Norbert Walter im Streitgespräch.
Wohl kaum ein Tier polarisiert derzeit so sehr wie der Wolf: Tierschützer, Landwirte und Jäger geraten darüber in heftige Auseinandersetzungen. Auch die FURCHE bat zur Debatte. Das Gespräch fand am Biozentrum der Universität Wien statt.
DIE FURCHE: Wenn wir heute über den Wolf diskutieren, spielt natürlich auch seine reiche Kulturgeschichte mit hinein. Frau Ertl, in einem Leserbrief haben Sie angemerkt: "Die Weisheit der Grimm'schen Märchen trifft auch auf den Wolf zu." Fangen wir also mit den Märchen an: Da spielt der Wolf keine gute Rolle ...
Elisabeth Ertl: Der Wolf ist eine Bedrohung. Um 1800 waren drei Viertel der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Das Märchen "Rotkäppchen" ist geschrieben mit einem Erfahrungshintergrund, wie ihn jetzt die Minderheit der Weidetierhalter angesichts der Rückkehr des Wolfes wieder gewinnt. Der moderne Durchschnittsbürger hingegen wird kaum wieder in die Lage kommen, dieses Gefühl existenzieller Bedrohung nachzuvollziehen. Für ihn ist der Wolf im "Rotkäppchen" eben nur noch ein Symbol für andere existenzielle Bedrohungen, zum Beispiel Kinderschändung. Bei uns ist zweimal ein Wolf vorbeigelaufen, dann ist man einfach alarmiert. Es gibt viele Berichte von gerissenen Tieren und die Vorstellung, es würde meine Schafe treffen, ist seither stark präsent.
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