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Das Reich und die Erben

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Am 6. August 1806 setzte der Kaiser von Oesterreich, Franz IL, eine mutige Tat: er erklärte das Ende, die Auflosung des „Heiligen Reiches“, das tausend Jahre zuvor durch Karl den Großen begründet worden war und in der humanistischen Kanzleisprache der neueren Jahrhunderte den Titel .Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation“ erhalten hatte. Nationalistische Historiker aller Sparten haben diese kühne Tat dem Kaiser von Oesterreich bitter vermerkt. Welches Recht hatte er dazu?

Der Kaiser von Oesterreich war in diesem seinem weltgeschichtlichen Entschluß gehorsam der Wirklichkeit, dem Wissen der Zeit und der Stimme seines Gewissens: das Reich hatte sich zuvor bereits selbst aufgelöst. Nicht nur durch die eigenen Wege, die etwa Preußen seit Friedrich dem Großen ging. Wenige Wochen vor dem 6. August 1806 hatten die westdeutschen Fürstenstaaten, an der Spitze Bayern, vereinigt im „Rheinbund“;, offiziell ihren Austritt aus dem Reich erklärt. Seit Jahrhunderten hatten deutsche, protestantische Staatsrechtslehrer das Reich als ein „Monstrum“ deklariert. Die geschichtliche, die politische Wirklichkeit des 19. Jahrhunderts, des Jahrhunderts der beginnenden völkischen Erhebungen, kennt das Reich nicht mehr. Kaiser Franz II. setzte mit dem Staatsakt vom 6. August 1806 einen Akt weiser Vorsicht. Es gehört zum Unmeßbaren großer geschichtlicher Entscheidungen, daß ihre Akteure selten nur ahnen, wie weitgehend die Folgen und Perspektiven ihrer Tat sind. Alle Versuche, das „Reich“ in der politischen Wirklichkeit des 19. und 20. Jahrhunderts zu rekonstruieren, haben zu schmerzlichen Täuschungen, zu Wahngebilden geführt und sind in Blut und Tränen, in Schutt und Asche untergegangen. Das „Zweite Reich“, gegründet im Spiegelsaal von Versailles, zerbrach im ersten Weltkrieg und trug, als bittere Frucht, dem deutschen Volk den Verlust westlicher Räume ein, das „Dritte Reich“ gebar den zweiten Weltkrieg und trug als Frucht den Verlust ostdeutscher Räume ein. Beide Früchte waren vorauszusehen — und sind von einsamen und furchtlosen Denkern, wie dem Deutschen Theodor Haecker, lange vor beiden Weltkriegen vorausgesehen worden: die harten, engen,'angst- und hochmutbesessenen Epigonen waren zu schwach, spirituell, geistig und seelisch zu schwach, um das große Erbe zu verstehen und richtig zu verwalten.

Da die Tage vielleicht nicht fern sind, in denen die gegenwärtig anhebende neue politische Spekulation und das machtmäßige Ringen um eine neue „Wiedergeburt des Reiches“ seine langen Schatten über Ostdeutschland und Westdeutschland, über Oesterreich, Mitteleuropa und die Welt werfen wird, geziemt es heute, nüchtern und besonnen, des Reiches zu gedenken. Seiner Wirklichkeit in einer tausendjährigen Vergangenheit — und unserer Wirklichkeit, in der pluralistischen Großgesellschaft der einen Menschheit im Zeitalter der Automation, der Atomenergie. Eine solche Ueberlegung, steht besonders den Erben dieses Reiches an; seinen vielen Erben. Einer dieser Erbträger ist Oesterreich.

Das von den Träumen der Romantik und vom Machtrausch des Wilhelminischen Zeitalters bestimmte Bild vom Reich, wie es, gerade auch in Oesterreich, in den letzten fünf bis sieben Generationen, in Schule und Hochschule, im Bildungserleben des Bürgertums vorgestellt wurde, legte den Hauptakzent auf die früh- und ersten hochmittelalterlichen Jahrhunderte des

Reiches. Auf die mächtige territoriale Ausbreitung des Reiches unter Karl dem Großen, unter den Ottonen, in der glorreichen .Wiedergeburt der alten Reichsmacht sodann unter Friedrich Barbarossa. Mit dem Untergang der Staufer setzt die „kaiserlose, die schreckliche Zeit“ ein; an den Habsburgern wird, als Kaisern, oft kein gutes Haar gelassen; das Reich zerfällt immer mehr, es kann machtpolitisch wenig Anreiz mehr bieten. Die letzten sieben Jahrhunderte, von 1200 bis 1800, erscheinen dergestalt, anhebend mit dem mörderischen Endkampf zwischen Friedrich II. und d?n Päpsten, als ein einziger deprimierender Abgesang.

Es ist heute hoch an der Zeit, die Wirklichkeit des Reiches reicher, größer, vielstimmiger, komplexer zu sehen. Wer das wagt, der sieht zunächst einmal, daß die vielgepriesenen ersten Jahrhunderte des Reiches randvoll mit Katastrophen, mit scheiternden politischen und militärischen Aktionen gefüllt sind. Die Stämme, Völker, Fürsten, hochfreien Herren wissen mit ihren überschäumenden Kräften selten genug Maß zu halten, sich nach innen und außenhin Grenzen zu setzen. Fehden im Inneren toben, Jahr für Jahr, und nach außenhin vergießen die Deutschen ihr Blut, ohne wirklichen Gewinn, in den Süden, nach Italien, und in den Osten hinein. 193 8. am Vorabend des von Romantikern, Professoren und Jugendbewegten seit langem geforderten neuen Ostrittes, hat ein deutscher Historiker, Konrad Schünemann, warnend eine Bilanz der deutschen Ostfeldzüge des frühen Reiches vorgelegt: Von 1 7 5 Feldzügen zwischen 789 und dem ersten Polenfeldzug Friedrichs I. — kaum einer dieser Feldzüge darf sich als Abwehr einer drohenden Aggression aus dem Osten ausweisen — haben ein schwaches Drittel ihr allernächstes miIi t är i-sches Ziel einigermaßen erreicht, ein. Viertel brachte halbe Erfolge ein, zwanzig Feldzüge endeten mit Totalkatastrophen des deutschen Heeres; wie wir sie wieder von 1918 und 1942 kennen. Die politischen, militärischen und kirchlichen Katastrophen der Italienfeldzüge dieses frühen Reiches kennt jedes deutschsprachige Kind. — Gewiß: es fehlte diesem frühen Reich nicht an großartigem Elan, an brausender Kühnheit und Jugendfrische. Wachstum, gesundes, lebenspendendes Wachstum wurde dem Reich und das heißt den Völkern und Menschen in seiner Lebensgemeinschaft erst in jenen langen Jahrhunderten vom 13. bis 18. Jahrhundert zuteil, in dem es, rein äußerlich und oberflächlich besehen, militärisch und machtpolitisch „zerfiel“. Wir haben gerade heute allen guten Grund, diese angebliche Verfallszeit des Reiches als einen hochdifferenzierten Wachstumsprozeß zu seilen, der heute noch seinen Fortgang nimmt, wenn wir ihn nur zu sehen wagen. Das Reich gliedert sieh, zwischen 1200 und 1800, immer reicher, fülliger, lebendiger aus in vielen hundert weithin autonomen Lebensgemeinschaften. Es wird der weite, breite Mutterschoß, auf dem die eigenständige, großartige politische und spirituelle Kultur der Reichsstädte, dann die Welt der

Hanse - und. der Fugger, dann das lebendige Wesen der deutschen Staaten, Preußen, Sachsen, Bayern, aber auch die Niederlande, Lothringen, die Schweiz und die österreichischen Lande sich entfalten. Nicht als ein. Monolith, als ein'ein-farbiger,, straff, durchorganisierter Machtstaat hat das Reich Europa mitgeschaffen und mitgestaltet, sondern eben als eine Lebensgemeinschaft von gegnerischen Partnern, die mitten im Streit und in der sorglichen Hütung ihrer eigenen Lebensaufgaben und Interessen sich prächtig und nicht selten großartig entwickelten. Die Demokratie in Deutschland — in der Selbstverwaltung und Politik der Reichsstädte zwischen Hamburg und Augsburg erstmalig und bisher fast einmalig realisiert, die Blüte deutscher Kultur, in der späthöfischen Welt der 10.000 Burgen und kleinen Fürstenhöfe um 1220, in der deutschen Mystik des 14. Jahrhunderts, in der Kultur der Dürer-Zeit und wieder der Goethe-Zeit: was treibt da und blüht, wächst, lebt in diesem großen, weitmaschigen Garten des Reiches! Wer das Ja nicht wagt zu diesem sämigen, bunten, reichen Wachstum in tausend verschiedenfarbigen Blüten und Trieben, wer das Ja nicht wagt sowohl zu dem auf seine Weise großartigen Wachstum Altpreußens (der echte Oesterreicher kennt keine „Saupreußen“-Ideologie), der norddeutsch-protestantischen Bürger- und Pastorenkultur ebenso wie zur rheinisch-südwestdeutschen Libertät und Liberalität, zum kräftigen bayerischen Eigenwuchs und zur österreichischen Ausfaltung, wird den Anschluß nicht finden. Den legitimen Anschluß an das alte Reich, an die Uebernalime seiner Erbschaft in der Gegenwart.

Dieses alte Reich blieb, nachdem die tragischen Versuche, es als einen katholisch-gegenreformatorischen oder protestantischen militärisch-politischen monolithischen Machtblock zu „einen“, im Dreißigjährigen Krieg endgültig gescheitert waren, das, was es seit etwa 1200 bereits gewesen war: eine sehr lockere, weitmaschige Lebensgemeinschaft, eine Föderation sehr verschiedenartiger, sehr gegensätzlicher Städte, Staaten, Fürstentümer, religiöser, politischer und kultureller Gemeinschaften — und wurde, als eine solche „C o i n c i d e n t i a o p p o s i t o r u m“, eine Lebensgemeinschaft von Gegnern und Gegensätzen von den beiden größten Denkern des Reiches gedacht, von Nikolaus von Cues und L e i b n i z. Beide fanden zumindest vorübergehend Heimstatt in den österreichischen Landen, der Cusaner in seinem Bistum Brixen, Leibniz in seinem oftmaligen Verweilen in Wien.

Als im 19. Jahrhundert die Aengste und Engen der sich emanzipierenden Völker die Oberhand zu gewinnen begannen, fand das Reich eine letzte Verwirklichung in der Mon-archia Austriaca, im Schutze des Hauses Oesterreich, das die zwölf Völker und hundert verschiedenartige ständische, politische, volkhafte, religiöse und mentale Besonderungen in jene Hut nahm — und seine muselmanischen, calvinischen, lutherischen, katholischen, polnischen, kroatischen, italienischen, ungarischen, deutschen Untertanen usw. —, die zuvor die 360 reichsunmittelbaren Herrschaften im Reich und die ersten aus dem Reichsverband ausgeschiedenen Erben des Reiches, die Niederlande und die Schweiz, besorgten.

Seither hat sich kein Staat, keine politischmilitärische und auch keine mentale und spirituelle Macht, als einzelne und einzige, als befähigt und als legitimiert erwiesen, das Reich als der Erbe zu verwalten: als eine vielstimmige Wirklichkeit, die vielen Völkern und Menschen jeweils ihr Eigenleben sichert, unter der Maxime „Leben und leben lassen“, in einem tiefen Vertrauen auf den guten Sinn der Vielfalt, des Andersseins, als gewollt von der Dreifaltigen Gottheit, die in allen Staatsurkunden des Reiches von 800 bis 1800 an ihrem Eingang feierlich angerufen wurde.

Eben deshalb war das Wilhelminische Reich eine Lüge — es vermochte weder den Katholiken noch auch den Polen und Slawen, weder den Elsaß-Lothringern noch den Rheinländern (und in keiner Weise den Oesterreichern und Oesterreich) Gerechtigkeit widerfahren zu lassen; es versuchte eine rüde Gleichschaltung und Ueber-machtung, die allerdings teilweise gemildert wurde durch die Kultur preußischer Beamten, Sprößlinge alteuropäischer Traditionen.

Eben deshalb war das Reich Hitlers eine lüge — obwohl ein Meister der politischen Publizistik, Joseph Goebbels, dieser katholische Rheinländer und Schüler des Germanisten Gundolf, es mit großer Kunstfertigkeit verstand, „D a s Reich“ — wie er seine Zeitschrift nannte — als einen schimmernden barockistischen Machtbau vorzustellen, in dem Christen, Konservative, Abendländer, Deutsche, Norweger, Franzosen, Holländer, insgesamt alle Westeuropäer Schutz und Schirm finden sollten vor dem „bolschewistischen Antichrist“. Das Reich war hier zur Fassade depraviert worden. Als Wirklichkeit stand dahinter nicht die zutiefst freie und freiwillige Partnerschaft freier Völker und Lebensgemeinschaften, sondern Hitlers Divisionen und der entfesselte Drang einer deutschen Großindustrie, die sich eine Welt erobern wollte.

Eben deshalb — und diese harte Wahrheit sollten Deutsche und Oesterreicher sich täglich vorstellen — hegen heute in Westeuropa und Osteuropa die Völker und ihre wachen Staatsmänner die tiefe Sorge, daß unter der Devise „Abendland“ (Goebbels hat in „Das Reich“ dieses Wort „Abendland“ politisch wiedergeschaffen) heute und morgen eine Nachfolge des „Reiches“ proklamiert wird, die nur zu neuen Katastrophen zu führen vermag. Italiener, Engländer, Franzosen, Holländer, alle Westeuropäer kennen dieses ominöse Wort „Abendland“ nicht, ebensowenig wie die osteuropäischen Völker — es sei denn, sie verstehen darunter einen deutschen Decknamen für eine monolithische, politisch-militärische und wirtschaftliche Vormacht und Lleber-macht zunächst in Europa. Ein sehr gebildeter italienischer Humanist hat das so ausgedrückt: „Ich verstehe diese heutigen Deutschen nicht; warum sprechen sie soviel von Europa, von Abendland, wo doch jedes Kind sieht, daß sie ihre wirtschaftliche und politische Expansion meinen. Ich halte eine solche für durchaus legitim bei diesem großen und arbeitsamen Volke —, sie sollen aber doch das Kind beim rechten Namen nennen und uns anderen Europäern nicht immer vorwerfen, daß wir Europa verraten, kein Interesse für Europa haben, nur weil wir ihre einseitige Europaauffassung nicht teilen können.“

Es war ein weltgeschichtlicher Schuß vor den Bug dieser Abendlandidee, dieses gefährlichen Versuches, d i e Nachfolge des Reiches anzutreten, als in Aachen, der Stadt Karls des Großen, Winston Churchill bei der Uebernahme des Karls-Preises, den man eben zur Stärkung dieser Abendlandidee geschaffen und etwas unvorsichtig ihm verliehen hatte, nachdrücklich erklärte: Europa muß sich offen halten; offen dem Osten, Polen, Rußland, offen der ganzen Welt gegenüber.

Für uns alle heißt die konkrete Lehre aus der Vergangenheit und Gegenwart: Der Sinn, die Wirklichkeit des Reiches wird durch jede Macht und jeden einzelnen, auch durch jede einzelne Idee und Ideologie korrumpiert und pervertiert, die sich die alleinige Erbfolge anmaßen. Wir alle, die aus dem Boden des Reiches stammen, sind seine Erben: Deutsche, Oesterreicher, Holländer, Schweizer, Italiener und jene slawischen Völker, die ihm einst direkt und indirekt zugehört haben. Jedes Volk und jeder einzelne hat hier die große beglückende Chance, Erbe und Sachwalter zu sein : Erbe einer tausendjährigen christlich-humanistischen Kultur, Erbe der demokratischen Kultur der Reichsstädte, Erbe der Kunst und Geistigkeit auf dem Boden des alten Reiches zwischen dem Thorn des Koperni-kus, dem Krakau des Veit Stoß, den die Polen — richtig verstanden — mit Recht Vit Stosz nennen, zwischen dem Fulda des Rhabanus Maurus, dem Kant Königbergs und dem Wien Fischer von Erlachs.

Wir alle sind die Erben des Reiches. Und haben als solche die Verpflichtung, sein reiches Erbe seinem legitimen Nachfolger zu überantworten: der Gesellschaft der einen Menschheit. Der Societas humana, die als eine coincidentia oppositorum heute bereits sichtbar in Erscheinung tritt auf den legitimen Nachfahren der Reichstage des alten Reiches: auf den Tagsatzungen der UNO, der UNESCO, der weltumspannenden Wohlfahrts-, Ernährungs-, Bildungsorganisationen der einen Menschheit. Als eine Koexistenz vieler Gegner und Gegensätze (wie bitter befehdeten sich doch auf Kanzeln und Lehrstühlen im Reich lutherische Prädikanten, calvinische und täuferische Prediger und katholische Mönche, jahrhundertelang als Parteigänger des Antichrist und Wegbereiter des Weltunterganges!) ist das tausendjährige Heilige Römische Reich Vorbild und Vorstufe dieser neuen Entwicklungsphase der Menschheit: eben durch seinen tausendjährigen Wachstumsprozeß, der mitten durch seinen äußeren Tod und Untergang in eine neue Epoche der Menschheit hinüberführt. Dem Griechen war seine kleine Halbinsel „Europa“ „Abendland“ ; alle anderen Menschen waren Barbaren. Dem Römer war sein Reich Abendland, allein sinnhaltige Welt. Dem Abendländer des Alten Reiches war das christliche Abendland allein sinnhaltige Welt. Mit ihm betete die römischkatholische Kirche bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, Gott möge dem Kaiser Sieg über die „barbarischen“, heidnischen Völker gewähren. Die Streichung dieses Gebets aus der Karfreitagsliturgie bekundet (ungewußt und ungewollt wie die Tat des Kaisers Franz II. vom 6. August 1806) den Willen der römischen Kirche, als Nachfolger des Heiligen Römischen Reiches die ganze Gesellschaft der einen Menschheit anzunehmen. Es gibt keine „Barbaren“ mehr. Wohl haben wir alle das schreckliche Vermögen, die furchtbare Freiheit, täglich selbst zu Barbaren zu werden, wenn wir uns der Angst, dem Hochmut und dem Uebermut anheimgeben. Eben dies aber demonstriert: alle Barbarei und alle Menschlichkeit ist heute bereits inseits des Reiches. Inseits der einen Menschheit.

Es hat deshalb einen guten, zukunftsträchtigen Sinn, daß in der Stadt, in der die oberste Atombehörde der UNO Herberge finden soll, die Krone des Reiches ihr Heimstatt gefunden hat. Diese Krone und die ihr zugehörigen heiligen Insignien demonstrieren in ihrer stummen, eindringlichen, erschütterungsmächtigen Sprache: der Erdball (Reichsapfel), die Weltherrschaft (das Zepter, ursprünglich und wesenhaft wie alle diese Machtzeichen, Attribute Gottes), das Kreuz, das jedes dieser Zeichen höchster Macht krönt und überhöht — sie alle sind der Menschheit, der Gesellschaft der Menschen,- heute zur Hut anvertraut. Wehdem, der sich an ihnen vergreift! Der sie an sich nehmen, an sich reißen will. Der sein Reich begründen will, indem er sich als der einzige Nachfolger und Erbe des Reiches proklamiert. Das Kreuz auf, über allen diesen Zeichen allerhöchster Herrschaft weist jeden und jedes Volk in seine Grenzen und sagt ihm: Nimm geduldig, ja heiter, unverdrossen und kühn dein Kreuz auf dich. Füge dich ein, ohne Angst und ohne Vermessenheit, in die Gemeinschaft der Völker und Menschen. Laß das Reich in den Frieden eingehen: in die Friedensgemeinschaft des Atomzeitalters.

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