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Frankreich und die große Politik

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Selten im Verlauf seiner langen, glorreichen und wechselvollen Geschichte hat sich Frankreich in einer so schwierigen weltpolitischen Lage befunden wie heute. Es hat fremde Invasionen erlebt und sie glücklich überstanden; es hat Koalitionen gegen sich vereint gesehen und ihnen widerstanden. War die fremde liebermacht zu groß, dann vermochte die unvergleichliche diplomatische Kunst seiner Staatsmänner, von Richelieu, Mazarin und Lionne bis zu Talleyrand, Delcasse und den Cambon, das Mißverhältnis der militärischen Kräfte auszugleichen. Auch ein besiegtes Frankreich hat, nach 1815 und nach 1871, schnell den alten Platz, wenn nicht den jeweils eingebüßten als Vormacht, so den als eine der führenden Großmächte Europas, wieder eingenommen. Der Zusammenbruch von 1940 hat jedoch dieser seit dem Ende des Hundertjährigen Krieges — also seit dem Augeriblick, da Frankreich nicht nur ein geographischer Begriff, sondern auch ein starker Einheitsstaat war — ununterbrochenen Sachlage einen schweren Stoß versetzt. Die Vierte Republik wurde zwar sozusagen als Sieger ad honores anerkannt; sie fand, nach einigem Zögern, einen theoretisch ebenbürtigen Platz an der Seite der Großen Vier, USA, UdSSR, Großbritannien und durfte auf die unbeugsame Resistance hinweisen. Allein es bewährte sich das tiefe und weise Wort Marschall Fochs: „Si l'on n'a pas I'armee de sa politique, il faut faire la politique de son annee.“ — „Besitzt man nicht die seiner Politik gemäße Armee, dann muß man die seiner Armee gemäße Politik machen.“ Das soll nicht etwa einen überheblichen Militarismus ausdrücken, der für die Soldaten den Vorrang vor den Demokraten begehrt. Nein, der Sieger des ersten Weltkrieges stellte nur mit anderen, weniger zynischen Worten das gleiche fest wie Friedrich II. von Preußen: daß „Gott mit den stärkeren Bataillonen“ ist.

Frankreich gehörte zwar, artigerweise als gleichberechtigt mit den Vereinigten Staaten, der Sowjetunion und dem Vereinten Königreich bezeichnet, dem neuen Weltareopag an; doch es war weit davon entfernt, über eine dieser Würde entsprechende Wehrmacht zu verfügen. Diesen Mangel hätte nur eine überlegene Staatskunst verschmerzen lassen, die sich notwendigerweise auf eine ähnliche innere Konsolidierung stützen sollte wie sie unter der Restauration und unter der Dritten Republik, allen Parteizwistigkeiten zum Trotz, vorhanden war. Es wäre aber ungerecht, nur diesem Versagen der Diplomatie und, in weitem Umfang, der parlamentarischen Demokratie die Schuld an der schier endlosen Kette von Unheil zu geben, das über Frankreichs Weltpolitik hereingebrochen ist. Ein dritter Umstand kam hinzu, der den Unzulänglichkeiten des Regierungssystems und denen der militärischen Schlagkraft erst ihre volle, betrübliche Bedeutung lieh: die von Frankreich unabhängige Entwicklung der internationalen Gegebenheiten.

Die Vierte Republik sah sich gezwungen, an mächtigere Verbündete Anlehnung zu suchen, um sich gegen die von allen Seiten her gegen Frankreich brandenden Wogen zu schirmen. Doch mit keinem dieser Alliierten, mit denen sie während des zweiten Weltkrieges durch einen Kampf auf Tod und Leben wider das nationalsozialistische Deutschland verknüpft gewesen war, zeigte sich eine völlige Gemeinschaft der wesentlichen Interessen, und zu jedem dieser, an sich denkbaren. Verbündeten sah sich Frankreich in mancherlei Gegensatz. Das galt besonders für die beiden gewaltigsten Giganten der Weltpolitik, für die USA und für die UdSSR. Die sehr wahre Formel, der Franzose trage sein Herz links und sein Portefeuille rechts, wird sofort verständlich machen, warum die bürgerliche, noch immer und mehr als je durch die gebildete Großbourgeoisie regierte Republik weder mit Washington noch mit Moskau ein Herz und eine Seele sein kann. Die westliche Solidarität ist eine des Verstandes, nämlich der Ueberzeugung von der Ueberlegen-heit des durch soziale Zugeständnisse zwar modifizierten, doch im Kerne unerschütterten kapitalistischen Wirtschaftssystems gegenüber den es bedrohenden Angriffen des östlichen Marxismus in dessen leninistisch (-stalinistischer) Form; sie gründet ferner auf dem Willen zu einer, die absolute Freiheit des Individuums nur durch dessen geistige oder (und) wirtschaftliche Schwäche einschränkenden Lebensführung, die der Sieg des Kommunismus vernichten würde. Soweit steht die große Mehrheit Frankreichs, von ganz rechts bis weit in die Reihen der SFIO, aufrichtig im Lager der von Amerika geleiteten Nationen. Ein drittes Argument, das bereits in die Bezirke des Gefühls hinüberspielt, also vom nach rechts tendierenden

Portefeuille unabhängig, ja mitunter zu diesem im Widerspruch ist, hat in bezug auf die Vierte Republik nur umgrenzte Geltung; wir meinen die Ansicht, daß die Religion, daß die noch übrigen christlichen Elemente des staatlichen und gesellschaftlichen Daseins im Westen besser zu bewahren und eher neu zu stärken seien als im sowjetischen Umkreis, daß also die Einordnung in die Atlantikgruppe etwas Gutes — so die mehr konservativen Urteiler — oder mindestens ein kleineres Uebel als das Umschwenken nach Osten sei — dies meinen viele sozial und überhaupt innenpolitisch linksgesinnte, gläubige Franzosen, vor allem die Mehrheit des MRP. Diese Gedankengänge treffen indessen nur für jene 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung Frankreichs zu, denen das Christentum, der Katholizismus, die Kirche wirklich eine Herzenssache sind. Bei den meisten lauen oder agnostischen Politikern bildet die angebliche Sorge um die Schicksale der Bekenntnisfreiheit östlich des Eisernen Vorhangs ein bloßes taktisches Kampfmittel gegen Kommunismus und Sowjetunion. Jedenfalls spricht bei der Majorität der Franzosen und bei fast allen ihrer maßgebenden Führer der Politik, der Wirtschaft und des kulturellen Lebens der Verstand, zusamt dem Portefeuille, gegen eine enge Bindung an Moskau, womit automatisch die an Washington gegeben ist. Das wollen nun die in ihren Weltmachttraditionen wesenden Franzosen nicht wahrhaben. Sie streben nach einer vollkommen eigenständigen Außenpolitik, zu der ihnen theoretisch niemand das Recht bestreiten darf, oder — in der schlimmsten Hypothese — nach einer Gemeinsamkeit der europäischen Nationen, die sich auf ihre stolze Ueberlieferung besinnen sollen und die als dritte Kraft zwischen den außereuropäischen Riesen ihren ebenbürtigen Platz behaupten könnten.

Nun heißt das vor allem, sich mit Deutschland und in zweiter Linie mit Italien zusammenzuschließen, nicht nur auf dem Papier rasch verblassender Pakte, sondern auch durch echte Verbrüderung von Volk zu Volk. Da erheben sich aber die Hindernisse, die teils in Ueber-bleibseln aus der Vergangenheit, teils im Interessenstreit der Gegenwart, teils in Befürchtungen vor der Zukunft wurzeln. Weder der französische noch der deutsche Nationalismus sind tot; sie geben bedenkliche Lebenszeichen 'von sich und die Einsichtigen hüben und drüben werden die Angst nicht los, er schicke sich an, bei der ersten schlechtesten Gelegenheit quickfrisch und munter aufzuspringen, schäumend hier gegen welsche Tücke, dort gegen die Boches. Die Ereignisse an der Saar waren ein Fanal, das von den Zuständigen richtig erfaßt wurde; noch ist es gelungen, die dunklen Dämonen des Hasses einzudämmen. Doch wer vermöchte ehrlich zu sagen, daß heute das Klima einer deutsch-französischen Freundschaft und weitausgreifenden Zusammenarbeit günstig ist? Von Frankreich her gesehen, und dieser Standort geht uns hier zunächst an, sind die Erinnerungen an die furchtbaren Jahre von 1940 bis 1944 wach geworden. Man sieht besorgt die deutsche Aufrüstung, das deutsche Wirtschaftswunder und die Werbekraft des deutschen Nationalgedankens. Lind man erblickt Gespenster am Horizont der Zukunft: heute die Forderung nach der Saar, morgen nach den Gesamtgrenzen von 1938, übermorgen nach dem Elsaß und Lothringen und zuletzt ... Ach, der

Freinehmigkeit werden keine Grenzen gesetzt. Soll sich, kann sich, darf sich Frankreich wirklich mit diesem gefährlichen, unsicheren oder eigentlich in seiner Gegnerschaft zu französischen Lebensinteressen unbezweifelbaren Nachbarn aufs engste wider jene ferne Sowjetunion verbünden, die zum mindesten keinen Appetit auf Gebiete der ■ Vierten Republik oder auf deren, während eines Jahrzehnts unangreifbar gewähnte, Einflußsphäre in der Saar verspürt? Ist es erlaubt, zur Rettung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systems nationale und staatliche Belange zu opfern? Eine eifrige und geschickte Propaganda der Kommunisten und ihrer zahlreichen Mitläufer außerhalb der Partei, zumal in der Intelligenz, bringt unaufhörlich diese Argumente vor und sie gewinnt damit auch Anhänger innerhalb der bürgerlichen Mitte und der Rechten, die den Bolschewismus nach wie vor aufs schärfste ablehnen. Das Herz pum-

französisch-algerische Angelegenheit vor die Nations Desunies brachten!

Wem soll man glauben, wem vertrauen? Am ehesten jaoeh den Briten, obzwar auch tie einiges auf dem Kerbholz haben: die unvergessene Ausschaltung Frankreichs aus der Levante, das Fördern der deutschen Wiederbewaffnung, die unglückseligen Saarkompro-Miß-erfolge. Nur gilt es da, behutsam sein. Denn die Engländer sind der UdSSR gegenüber lange nicht so starr wie die Vereinigten Staaten, trotz Genf und Eisenhower-Schukow; sie liebäugeln mit Mao Tse Tung und sie werden sich niemals in irgendeine antideutsche Front einspannen lassen. Also doch, Verständigung mit Deutschland! Ja, wenn Adenauer um 20 Jahre jünger wäre; wenn man wüßte — oder wenn man nicht zu gut wüßte —, was nach ihm kommt!

Die französischen Staatslenker haben eine unentwirrbare Aufgabe vor sich. Das Parlament verlangt von ihnen eine Politik, zu der ihnen der Rückhalt an einer entsprechenden Heeresmacht mangelt. Scheitert ein Ministerpräsident, weil er die Quadratur des politischen Zirkels nicht zu entdecken vermag, dann fordert ein Rachechor ungeduldiger Erben höhnisch und

pert immer lauter und es gebietet dem Knistern des Portefeuilles Schweigen.

Da melden sich jedoch andere Erwägungen, die das Herz wiederum irre machen und die es mit der Stimme der Brieftasche in Einklang zwingen. In jäher Wendung kehrt sich das nationale Gefühl, das eben erst von der deutschen Gefahr hypnotisiert worden war, von den östlichen Lockungen ab. Man erinnert sich — die Franzosen haben je nachdem ein kurzes oder ein sehr langes, ressentimentales Gedächtnis —, daß der Verlust Indochinas vor allem dem Beistand des kommunistischen Chinas und indirekt der UdSSR zuzuschreiben war. Wiederholt sich das nicht derzeit in Nordafrika, wo die Kommunisten in den vordersten Reihen der Irre-denta kämpfen? Hat nicht die gesamte sowjetische und volksdemokratische Presse, samt dem Rundfunk, leidenschaftlich für die Araber und Berber Partei ergriffen, die Frankreich aus Tunis, Algerien und Marokko vertreiben wollen, deren wilde Partisanen französische Frauen und Kinder bestialisch ermorden? Stört nicht der Hinblick auf die (un)moralische Unterstützung durch den_Kreml und durch die, neuerdings ihrerseits von der Sowjetunion und von deren Satelliten mit Waffen belieferte. Arabische Liga die Chancen eines direkten Gesprächs zwischen Franzosen und muselmanischen Nordafrikanern? Nein, mit derlei falschen Freunden kann man nicht, und nicht einmal gegen einen offenen Feind, zusammengehen. Man muß ihm den Rücken kehren, wie Monsieur Pinay nach einer heftigen Auseinandersetzung mit Molotow in New York, damals, da die Sowjetunion durch ihre und ihrer Vasallen Stimmen die inner-

zornig den Abgang des Untüchtigen; worauf dessen Nachfolger binnen kurzem vor ähnlichen und noch schwierigeren Problemen versagt. Im Lande breitet sich eine aus Gleichgültigkeit, Ingrimm und Resignation gemischte Stimmung aus; die einen flüchten in flachen Genuß, kehren ihre Aufmerksamkeit dem Auto und der raffinierten Küche zu oder sie wenden ihre geistigen Kräfte, das betrifft die Elite, an byzantinische Literaturstreitigkeiten und Monda-nites; die andern erwarten das Heil durch extreme Mittel der Diktatur von rechts oder links. Dazwischen ergreift eine Streikwelle, die aus bekannten Eolsharfen angeblasen wird, das Land, geben die einberufenen Rekruten ihrem Wehrunwillen lärmend Ausdruck. Im Parlament aber beschäftigt man sich zwar in viel schönen Reden mit den mannigfaltigen Nöten der inneren und der äußeren Politik, die wahren Anliegen der meisten Deputierten sind aber, daß ihr freiwilliger Selbstmord, die Kammerauflösung, hinausgeschoben werde, daß und ob Mendes-France, Pinay oder irgendeiner den schon allzulange am Steuer befindliche Faure ablöse, wobei dann soundsoviel neue Volksvertreter, waren sie das auch nur auf einen. Tag, bis ans selige Ende Monsieur le Ministre werden.

Die breite Oeffentlichkeit aber und jene Mehrheit im Lande, die über engere Parteigebundenheit hinaus einem selbstverständlichen Patriotismus huldigt, fragt sich zweifelnd und schier verzweifelnd, von woher ein einzelner oder eine Gruppe kommen sollen, die Frankreichs nach wie vor ungeheure, latente Kräfte wieder sammeln und, darauf gestützt, eine, die zu geringe militärische Macht ergänzende, Diplomatie leiten werden. De Gaulle? Er hat arg enttäuscht, zu oft gezögert, zu lange gewartet. Die Kommunisten: das hieße ein, keineswegs verbürgtes Straffen der Kräfte und eine durch Knebelung der Widersprechenden erzielbare Einigkeit allzu teuer bezahlen. Mendes-France? Würde er, bei aller Geschicklichkeit, auf die Dauer mehr sein als eine Vorstufe zur Linksdiktatur oder zu neuem Rückfall in den jetzigen, seit etwa 1947 währenden, Zustand? Wer denn, was denn sonst?

Wir haben darauf keine Antwort zu bieten; uns obliegt nur, die jetzige Situation mit schonungsloser Offenheit zu schildern. Fast die Hälfte der französischen Wehrmacht ist in Nordafrika gebunden; Teilmobilisationen schaffen ein höchst unwilliges „Menschenmaterial“ herbei, das durch Gendarmen und Polizei in die Kasernen getrieben und in den Kampf gegen einen fanatischen Feind getrieben wird. In allen Gegenden Frankreichs flammen stets aufs neue Streiks auf, die nur zum geringen Teil rein wirtschaftlich begründet sind. Das jetzige Parlament besitzt keine feste Mehrheit, die einer Regierung Stabilität und internationales Ansehen verschaffte. Es ist zweifelhaft, ob die im heurigen Winter zu erwartenden Neuwahlen

daran Entscheidendes ändern werden. Unter derlei Voraussetzungen — denen gegenüber die äußerlich glänzende Wirtschaftlage, der hohe Standard der städtischen Bevölkerung *jcr mittleren und oberen Klassen, die guten Lohne der qualifizierten Arbeiter wenig besagen — muß Frankreich folgende außenpolitische Fragen erledigen: die Auseinandersetzung mit' dem arabischen (und berberischen) Selbständigkeitsstreben in Nordafrika, das durch Lösungen ä la Tunisienne nur auf kurze Frist beschwichtigt werden kann; die Liquidierung der indochinesischen Position; das Saarproblem; die wenigstens auf einige Jahre geltende Regelung des Verhältnisses zu Deutschland; den Entscheid darüber, ob sich die Vierte Republik weiterhin als, nicht immer brillanter, Sekundant Amerikas betragen, ob sie zum Neutralismus abschwenken oder gar, vorerst uneingestanden und heimlich, mit der Sowjetunion und mit den Volksdemokratien paktieren soll.

Alle Nöte der Vierten Republik rühren, forschen wir tiefer, von der bisherigen unbefriedigenden Gestaltung des Verhältnisses der zwei Herzvölker unseres Kontinents her. Deutschland und Frankreich müßten nicht jedes bald nach Washington, bald nach Moskau schie-

len, wären sie miteinander einig. Frankreich könnte seine nordafrikanischen Besitzungen-ver-teidigen und halten; ohne sich um Atlantik-Pakt und Rheingrenze zu kümmern, wäre es für die

fernste Zukunft sicher, im Osten einen treuen Freund und Verbündeten zu haben. Die französischen Parteien, Regierung und Diplomatie hätten nicht stets den Zwiespalt von Portefeuille und Herz zu überwinden, wären sie nicht versucht, ja genötigt, bald das nationale, bald das gesellschaftlich-kulturelle Moment zurückzudrängen, um nur eine — illusorische — Bürgschaft gegen vermutete unmittelbare Gefahren zu empfangen, die aus Deutschland drohen.

Noch ist dazu Zeit, die bedrohliche Krise zu meistern. Frankreich vermag dabei einiges zu leisten; es müßte eine Position opfern, die es ohnedies bereits verloren hat und die es nur, wäre die Vierte Republik dazu gewillt und im-' stände, mit Waffengewalt behaupten oder

zurückgewinnen könnte: die Saar. Deutschland aber hätte das psychologische Klima, nicht zu letzt durch konkrete Zugeständnisse, zu schaffen, in dem sich eine aufrichtige deutsch-französische Kooperation, gefolgt von einer engen militärisch-politisch-wirtschaftlichen Allianz, entwickelte. Bonn sollte Frankreich den Abzug aus der Saar durch wirtschaftliche Konzessionen, besonders durch gewisse Sonderrechte in diesem Gebiet, erleichtern., Am wichtigsten aber wäre, daß Parlament, Parteien und Bevölkerung Deutschlands die Grundsätze ihres Regierungs chefs und ihres Außenministers bekundeten, die den Franzosen jede Besorgnis über künftige deutsche Aggressionsabsichten, über einen Rückfall in den Furor teutonicus nähmen. In dieser Möglichkeit liegt die stärkste, wenn nicht die einzige Hoffnung, daß Frankreich d i e Rolle in Europa und in der Welt aufs neue wirklich, und nicht nur auf dem geduldigen Papier der Verträge und Erklärungen oder in den Reden der Staatsmänner, spielen werde, zu der es berufen ist. Wir alle, die wir Frankreich lieben und die wir es unter den über das Los der Menschheit Entscheidenden nicht missen möchten, wünschen aufs innigste die deutsch französische Gemeinschaft.

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