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Die andere Biennale

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Wenn die Katholische Filmkommission für Oesterreich seit ihrer Gründung im Oktober 1947 nun schon zum dritten Mal mit einer „Internationalen Festwoche des religiösen Films“ (19. bis 26. April 1953) vor die breite Oeffentlichkeit tritt, so hat sie damit wohl ihre Berechtigung und ernste, verantwortungsvolle Arbeit, die leider auch in katholischen Kreisen nicht immer die gebührende Unterstützung findet, unter Beweis gestellt. Der bedeutende ideelle und künstlerische Erfolg und die überaus starke Publikumsresonanz der religiösen Filmfestwochen in den Jahren 1949 und 1951 haben die Veranstalter ermutigt, auch in diesem Jahre wieder eine Ueberschau über die neueste internationale Spitzenproduktion auf dem Gebiet des religiösen Spiel- und Kulturfilms zu geben. In einer Epoche, die wie die unsere zerrissen und aufgespalten ist und um die sittlichen Fundamente erbittert ringen muß, kommt gerade dem religiösen Film eine außerordentliche Mission zu. Im allgemeinen aus der immer wieder erhärteten Erkenntnis, daß der Film der moderne Faszinationsfaktor Nummer eins ist, und im besonderen durch die thematische Sondersteilung des religiösen Films, der dazu berufen und geeignet ist, den psychisch so schwer belasteten und daher immer wieder Erlösung suchenden Gegenwartsmenschen zur inneren Besinnung auf die letzten Seinsgrundlagen und höchsten Werte zu führen. Daher verlangt gerade der religiöse Film die besten künstlerischen Mittel, um nicht nur eine Oberfläche des skeptischen Beschauers, sondern auch mit volleri Ueberzeugungskraft seinen Wesenskern zu treffen.

Auch diese religiöse Filmfestwoche wird in den Mittelpunkt die Filmvorführungen im Großen Konzerthaussaal stellen. Gleich der Eröffnungsfilm „D enn sie sollen getröstet werden“ („Oy the beloved country“), nach dem bekannten Roman von Alan Paton. verspricht ein besonderes Ereignis zu werden, da er das heute wieder so brennende Rassenproblem in Südafrika aufrollt und in christlichem Sinne zu lösen versucht. Der Streifen, dem 1952 der „Goldene Lorbeer“ für den besten europäischen Beitrag zur Völkerverständigung verliehen wurde, ist eine englische Produktion und entstand an den Originalschauplätzen unter der Regie von Zoltan Korda. Die Hauptrolle des Negerpfarrers verkörpert der erst kürzlich verstorbene große Charakterdarsteller Canada Lee. England ist auch zusammen mit Italien an einer Gemeinschaftsproduktion, „P e p p i n o und V i o 1 e 11 a“ beteiligt: ein Streifen, den man geradezu als das Ideal eines Kinderfilms bezeichnen könnte; er erzählt die köstliche und herzliche Geschichte eines Knaben, der in seinem unerschütterlichen Kinderglauben den Heiligen Vater für die Rettung seiner kranken Eselin bemüht. Kein Geringerer als Maurice Cloche, der berühmte Schöpfer des „Monsieur Vincent“, hat diesen Streifen, der auf der Novelle „Never take no for an answer“ von Paul Callico basiert und zahlreiche Originalaufnahmen aus der Vitikanstadt und Assisi bringt, gestaltet. Eine bekannte literarische Grundlage hat auch ein weiterer Film der Festwoche aufzuweisen: das berühmte Jesuitendrama „Die erste Legion“ entstand in Amerika unter Douglas Sirk (in Deutschland vor dem Krieg als Detlev Sierck bestens bekannt) mit Charles Boyer in der Hauptrolle. Von einer überraschenden Seite zeigt sich diesmal Mexiko in „S o r A 1 e g r i a“ („Schwester Alegria“): nicht in schwerem, ausspielendem Balladenton, sondern zeitaufgeschlossen, mit feiner menschlicher und sozialer Beobachtungsgabe und diskretem, pointiertem Humor; besonders bemerkenswert durch ihre Erscheinung und Ausdruckskraft die Hauptdarstellerin Rosita Quintana. Ein protestantischer Beitrag kommt aus Schweden: ..Eine Handvoll Reis“ beleuchtet ein Eheproblem im exotischen Milieu von einer sehr ernsten, tiefgründigen Seite. Frankreich wird durch „Pro c es au V a t i c a n“ („Prozeß im Vatikan“), einen biographischen Film über die hl. Theresia vom Kinde Jesu, vertreten sein, der ein Werk von Andre Huguet, dem Schöpfer von „Es ist Mitternacht, Doktor Schweitzer“, ist. Zur weiteren Auswahl stehen noch ein italienischer Farbfilm über Papst Pius X. („Gli uomini non guardano il cielo“), der französische Film „Jocelyn — das Gelübde eines Priesters“ sowie ein neues interessantes Filmwerk von G. W. Pabst, den er kürzlich als italienisch-französische Gemeinschaftsproduktion (mit Aldo Fabrizi, Jean Marais und Daniel Gelin) drehte: „Die Stimme des Schweigens“, ein Streifen, der sich mit der Frage der Exerzitien auseinandersetzt.

Oesterreich und Deutschland werden leider nur auf dem Kulturfilmsektor vertreten sein; die meiste Beachtung verdient aber hier ein französischer Streifen über Mont St. Michel, der von Maurice Cloche zu einem wirklichen Meisterwerk gestaltet wurde und den Großen Preis für Dokumentarfilme erhielt.

Die Vorträge finden diesmal im Theatersaal des Palais Esterhäzy statt. Sie werden sich mit den Themen „Kinderfilm“ (Frau Prof. Dr. Sylvia Klimpfinger), „Die Musik im Film“ (Prof. Bert Rudolf), „Film und Gesetzgebung“ (Staatsanwalt Dr. Franz Erhart) und „Fernsehen“ (Ingenieur Kaiser) befassen.

Neu gegenüber den beiden ersten Filmfestwochen sind eine F i 1 m s o i r e e (Sonntag, den 19. April um 19,30 Uhr im Mozart-Saal des Konzerthauses), welche neben literarischen und musikalischen Darbietungen eine interessante Filmdiskussion mit namhaften Fachleuten bringen wird, sowie ein Preisausschreiben als •geistige Auseinandersetzung mit der religiösen Filmfestwochc. Eine Filmmesse im Stephansdom, die feierliche Eröffnung im Schottenstift, eine Atelierführung und ein Empfang der Filmschaffenden im Erzbischöflichen Palais werden das Programm abrunden.

Das genaue, detaillierte Programm wird rechtzeitig durch Presse, Rundfunk und Plakate bekanntgegeben. Für alle Auskünfte steht die katholische Filmkommission, Wien I, Stephansplatz 3 (R 26-5-95) zur Verfügung. Kartenvor-verkauf für alle Veranstaltungen ab 7. April!

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