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Epische Oper, dramatische Konzertmusik

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Heuer feiert die ipusikalische Welt, in Erinnerung an den f2ÖO. Tode's'täg des großen FCompOnisfen, das1 Hahdel-Täfirr Und'čšTŽt :'SeIhs Vbrstän3Mc&,:' ctäfebudi die Staatsoper sich mit einem repräsentativen Beitrag «beteiligt. Vor fünf Jahren wurde im Theater an der Wien, und zwar bereits im Hinblick auf die Ueber- nahme des Werkes ins große Haus am Ring, „Julius Cäsar" neu inszeniert. Man wählte hierfür die für die deutschen Bühnen übersetzte und neugestaltete Fassung von Dr. Oskar Hagen, dessen Initiative und Arbeit die Renaissance der Händel-Oper zu danken ist, welche von den Göttinger Aufführungen in den Jahren 1920 bis 1926 ausging. Handels „Julius Cäsar“, nach einem Text des in Rom geborenen und in London lebenden Deutschen Nicola H a y m, steht Bernard Shaws „Cäsar und Kleopatra“ näher als dem Shakeskeareschen Drama. Das antike Sujet wurde von Haym und Händel im Sinne der großen barocken Prunkoper stilisiert. O. F. Schuh als Regisseur und Caspar N e h e r als Bühnenbildner wollten anscheinend das zeitlose Drama, denn sie haben eine weitere „Verfremdung“ eingeführt, indem sie in den barocken — sehr noblen, in den Farben gedämpften — Bühnenbildern die Akteure in Empire- Kostümen auftreten ließen. Ferner wurde, durch Streichung einiger großer Chöre und Verzicht auf das Ballett, der ganzen Aufführung der Charakter einer Kammeroper gegeben. Aber so entstehen Widersprüche zum Text und zur Musik. Wenn zum Beispiel Kleopatra „ein Liebesfest“ ankündigt, wie es die Welt noch nicht gesehen, und wenn es dann später heißt: „Das Fest nehme seinen Fortgang“, so wird auf Dinge Bezug genommen, von denen man nichts gesehen hat! Und welcher Darstellungsstil wäre einem solchen Konzept angemessen? Man entschied sich für den .statischen“. Er wurde im großen und ganzen konsequent durchgehalten, aber in der Mimik (Irmgard Seefried) und in der Gestik, ja in der ganzen Anlage ihrer Rolle, ließ man einzelnen Darstellern freie Hand (Oskar Czerwenkas als fast karikaturistischer Ptole- mäus und Edmund Hurshell, der als Achillas so realistisch stirbt, wie in einem veristischen Theaterstück). Eberhard Wächter in der Titel Partie bot eine sängerisch und darstellerisch hervor ragende Leistung, obwohl er als Persönlichkeit ehe ein Cesarino als der die damalige Welt beherrschende Caesar war. Ira M a 1 a n i u k als Cornelia, Irmgard Seefried — Kleopatra und Anton Der mota — Sextus, die ihre Partien großartig sangen haben wieder einmal erwiesen (die Gelegenheitel dazu sind ja selten genug!), daß man mit unseren eigenen Ensemble, wenn es richtig eingesetzt ist wahre Glanzleistungen erzielen kann. Dem orchestra len Teil unter Heinrich Hollreisers Leitung wünschte man an manchen Stellen mehr Kraft und Feuer. Denn entweder man bringt diese Musik in ihrer instrumen talen Originalgestalt (und verzichtet auf die gängige

, Bearbeitung), oder man spielt sie mit großem, vollem 'Ton. Abe Ehergie, - Pathos, psychologische iBifferen- ziertheit und Nätutgefühl müssen in jedem Fäll aus ihr sprechen. Helmut A. Fiechtner

Das 75. Konzert der Philharmonia Hun- g a r i č a bot Uhter der Leitung von Rafael Kube- 1 i k eine Spitzenleistung dieses hervorragenden Orchesters. Das begreiflicherweise nahe Verhältnis der Ungarn zu den Kompositionen Belą B a r 16 k s machte die Wiedergabe von dessen „Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta“ gleichsam authentisch in ihrer Durchsichtigkeit, Klarheit und rhythmischen Präzision. Und das gleiche Lob gilt auch für die 5. Symphonie von Anton Dvorak

(Aus der Neuen Welt), deren Gestaltung die Persönlichkeit des Dirigenten schärfstes Profil gab, lyrische Tiefen und dramatische Spannungen (die letzteren auch in der vorangehenden „Freischütz"-Ouvertüre) in Maß und Gegensatz zu eindringlicher Wirkung steigernd.

Im Konzert „Oesterreichische Komponisten der Gegenwart“, vom Oesterreichischen Komponistenbund veranstaltet, hörte man Kompositionen verschiedener Stile und Profile. In die Nähe von musikalischem Neuland führt die Sonatine für Klarinette und Klavier von Robert S c h o 11 u m, während die Lieder von Wilhelm W a 1 d s t e i n, sowie das Duo für Viola und Violoncello von Fritz Skorzeny, beide Werke von lyrischer Grundhaltung, unmittelbar aus der Tradition fließen, an formaler Gestaltung daher stärker sind als an innerer Spannung. Diese wird fühlbarer in den „Vier Gedichten von Rimbaud" für Singstimme und Klavier von Marcel Rubin, darin volksliedartige Melodien ihre musikalische und textliche Färbung durch die eigenartige Begleitung gewinnen. Als Musikant par excellence zeigt sich Friedrich Wildgans in seinem „Kleinen Trio für Flöte, Klarinette und Fagott“. Hier wird unbekümmert um Stile, Richtungen und Probleme übermütig drauflosmusiziert, es herrscht der Einfall und das meisterliche Beherrschen des Handwerks. Um die Ausführung machten sich Ilona Stein- gruber und Dr. Hans Weber in besonderem Maße verdient, desgleichen Ottokar Drapal (Klarinette), Karl Stierhof (Viola), Franz Kreuzer (Violoncello), Georg Weinhengst (Flöte), Heinz Lorch (Fagott).

Als ein Ensemble feinster Abgestimmtheit und meisterhaften Zusammenspiels zeigte sich das Trio di Trieste, von dessen beiden Abenden wir nur den ersten mit den Trios op. 1/3, 70/1 und 97 von Beethoven hören konnten. Das Unverhältnis dieser Kammermusik zum großen Raum (Großer Konzerthaussaal), war in den ersten Minuten überwunden durch die vitale und zugleich gebändigte Kraft des Ausdrucks, die stets im Zenit von Form und Inhalt stand und doch zu einer Weichheit und Gelöstheit des Spieles befähigte. Bewundernswert die absolut gewahrte Einheit der drei Spieler (mit leiser Führung des Pianisten).

Weit über den Rahmen eines Orgelabends hinaus reichte das Konzert Franz Schütz. So geschah es denn auch, daß trotz der gewaltigen Chaconne in Cis und den Königsfanfaren von Franz Schmidt und trotz J. S. Bachs Präludium und Fugen A-dur und e-molf, dessen II. Konzert für Klaviere und Streichorchester den Mittel- und Höhepunkt des Abends bildete. Als überaus selten gehörtes Werk wirkte es in der exakten, rein objektiven Wiedergabe elektrisierend und direkt aufregend. Ueberhaupt kann der Programmbau dieses Orgelabends in seiner Auf- gelockertheit urid dennoch inneren Einheit als vorbildlich bezeichnet werden.

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