6818780-1973_23_05.jpg
Digital In Arbeit

Der Seuchenstopp

Werbung
Werbung
Werbung

1972 waar für die österreichische Landwirtschaft trotz der nun bereits im zweiten Jahr anhaltenden Trok-kenheit ein gutes Export jähr. Insgesamt wurden Waren im Wert von rund 5,2 Milliarden Schilling exportiert. Gegenüber 1971 bedeutet das eine Steigerung von fast 29 Prozent und damit eine Rekordzunahme. Die Jahre zuvor waren die Steigerungsraten immer knapp unter 20 Prozent gelegen, von 1970 auf 1971 sogar unter 10 Prozent. Auf Grund der starken Zunahme der Agrarexporte erhöhte sich auch ihr Anteil an den Gesamtexporten auf fast 6 Prozent gegenüber 5,3 Prozent im Vorjahr

Wie im Jahr davor, stand auch 1972 der Export lebender Tiere an der Spitze der österreichischen Agrarexporte. Er machte fast 36 Prozent der österreichischen Agrarexporte aus. Hauptabnehmerland der österreichischen Rinderexporte war wieder Italien. Tirol und Oberösterreich waren die wichtigsten Rinderexporteure unter den österreichischen Bundesländern. Zahlenmäßig hielten sich Schlacht- und Nutzrinder mit je mehr als 62.000 Stück die Waage.

Auf die Gruppe der lebenden Tiere folgen die Exporte von Eiern und Molkereierzeugnissen mit mehr als einem Fünftel der gesamten Agrarexporte. Obst und Gemüse machten etwas mehr als ein Zehntel aus, Fleisch und Fleischwaren verloren etwas und lagen nur noch um die 8-Prozent-Marke. Unter 5 Prozent lag der Anteil von anderen Nahrungsmitteln, Kaffee und Gewürzen, Getreide und Waren, die daraus hergestellt werden.

Der Anteil der Importe landwirtschaftlicher Produkte an den Gesamteinfuhren Österreichs stieg auch im vergangenen Jahr wieder stark an und lag bei 10 Prozent. Rund ein Drittel der österreichischen Land-wdrtsohaftsimporte kommt aus dem EG-Raum. Während bei den Exporten der Osthandel zurückging, stiegen die Importe landwirtschaftlicher Produkte aus dem Ostblock im vergangenen Jahr leicht an und erreichten fast ein Fünftel der gesamten landwirtschaftlichen Einführen. Der

EFTA-Anteil blieb hingegen mit einem Zehntel fast unverändert. Obst und Gemüse hatte auch im vergangenen Jahr den weitaus größten Anteil an den Importen, knapp gefolgt von lebenden Tieren.

Die so überraschend guten Zahlen des vergangenen Jahres dürften aber heuer kaum ihre Fortsetzung finden. Die Maul- und Klauenseuche hat den österreichischen Markt gründlich durcheinandergebracht. Das Verbot Italiens und der Bundesrepublik Deutschland, Lebendvieh aus Österreich einzuführen, wird, wenn man die Bedeutung dieser Exporte aus den vorher erwähnten Zahlen abliest, eine Katastrophe für den österreichischen Agrarexport werden. Noch sind die wichtigsten Exporteure, Tirol und Oberösterreich, seuchenfrei — nicht auszudenken aber, wenn auch sie von der Maul- und Klauenseuche befallen würden und ein Großteil der Tiere wie in den anderen Seuchengebieten geschlachtet werden müßte. Der österreichische Lebendviehexport wäre auf Jahre hinaus in größten Schwierigkeiten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung