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Für eine leistungsfähige und zukunftsorientierte Schule

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Vorarlberg ist ein reformfreudiges Bundesland. Das gilt ganz besonders auch für die Bereiche Schul- und Bildungspolitik. Mit den verschiedenen Schulversuchen der Gegenwart wird auch in Vorarlberg nach immer noch besseren Lehrplänen, Unterrichtsmitteln und -me- thoden gesucht, um durch möglichst optimale Voraussetzungen mitzuhelfen, Hemmnisse beim Bildungserwerb abzubauen. Dabei richtet die Vorarlberger Landesregierung ihre Schulpolitik primär auf die Schüler aus, im Bewußtsein, daß diese mit dem für das künftige Leben erforderlichen Wissen und Können ausgestattet werden müssen, um später einmal vollwertig in allen Berufen und Lebensbereichen bestehen zu können. Aber auch die beruflichen Anliegen der Lehrer und die Interessen der Eltern im Hinblick auf das einzelne Kind und das Familienleben werden in die Schulpolitik einbezogen.

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Vorarlberg ist ein reformfreudiges Bundesland. Das gilt ganz besonders auch für die Bereiche Schul- und Bildungspolitik. Mit den verschiedenen Schulversuchen der Gegenwart wird auch in Vorarlberg nach immer noch besseren Lehrplänen, Unterrichtsmitteln und -me- thoden gesucht, um durch möglichst optimale Voraussetzungen mitzuhelfen, Hemmnisse beim Bildungserwerb abzubauen. Dabei richtet die Vorarlberger Landesregierung ihre Schulpolitik primär auf die Schüler aus, im Bewußtsein, daß diese mit dem für das künftige Leben erforderlichen Wissen und Können ausgestattet werden müssen, um später einmal vollwertig in allen Berufen und Lebensbereichen bestehen zu können. Aber auch die beruflichen Anliegen der Lehrer und die Interessen der Eltern im Hinblick auf das einzelne Kind und das Familienleben werden in die Schulpolitik einbezogen.

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Somit ist es eine der vordringlichsten Aufgaben der Vorarlberger Schulpolitik, die Bedürfnisse und Anliegen der Schüler, Lehrer und Eltern zu koordinieren. Dieses Ziel soll durch die Schaffung eines „Landesschüler-, Eltern- und Lehrerbeirates“ erreicht werden. Dieser Beirat, in dem alle betroffenen Gruppen vertreten sind, soll als Kontaktforum dienen, das sich mit allen Schulfragen auf Bundes- und Landesebene befaßt. Diese „Dreier-Lösung“, durch die Vertreter der Lehrer, Schüler und Eltern direkt an einem Tisch sitzen, stellt eine „Österreich-Premiere“ dar. Die Statuten für dieses neue Gremium werden derzeit im Amt der Vorarlberger Landesregierung ausgearbeitet. Die Konstituierung ist zu Beginn des Schuljahres 1977/78 vorgesehen.

Wie man in Vorarlberg die Entwicklung und das Wohl der Kinder berücksichtigt, zeigt auch das Bestreben, in jeder selbständigen Gemeinde zumindest die Volksschulunterstufe zu erhalten, um den Kindern zusätzliche Belastungen durch einen zu weiten und strapaziösen Schulweg zu ersparen. Gleichzeitig bringt dies den Vorteil, daß der heranwachsende junge Mensch die wichtigen ersten Schuljahre in seiner Heimatgemeinde erlebt.

Durch den forcierten Ausbau der Hauptschulen ist in den letzten Jahren im ganzen Land - abgesehen von gänzlich entlegenen Berggebieten - der Bereich einer zweizügig geführten Hauptschule ermöglicht worden. Aber nicht nur die Zahl der Schulen, auch deren Ausstattung kann sich sehen lassen, wobei die Gemeinden, die größte finanzielle Opfer für ihre Schulen bringen, vom Land nach Kräften unterstützt wurden.

Ebenso wurden mit großem Aufwand Polytechnische Schulen und Lehrgänge mit ihrem lebens- und berufsvorbereitenden Bildungsangebot an allen Städten und großen Orten Vorarlbergs eingerichtet. Die Schüler werden dabei ihrem Wissen entsprechend in Leistungsgruppen aufgeteilt, um den individuellen Lernerfolg zu garantieren. Der Ausbau der berufs bildenden Pflichtschulen, also der Landesberufsschulen, erfolgte nach einem einheitlichen Konzept für das ganze Land und wurde vor kurzem im wesentlichen abgeschlossen.

Nach dem Vorarlberger Berufs- schulkonzept wurde eine totale Ver- fachlichung herbeigeführt d. h. für alle Lehrberufe gibt es jetzt eigene Fachklassen. Sollte für einen besonders seltenen oder spezifischen Beruf die Bildung einer Fachklasse in Vorarlberg nicht möglich sein, besuchen die betroffenen Lehrlinge internatsmäßig geführte Berufsschulen in anderen Bundesländern.

Vorarlberg hat außerdem noch eine Besonderheit aufzuweisen: Als einziges Bundesland hat es hauswirtschaft- liche Berufsschulen eingerichtet, deren Besuch für alle Mädchen, die nach der Pflichtschule weder eine weiterführende Schule noch eine Lehre absolvieren, verpflichtend ist. Da davon junge Hilfsarbeiterinnen und Eingelernte Kräfte betroffen sind, ist diese zusätzliche Möglichkeit einer Lebens vorbereitung durch einen besonders praktisch ausgerichteten Unterricht pädagogisch überaus bedeutsam.

Das Sonderschulwesen ist heute bereits weitgehend ausgebaut und entspricht den im Landes-Schulentwick- lungsplan angegebenen Zielen. Neben den allgemeinen Sonderschulen mit entsprechenden Klassen für Schwerstbehinderte in allen Landes- teüen stehen die Internatsschule Ju- pident, eine Landessonderschule für zerebralgestörte Kinder in Mäder, für sprachgestörte Kinder in Schlins, die Landessondererziehungsschule Jagdberg und die Heilstättensonderschule Viktorsberg zur Verfügung.

Im Zusammenhang mit der ersten österreichischen Schülerverlaufsstatistik ist für Vorarlberg unter Mitwirkung der Lehrer und Schulbehörden und in Zusammenarbeit mit dem Unterrichtsministerium ein Landes- Schulentwicklungsplan für Vorarlberg ausgearbeitet worden, der überaus wertvolle Grundlagen und Entscheidungshilfen für die praktische Schulpolitik in allen Bereichen des Schulwesens, also auch für die wichtigen Belange der mittleren und höheren Schulen, liefert. Auch die Fortfüh rung der Schülerverlaufsstatistik mit ihren statistischen Daten über Bildungsbedarf und Bildungsangebot wäre sehr wertvoll, doch wurde, nachdem zuerst die Ausdehnung auf ganz Österreich geplant war, das Vorhaben vom Unterrichtsministerium aufgegeben, obwohl sich die Kosten in diesem Fall sehr wohl rentiert hätten.

Auf dem Sektor der weiterführenden Schulen hat Vorarlberg sehr weit aufgeholt und auch selbst viele Initiativen gesetzt. Wenn mit Zinsförderung des Landes und der Baugrundbereitstellung durch die Gemeinden derzeit in Lustenau, in Lauterach, in Bludenz Bundesschulen im Leasingverfahren errichtet werden und auch das Oberstufengymnasium in Egg mit Landesforderung entsteht, so erkennt man daraus die Bereitschaft, dem Bund wirkungsvoll unter die Arme zu greifen.

Sowohl für den Bereich der Pflichtschulen als auch der höheren allgemeinbildenden Schulen ist jetzt die Forderung zu erheben, daß vom Unterrichtsministerium möglichst bald und umfassend die wissenschaftliche Auswertung der zahlreichen Schul- versuche zur Verfügung gestellt wird, damit die notwendigen Entscheidungen für die neuen Schulmodelle ab 1980 wie geplant getroffen werden können. Dabei wird strikt darauf geachtet werden müssen, daß die aus den Schulversuchen resultierenden Erkenntnisse zum bestmöglichen Bildungsangebot ohne ideologische Verbrämung oder gar Zielrichtung führen. Aus unserer Sicht heißt dies: Bewährtes ist zu erhalten und nur zweifelsfrei vorteilhafte Formen und Modelle sind zu übernehmen bzw. einzuführen.

Schulpolitik ist Zukunftspolitik. Was man heute in unseren Schulen an den jungen, ausbildungsbereiten Menschen versäumt, wird sich bitter rächen, wenn diese Jugend in die Arbeitswelt Übertritt und die Qualität unseres sozialorientierten Staates sichern muß. Nur eine gute Schulpolitik kann alle Chancen auf eine gute Zukunft durch Weckung und Förderung des Willens zur Leistung wahren und mehren.

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