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Schulterschluß im Niltal. . .
Mit dem Gegenbesuch von Präsident Numeiri bei Mubarak ist der neue Nil-Pakt zur wirtschaftlichen, politischen und militärischen Integration zwischen Ägypten und dem Sudan erst richtig zum Tragen gekommen. Am bezeichnendsten dabei, daß sich die beiden Staatschefs nicht etwa in der Mitte in Assuan oder im Anschluß an ihre Begegnung von Khartum in Kairo, sondern ausgerechnet im um diese Jahreszeit verregneten und stürmischen AI-Arisch auf der Sinai-Halbinsel getroffen haben.
Sie scheinen bewußt die Nähe von Israels Grenze gesucht zu haben. In ihren Reden wiederholten beide die schon von führenden ägyptischen Militärs ausgesprochene Warnung an die Adresse der Regierung Begin und ihrer Interventionspolitik in Libanon: Der frische arabische Schulterschluß im Niltal sei nicht nur ein Schild gegen Libyen und Äthiopien, sondern werde im Ernstfall auch zur Waffe gegen ein unbelehrbares Israel dienen.
Bei solchen Tönen an der Demarkationslinie zum Gazastreifen nimmt es gar nicht Wunder, daß hier in Kairo Ägypter und Palästinenser schon wieder eng zusammenarbeiten.
Im Außenministerium besteht schon seit Juni ein gemischtes Komitee aus ägyptischen Diplomaten und Vertretern der PLO, das direkt dem Ressortchef Ka-mal Hassan Ali unterstellt ist.
Während der Belagerung von Westbeirut war dieses Komitee die einzige arabische Institution, von der die Hilferufe Arafats und seine Kompromißangebote auf-und ernstgenommen und prompt an die Adresse der USA," Westeuropas und auch Israels weitergeleitet wurden; denn damals saß noch ein ägyptischer Botschafter in Tel Aviv.
Seit dem Exodus der PLO, dem Friedensplan US-Präsident Ronald Reagans für Palästina und den Nahostbeschlüssen des Arabischen Herbstgipfels im marokkanischen Fez wurde die Kairoer Kontaktstelle zu einer echten Alternative dem speziell von den Amerikanern geforderten jordanischen Schirm für die PLO und ihren künftigen Ambitionen auf der Westbank und im Gazastreifen gegenüber.
Bei der letzten Gesprächsrunde, zu der sich Dr. Ahmad Sidki al-Dadschani von Arafats Exekutivkomitee persönlich mit dem ägyptischen Außenminister zusammengesetzt hatte, wurden Eigenstaatlichkeit, Selbstbestimmung und Heimkehrrecht für alle Palästina-Araber als viel weiter reichende Zielsetzungen festgelegt. Parallel dazu haben PLO-Leute mit ägyptischen Diplomatenpässen beim Außenamt Aufnahme gefunden. So wird künftigen Protokollschwierigkeiten mit den Israelis, aber auch den USA vorgebeugt, und die Palästinenser gelangen dennoch an den Verhandlungstisch.
Aus ihrer Sicht ist heute das in seinen nationalen Forderungen an Israel mit dem Sinai völlig zufriedengestellte Ägypten der uneigennützigste und zugleich mit seiner neuen Führung wieder zuverlässigste Partner, den sich die PLO wünschen kann. Bei Syrien wird stets eine Wiedererlangung der Golanhöhen an erster Interessenstelle bleiben, während es König Hussein von Jordanien zuzutrauen wäre, ein ihm anvertrautes Treuhand-Palästina gar bald mit Begin aufzuteilen. Nur bei den Ägyptern ist solches nicht zu befürchten und das Auftauchen Jas-ser Arafats in Kairo nur mehr eine Frage der Zeit.
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