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Donald Trump: Auch als Häftling Präsident?

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Sowohl die Republikaner als auch die Demokraten sind Gefangene ihrer radikalen Flügel. Die Wahrscheinlichkeit, dass Donald Trump wieder für die Republikaner in den Wahlkampf und damit ins Weiße Haus zieht, wird dadurch nicht weniger. Das Präsidentenamt könnte ihn vor einer Verurteilung bewahren - oder aber er wird verurteilt und trotzdem Präsident.

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Sowohl die Republikaner als auch die Demokraten sind Gefangene ihrer radikalen Flügel. Die Wahrscheinlichkeit, dass Donald Trump wieder für die Republikaner in den Wahlkampf und damit ins Weiße Haus zieht, wird dadurch nicht weniger. Das Präsidentenamt könnte ihn vor einer Verurteilung bewahren - oder aber er wird verurteilt und trotzdem Präsident.

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Die amerikanische Politik gleicht einem griechischen Drama: Alles steht auf dem Spiel, auch die liberale Demokratie selbst. Held und Antiheld scheinen dazu bestimmt, im letzten Akt abermals direkt aufeinanderzutreffen. Um die Dramatik zu steigern, steigt der inzwischen greise Held mit allen erdenklichen Nachteilen in den Ring. Mäßig populär, erschöpft und aus der Zeit gefallen, ist er der Letzte seiner Art und doch der Einzige, der es mit dem Antihelden aufnehmen kann. Dieser wiederum wird – gefangen in der eigenen Verschwörungserzählung – alles seinen persönlichen Überlebensinteressen und Rachefantasien unterordnen, sogar das Wohl der eigenen Partei, die Zukunft des Landes und letztlich das Schicksal der westlich­-liberalen Ordnung.

Längst geht es für Donald Trump nicht nur um politische Macht, sondern um Genugtuung für die erlittene Schmach der letzten Niederlagen und darum, einer Verurteilung und dem Gefängnis zu entgehen. Allein das Präsidentenamt könnte Trump vor diesem Schicksal bewahren, so erdrückend scheinen die Beweise der Staatsanwaltschaft. Zwar könnte Trump selbst noch im Gefängnis als Präsident fungieren, die Verfassung macht diesbezüglich keine Einschränkungen, doch müsste eine Verurteilung vorher zustande kommen, denn einem amtierenden Präsidenten kann nicht der Prozess gemacht werden.

Identitäre Partikularinteressen

Wie in der Tragödie sind sich alle Protagonisten der Umstände bewusst und können dennoch ihrem Schicksal nicht entkommen. Dies ist wiederum den Gesetzmäßigkeiten der amerikanischen Politik geschuldet. Da ist zunächst das Unvermögen der Demokraten, einen effektiven Alternativkandidaten aufzustellen. Die Partei des Präsidenten ist längst in eine Vielzahl von identitären Partikularinteressen zerfallen. Zuallererst geht es um Identität, also um Rasse, Geschlecht und progressive sexuelle Orientierung in Verbindung mit der entsprechenden Attitüde.

Eine progressive Identitätsagenda samt akzentuierter linker Sozialprogrammatik ist zwar landesweit nicht mehrheitsfähig, aber innerparteilich unverzichtbar. Eine Schar hypersensibler Basisaktivisten wacht via soziale Medien über vermeintlich inkorrektes Verhalten, um bei Verstößen über einen potenziellen Kandidaten herzufallen. Ohne symbolträchtige Zugeständnisse an die für die Demokraten relevanten Wählergruppen der Schwarzen und Latinos verliert man die Parteibasis, vor allem die Jugend, und ohne Mobilisierung dieser verliert man jede bundesweite Wahl. Allerdings lässt sich allein mit der Basis auch keine Wahl gewinnen.

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