Freiheit Felsen  - © Foto: iStock/wilpunt

Schädliche Freiheit

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Aus narzisstischen Größenfantasien können psychische, soziale und ökologische Krisen entstehen: Warum das Ringen um Grenzen immer wichtiger wird.

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Aus narzisstischen Größenfantasien können psychische, soziale und ökologische Krisen entstehen: Warum das Ringen um Grenzen immer wichtiger wird.

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Was David Bell aus Großbritannien berichtet, zeigt eine symptomatische Entwicklung: rasant steigende Fallzahlen; schlechte Betreuungsverhältnisse; unerfahrenes Personal und ein hoher Druck, die Patienten so rasch wie möglich durchzuschleusen. Dazu ein Klima des Misstrauens, in dem Probleme nicht mehr offen angesprochen werden können. Bell ist Psychiater und Psychoanalytiker in London und war Direktoriumsmitglied im „Tavistock“, einer klinischen Einrichtung des National Health Service (NHS). Die Überweisungen von Kindern und Jugendlichen an die dortige Abteilung für Geschlechtsumwandlung sind in den letzten zehn Jahren massiv gestiegen. Parallel dazu kam es zu „tiefgreifenden ethischen und klinischen Bedenken“ der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Sie trauten sich meist nicht, Bell in seinem öffentlichen Dienstzimmer zu treffen, weil sie befürchteten, von einem ihrer Vorgesetzten gesehen zu werden. Ihre Sorgen über die Art, wie mit den betroffenen Teenagern umgegangen wurde, äußerten sie nur im privaten Austausch.

Aggressive Ideologien

„All dies stand in engem Zusammenhang mit der Tatsache, dass der Dienst zu dieser Zeit eine ‚trans-bejahende‘ Position vertrat, das heißt die erklärte Geschlechtsidentität der kindlichen Patienten bedingungslos akzeptierte“, so Bell. Das war „eine Haltung, die nur schwer infrage gestellt werden konnte“. Doch allmählich wuchs die Besorgnis, dass die Behandlung mit pubertätshemmenden Medikamenten oder geschlechtsübergreifenden Hormonen für Minderjährige potenziell schädlich sein könnte – und die wissenschaftliche Basis dafür nicht ausreichend war.

In weiterer Folge startete das NHS England die bislang größte Überprüfung der Angebote für Kinder mit „Geschlechtsdysphorie“ (d.h. dem Unbehagen, männlich bzw. weiblich zu sein). Das Ergebnis: Der Dienst wird nun geschlossen und neu aufgestellt. Dieser Zusammenbruch einer Gesundheitsinstitution „könnte vielleicht als Beispiel für das Versagen des Managements (…) oder alternativ als Ergebnis der Vereinnahmung einer Einrichtung durch die Trans-Ideologie angesehen werden“, so der britische Psychiater in einem Beitrag, der in einem Sammelband des Psychosozial-Verlags vorliegt.

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