Alena Buyx - © Foto: Andreas Heddergott / TUM

Alena Buyx: "Wissenschaft ist das, was uns retten wird"

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Alena Buyx forscht zur Ethik in Medizin und Gesellschaft. Ein Gespräch über den hochaktuellen „One Health“-Ansatz, Arbeitszeitreduktion und den Klassenkampf im Klimaschutz.

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Alena Buyx forscht zur Ethik in Medizin und Gesellschaft. Ein Gespräch über den hochaktuellen „One Health“-Ansatz, Arbeitszeitreduktion und den Klassenkampf im Klimaschutz.

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Sie absolvierte ein Doppelstudium der Medizin sowie Philosophie und Soziologie in Münster, London und York. An der Technischen Universität München leitet Alena Buyx heute das Institut für Geschichte und Ethik der Medizin. Bei den Salzburger Hochschulwochen Anfang August widmete sie sich den ethischen Aspekten einer ökosozialen Transformation. DIE FURCHE hat sie zum Interview gebeten.

DIE FURCHE: Bei den Salzburger Hochschulwochen haben Sie heuer u.a. den „One Health“-Ansatz vorgestellt, der die Zusammenhänge zwischen menschlicher und ökologischer Gesundheit beleuchtet. Wie sind Sie auf diesen ganzheitlichen Ansatz gestoßen?

Alena Buyx: Als im Deutschen Ethikrat über zukünftige Themen abgestimmt wurde, fand „One Health“ eine überwältigende Mehrheit als Thema unserer Jahrestagung 2023. Ich selbst habe mich schon vor mehr als zehn Jahren mit Energie-Ethik beschäftigt; seither hatte ich das Thema der planetaren Gesundheit im Kopf. Damals aber erschien mir das noch fern und abstrakt. Inzwischen wissen wir, wie dringlich die Lage ist. Meine burgenländische Schwiegermutter berichtet mir stets aus erster Hand und seit Jahren, wie sich die Natur in ihrem Garten verändert – etwa dass Insekten verschwinden, Pflanzen anders wachsen. Gut möglich, dass der Sommer 2023 mit all den Hitzerekorden im Juli und den vielen Extremwetterereignissen noch einer der kühleren und ruhigeren sein wird, an den wir uns später erinnern werden.

DIE FURCHE: Der „One Health“-Ansatz steht seit der Coronakrise hoch im Kurs: Schließlich hat uns die Pandemie drastisch vor Augen geführt, was passieren kann, wenn Krankheitserreger vom Tier auf den Menschen überspringen ...
Buyx: Ein Übermaß kann unvermutete ­Effekte in ganz anderen Bereichen haben: So können großflächige Monokulturen zu ökologischen Veränderungen führen, die Zoonosen begünstigen. Erreger springen vor allen dann von der Tierwelt auf die Menschen über, wenn vorher unberührte Natur zerstört wird und Ökosysteme aus dem Gleichgewicht geraten. Wärmere Temperaturen bringen andere Erreger zu uns usw. Man braucht dann vernetztes Denken, um Veränderungen zu erkennen. Überbelastung spielt eine Rolle bei der Über­fischung, beim Burnout in der Arbeitswelt oder beim Problem der Antibiotikaresistenz, die durch exzessive Nutzung dieser Medikamente entsteht. Das gehörte zum großen Thema der Salzburger Hochschulwochen: Wie gelingt Reduktion?

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