Studieren mit der Rekordinflation
Im Haushalt der Universitäten klafft für 2024 noch eine gewaltige Lücke. Während die Budgetverhandlungen in die heikle Phase gehen, leiden gerade die Studienanfänger(innen) unter der aktuellen Teuerung. Ein Ausblick zum Semesterstart.
Im Haushalt der Universitäten klafft für 2024 noch eine gewaltige Lücke. Während die Budgetverhandlungen in die heikle Phase gehen, leiden gerade die Studienanfänger(innen) unter der aktuellen Teuerung. Ein Ausblick zum Semesterstart.
Raus aus dem Elternhaus, hinein ins neue Leben, vielleicht sogar in einer neuen Stadt: Das ist das Lebensgefühl vieler Studienanfänger(innen). Doch gestiegene Wohnkosten, Kautionen und die weiter galoppierenden Preise für Lebensmittel machen das Studieren heute oft zu einer prekären Angelegenheit – stärker als früher. „Gerade der Studienstart ist der teuerste Zeitpunkt, da wird es jetzt für viele kritisch“, sagt Martin Unger, Hochschulforscher am Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien. Letztes Jahr hatte das IHS im Auftrag des Wissenschaftsministeriums eine repräsentative Befragung unter Maturierenden der AHS und BHS durchgeführt, wonach 72 Prozent der Befragten binnen zwei Jahren nach dem Schulabschluss ein Studium aufnehmen wollten. Wie aber würde das heuer, angesichts der Rekordinflation, aussehen? „Wahrscheinlich sind es nicht sehr viele, die es sich nicht mehr leisten können“, vermutet der Forschungsgruppen-Leiter. „Aber das Ergebnis wäre höchst spannend – es tut mir weh, dass wir hierzu keine Daten haben.“
Drehen am Betreuungsschlüssel
Auch die Universitäten selbst haben mit der Teuerung zu kämpfen. Die Gespräche über das kommende Dreijahresbudget gestalten sich angesichts dieser Entwicklung „äußerst schwierig“, heißt es vonseiten der Universitätenkonferenz (Uniko): „Universitäten sind personalintensiv, haben keinen Spielraum für Preisanpassungen und können Kostensteigerungen daher nur durch Kürzungen bei Lehre und Forschung kompensieren.“ Bei ausbleibenden Mitteln werde das unweigerlich zu Jobverlusten führen, warnte die scheidende Uniko-Präsidentin Sabine Seidler, die ihr Amt mit Oktober niedergelegt hat.
Bereits das geltende Dreijahresbudget war aufgrund der Inflation nicht zu halten. Mithilfe von Reserven und Zuschüssen musste heuer eine Unterdotierung behoben werden. Für 2024 fehlen den Universitäten mehr als 500 Millionen Euro. Bis Ende des Monats müssen sich Finanzminister Magnus Brunner und Wissenschaftsminister Martin Polaschek (beide ÖVP) nun einigen. In dieser heiklen Phase übernimmt Psychologie-Professor Oliver Vitouch von der Uni Klagenfurt, bisher Uniko-Vizepräsident, bis zur Neuwahl im Dezember den Vorsitz der Universitätenkonferenz.
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