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Brief #31: Aus meiner neuen Welt mit Hörgerät

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In der dialogischen FURCHE-Kolumne "Erklär mir deine Welt" kommen die Radiomenschen Hubert Gaisbauer und Johanna Hirzberger miteinander ins Gespräch. Diesmal geht es um das Hörgerät.

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In der dialogischen FURCHE-Kolumne "Erklär mir deine Welt" kommen die Radiomenschen Hubert Gaisbauer und Johanna Hirzberger miteinander ins Gespräch. Diesmal geht es um das Hörgerät.

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Liebe Frau Hirzberger!

Meine Welt, die ich Ihnen heute erklären will, jubelt: Mein erstes Hörgerät ist da! Und seit drei Tagen in der Probephase! Ich war ja bis vor Kurzem standhaft dagegen und widerständig und störrisch. Da fällt mir ein, ob „törrisch“, wie man in meiner Heimat zu Schwerhörigen sagt, etymologisch mit dem Wort „töricht“ verwandt ist? Wohlmeinende Menschen in meiner Umgebung haben mir dies ja sanft zu verstehen gegeben.

Inzwischen übe ich mich in Zustimmung. Denn: Warum sollte man den Bedarf einer „Hörhilfe“ nicht ebenso emotionsfrei und dankbar zur Kenntnis nehmen wie den einer Brille (ist gleich „Sehhilfe“)? Nun, eine schicke Brille ist ein gesellschaftliches Upgrading – auch des eigenen Selbstwerts. Aber ein Hörapparat? Zweifellos eine Erniedrigung. Gehört aber jetzt zu meiner Welt.

Und kann daher ruhig auch sichtbar sein. Basta. Eine Behinderung zu verstecken – noch dazu eine, die mir altersgemäß zusteht –, nur der Eitelkeit wegen, ist eine Verleugnung. Deshalb habe ich mich – analog zu einem Auto – auch nicht für einen Porsche Carrera entschieden. Ich bleibe Mittelklasse und brauch keine Bluetooth-Verbindungen der Ohren mit der Waschmaschine. Der große und bescheidene Ökonom Lepold Kohr, von dem ich Ihnen schon einmal erzählt habe, bleibt ja mein Idol. Small is beautiful, obwohl sein Hörgerät noch ein Riesending war.

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