Folterung im Baum im KZ Dachau - © Dokummentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, Foto: Christoph Fuchs

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Wider das Vergessen

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Der Kunstsammlung des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, die seit dessen Gründung 1963 stetig gewachsen ist, ist nun erstmals eine umfassende Ausstellung gewidmet.

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Der Kunstsammlung des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, die seit dessen Gründung 1963 stetig gewachsen ist, ist nun erstmals eine umfassende Ausstellung gewidmet.

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Sie hingen auf dem Gang oder in Büros an den Wänden, manche lagen auch verpackt und fast vergessen im Keller: Mehr als 200 Werke bildender Kunst besitzt das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW), überwiegend Zeichnungen und Gemälde. Einige wurden von namhaften Künstlern signiert wie Alfred Hrdlicka, Adolf Frohner oder Alfons Walde. Andere tragen gar keinen Namen oder einen, der allenfalls Kennern noch etwas sagt, den von Else Argutinsky etwa oder von Brigitte Steinitz, Tochter des Sozialdemokraten Heinrich Steinitz, der 1942 in Auschwitz ermordet wurde. Gemeinsam ist allen diesen Werken, dass sie die Gewalt und den Terror abbilden, die in den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts in Europa herrschten.

Von schwarzer Last erdrückt

Es sind ikonenhafte Stücke darunter, allen voran Anselm Grands Großformat „Folterung am Baum“ von 1946, auf dem der Maler seine vierjährige Leidenszeit in den KZ Dachau und Sachsenhausen verarbeitete. Nicht minder einprägsam: eine Glasmalerei von Carry Hauser aus dem Jahr 1969, die einen dunkelrot angeleuchteten Atlas darstellt, der von einer amorphen schwarzen Last erdrückt wird. Aber auch viele andere Bilder sind von der Art, dass man sie nicht leicht wieder vergisst.

Entstanden ist die Sammlung über Jahrzehnte quasi als Nebenprodukt der Arbeit des DÖW, das seit seiner Gründung 1963 Dokumente zur Geschichte von Verfolgung und Widerstand im Nationalsozialismus sammelt, erforscht und die aus dieser Arbeit gewonnenen Erkenntnisse der Öffentlichkeit vermittelt. „Die ersten dieser Kunstwerke kamen schon 1963 als Teil von Aktenbeständen ins DÖW“, erklärt Ursula Schwarz, die als Archivarin die Sammlung betreut. Ab 1970 hätten Künstler gezielt Geschenke an das Institut gemacht. So gelangten ein Blatt aus Hrdlickas Radierzyklus „Roll over Mondrian“ von 1967 in den Besitz des DÖW oder vier farbige Linolschnitte aus der Mappe „Kain“ von Axl Leskoschek aus den Jahren 1961– 64, die der Grazer Künstler und langjährige Kommunist „dem Töten im Allgemeinen gewidmet“ wissen wollte.

Den größten Zuwachs erhielt die Kunstsammlung des DÖW bis Ende der achtziger Jahre, namentlich auch durch Werke von Karl Stojka, der das „Zigeuner-Familienlager Auschwitz“ überlebt hatte und seine eindringlich farbigen Bilder stets mit seiner Häftlingsnummer „Z5742“ signierte. Und sie wächst noch immer, heute aber vor allem „von innen“, das heißt durch mehr oder weniger zufällige Entdeckungen im hauseigenen Archiv. Die Zeiten, da die Kunst im DÖW ein Mauerblümchen-Dasein führte, sind allerdings passé. Nachdem das Land Niederösterreich ihre systematische Erschließung gefördert hat, ist nun im St. Pöltener „Haus der Geschichte“ mit 150 Werken erstmals ein umfassender Querschnitt dieser einzigartigen Sammlung zu sehen.

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