Frauen? Vergessen
FOKUSMarie Holzer: Produktiv und politisch
Die Schriftstellerin und Feuilletonistin Marie Holzer (1874–1924) schrieb unermüdlich über weibliche Lebensbedingungen und Benachteiligung – bis sie von ihrem Mann ermordet wurde. Ihr beeindruckendes Lebenswerk machten erst wissenschaftliche „Grabungen“ wieder sichtbar.
Die Schriftstellerin und Feuilletonistin Marie Holzer (1874–1924) schrieb unermüdlich über weibliche Lebensbedingungen und Benachteiligung – bis sie von ihrem Mann ermordet wurde. Ihr beeindruckendes Lebenswerk machten erst wissenschaftliche „Grabungen“ wieder sichtbar.
Ein Nachlass von Marie Holzer hat sich nicht erhalten, keine Sammlung ihrer zahlreichen Texte gibt es, kein Foto, das sie zeigt. Nur wenige Dokumente bezeugen ihr Leben, etwa ihre in feingliedriger Handschrift verfassten Briefe im Forschungsinstitut Brenner-Archiv im Nachlass Ludwig von Fickers sowie jene im Nachlass Arthur Schnitzlers in Cambridge. Die Autorin und Mitarbeiterin in karitativen Vereinigungen engagierte sich in der sozialdemokratischen Frauen- und Arbeiterbewegung und bezahlte dies am Ende mit ihrem Leben.
Marie Holzer, geborene Rosenzweig-Rode, stammte aus einer jüdisch assimilierten, großbürgerlichen Familie in Czernowitz in der heutigen Ukraine, der Geburtsstadt von Paul Celan und Rose Ausländer, damals Kronland der Monarchie. Eine weltoffene, gebildete Atmosphäre im kulturellen Umfeld der Familie darf vermutet werden. Ihr Vater, Leon Rosenzweig-Rode, war mit Karl Emil Franzos befreundet und betätigte sich wie auch ihr Bruder, Walther Rode, als Schriftsteller.
Marie versuchte sich im Schauspiel am Stadttheater und begann ebenfalls bald zu schreiben. 1895, knapp zwanzigjährig, ging sie die Heirat mit dem aus der Steiermark stammenden Armeeoffizier Hans Holzer ein. 1905 – Marie Holzer war mittlerweile Mutter von drei Kindern – übersiedelte die Familie nach Prag, in eines der künstlerischen, intellektuellen Zentren der Monarchie. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs lebte sie, nachdem Oberst Holzer beim Militärkommando in Innsbruck eine Stellung erhielt, bis zu ihrem Tod 1924 in Innsbruck.
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