Ein Wiener Bild des Fin de Siècle

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Arthur Schnitzlers "Reigen" und das Wien um 1900 inspirierte den Choreographen Ashley Page und seinen Ausstatter Antony McDonald zu "Ein Reigen", einer Kreation für das Wiener Staatsballett. Doch vom "Reigen" blieb wenig über und die Personen der anbrechenden Wiener Moderne erkennt man nur, wenn man sich damit befasst hat. Zu kurz sind die 17 Szenen des zweiaktigen Werkes, um Handlung zu erzählen, es entstehen nur Stimmungsbilder. Man bewegt sich durch ein Wien, das vom Riesenrad dominiert wird, und trifft in den Salons auf Persönlichkeiten der Zeit, u. a. Arthur Schnitzler, Sigmund Freud, Gustav und Alma Mahler, Oskar Kokoschka, Peter Altenberg, Egon Schiele, Bertha Zuckerkandl sowie Gustav Klimt und Emilie Flöge. Schade, dass auf die damaligen Pionierinnen des Freien Tanzes wie Grete Wiesenthal oder Gertrud Bodenwieser vergessen wurde.

Die Gefühle fehlen

Choreographisch fesselt das Werk wenig: zu undifferenziert die Bewegungssprache der unterschiedlichen Protagonisten, zu gefühlskalt die Szenen zwischen den einzelnen Liebespaaren, auch wenn hier virtuos getanzt wird. Die Bühne ist mit riesigen Tafeln, auf denen Wiener Ansichten, aber auch Gemälde von Schiele, Klimt und Kokoschka zu sehen sind, vollgestellt, wodurch für den Tanz teilweise wenig Platz bleibt. Trotzdem beweist das Wiener Staatsballett wieder einmal seine Vielseitigkeit. Aus dem Orchestergraben erklingt eine Musikcollage mit Teilen aus Werken von u. a. Gustav Mahler, Alexander Zemlinsky, Erich Wolfgang Korngold sowie Alban Berg. Das Orchester unter Gerrit Prießnitz spielt diese musikalisch sehr unterschiedliche Zusammenstellung, die durch von Béla Fischer komponierte Übergänge verbunden ist, differenziert, sauber und mit viel Dramatik.

Ein Reigen - Volksoper Wien 26. Mai, 5., 20., 26., 29. Juni

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