Reinigung - ©  Foto: iStock / Paul Bradbury

Saubermachen unter schwarzen Bedingungen

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Die allermeisten Putzkräfte in privaten Haushalten arbeiten ohne Anmeldung. Auf den ersten Blick scheint das eine Win-win-Situation für sie und ihre Auftraggeber zu sein. Die Nachteile wie etwa fehlende Pensions-, Kranken- und Unfallversicherung werden dabei nach wie vor gerne übersehen

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Die allermeisten Putzkräfte in privaten Haushalten arbeiten ohne Anmeldung. Auf den ersten Blick scheint das eine Win-win-Situation für sie und ihre Auftraggeber zu sein. Die Nachteile wie etwa fehlende Pensions-, Kranken- und Unfallversicherung werden dabei nach wie vor gerne übersehen

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Bianca Hermann hat sich entschieden, es anders zu machen. Anders als die vielen, die fremde Wohnungen und Häuser putzen und ihr Geld dafür bar auf die Hand bekommen, ohne dafür Steuern oder Sozialabgaben zu zahlen. „Ich möchte pensions- und unfallversichert sein“, sagt die Niederösterreicherin mit rumänischen Wurzeln.

Zusammen mit ihrem Vater gründete sie ein Unternehmen, das Reinigungsarbeiten in Privathaushalten, Ordinationen und Hotels übernimmt. „Wir übernehmen Aufträge zwischen Amstetten und Krems“, sagt sie, „die Leute sind immer sehr zufrieden.“ Das Geschäft laufe gut, auch wenn sie manchen Kunden mit Nachdruck erklären müsse, dass sie auch ausnahmsweise nicht schwarz putzt. „Das möchte ich nicht“, sagt Hermann. Die Unternehmerin ist damit eine von wenigen, die Reinigungsarbeiten in Privathaushalten innerhalb eines legalen Arbeitsverhältnisses anbieten. Die allermeisten Putzkräfte arbeiten, ohne angemeldet zu sein.

Wie zum Beispiel Liliana, weil sie Angst vor einer Steuernachzahlung hat, wenn sie sich zu ihrem regulären Angestelltenverhältnis etwas dazuverdient. Oder Artem, der als Kriegsvertriebener aus der Ukraine auf die Zuverdienstgrenze von 110 Euro bei der Grundversorgung achten muss. Magdalena ist es schlicht zu aufwendig, sich für ihre gelegentlichen Putzjobs um ein legales Arbeitsverhältnis zu bemühen. Der Großteil der Auftraggeber hat damit kein Problem. Im Gegenteil: Auf den zusätzlichen bürokratischen Aufwand bei einer Anmeldung und zusätzliche Kosten aufgrund von Lohnnebenkosten verzichten sie gern.

Wer aber eine Putzkraft legal beschäftigen möchte, muss oft lange suchen oder auf eine Reinigungsfirma zurückgreifen. Wie hoch der Anteil an Schwarzarbeit bei Haushaltstätigkeiten ist, lässt sich nicht genau feststellen. „Wir gehen davon aus, dass in rund 80 Prozent der Haushalte mit Putzkräften schwarz geputzt wird“, sagt Friedrich Schneider, Ökonom und Experte für Schwarzarbeit.

Motiv: Der stark regulierte Arbeitsmarkt

In absoluten Zahlen heißt das: Zwischen 700.000 und 900.000 Personen übernehmen Putztätigkeiten ohne Anmeldung. Auf den ersten Blick sei das zwar eine sehr große Anzahl, sagt Schneider. Was man dabei aber bedenken müsse: „Es wird nicht unterschieden, ob diese Personen nur gelegentlich, zum Beispiel bei der Nachbarin, aushelfen oder regelmäßig und in hoher Stundenanzahl im Pfusch arbeiten.“ Außerdem gibt es einen großen Graubereich: Wenn etwa Angestellte einer Putzfirma von dieser dazu angehalten werden, einen Putzjob zusätzlich schwarz zu übernehmen.

Diese sind zwar über die Firma angestellt und versichert, das Geld fließt aber unter der Hand. Dass es hauptsächlich Frauen mit Migrationshintergrund seien, die putzten, sei eine weitverbreitete, aber falsche Annahme. „Nur die putzende Türkin oder Kroatin ist ein Klischee“, sagt Schneider. Das es in der Realität zwar gebe, aber das nicht das Gros der Fälle ausmache. „Es sind genauso oft Frauen aus einkommensschwachen Haushalten, Alleinerziehende oder Studentinnen ohne Migrationshintergrund, die putzen gehen.“ Aber auch hier muss Schneider einräumen: Exakte Zahlen gibt es dazu keine.

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