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Die Musik in Geschichte und Gegenwart

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ALLGEMEINE ENZYKLOPÄDIE DER MUSIK. Unter Mitwirkung zahlreicher Musikforscher des In- und Auslandes hetausgegeben von Friedrich Blume. Band 7: Jensen—Kyrie. Bärenreiter-Verlag, Kassel- Basel-London-New York, 1946 Spalten Text und 24 Seiten Register. Preis 96 DM

Vor zehn Jahren erschienen die ersten Lieferungen dieses großangelegten und in seiner Art einzigen Werkes. Aber es dauerte noch fast drei Jahre, bis der erste gebundene Band vorgelegt werden konnte, der das Impressum „Im Bärenreiter-Verlag, Kassel und Basel, 1949 bis 1951“ trug. Der wahrhaft internationale Charakter dieser bisher umfassendsten deutschsprachigen Musikenzyklopädie spiegelt sich schon im neuen Verlagssignet: Kassel-Basel-London- New York. Man bemerkt auch das Bestreben, bedeutende Erscheinungen der musikalischen Kultur von Angehörigen der betreffenden Nation darstellen zu lassen. So erhalten viele Einzelbeiträge Farbe und Profil.

Da es einen das gesamte riesige Gebiet der Musik überschauenden Geist nicht gibt, ist eine einheitlich souveräne Wertung nicht möglich. Dagegen ist auch auf abgelegensten Gebieten eine Materialfülle geboten, über die nur der „Eingeborene“ und in dem betreffenden Milieu Aufgewachsene verfügt. —Und wieder ist es so wie in den vorausgegangenen Bänden, daß in einzelnen Kapiteln eine jahrelange Arbeit steckt, ja daß einzelne Forscher unter dem ihrem Spezialgebiet gewidmeten „Stichwort“ die Summe einer Lebensarbeit und -erfahrung gezogen haben. Etwa in dem 25 Spalten umfassenden Kapitel „Jesuiten“, mit 11 Abbildungen (Heinrich Hüschen), in der Monographie über Josquin Desprez (24 Spalten mit 10 Illustrationen, von Hellmuth Ostloff), in den Beiträgen über „jüdische Musik“ (60 Spalten), „jugoslawische Musik“ (über 70 Spalten, ethnographisch angeordnet und behandelt), in den umfassenden Studien, die dem Gebraucher einen Leitfaden ersetzen, über: Kammermusik, Kanon, Kantate, Kan- zone, Kontrapunkt, Konzert, Kyrie (15 Spalten, von

Bruno Stäblein), Klavier und Klaviermusik usw. — Aus der Reihe dieser großen Beiträge seien drei d!Sci • vwifwwfc geistesgeschichtliche Bildung bezeugende Darstellung der Klassik durch Friedrich Blume (Spalte 1027 bis 1090), die mehr als 30 Spalten umfassende Studie über „Komposition", gegliedert in die Kapitel: der

Schaffensprozeß, Gestaltungsformen, Wandlungen des Kompositionsbegriffes und der Kompositionslehre, vom Mittelalter bis zur Gegenwart, mit dem Anhang über Lehrschriften und einem reichen Literaturverzeichnis; schließlich, als drittes Beispiel, das Kapitel „Konsonanz — Dissonanz“, dessen akustische Grundlagen von einem allerersten Fachmann in dieser

Materie, Dr. Fritz Winckel, scharfsinnig dargelegt weiden. Erwähnen wir auch noch das spannende

Kapitel über die Kadenz, mit Beispielen von Bach, Mozart, César Franck, Strauss, Strawinsky, Hindemith und Fran?aix, woraus der Leser ersieht, daß auch die musiktheoretischen Abhandlungen bis in die Gegenwart, mit Ausschluß freilich der allerjüngsten Punktuellen, Seriellen und Elektroniker — für welche die Gesetze der klassischen Aesthetik und Formlehre ja sowieso keine Geltung haben —, fortgeführt sind. — Von interessanten Musikermonographien seien genannt: die der Geigenbauerfamilie Klotz (acht Generationen mit nachgewiesenen 36 Vertretern ihres Faches), der Musikerfamilien Jeremias und Jones, die Zeitgenossen Jolivet (mit schönem Partiturbild des 2. Konzertes für Ondes Martinot und Orchester), Khatschaturian, Khrenikow, Kilpinen, Armin Knab, Eduard Künnecke u. a.

Aus dem österreichischen Pantheon begegnen wir zwischen Joseph I. (Othmar Wessely) und der Jeritza (sie heißt in Wirklichkeit Maria Jedlitzka und wurde 1887 in Brünn geboren): Wilhelm Jerger (von ihm selbst verfaßt), Franz Kosch, dem hochverdienten Kirchenmusiker und Pädagogen, den inzwischen Verstorbene E. W. Korngold, E Komauth und Clemens Krauß, von den Lebenden: Ernst Krenek. Aus der großen Zahl der Monographien nur noch ein Beispiel: Da gibt es die interessante, esoterische Künstlererscheinung von Sigfrid Karg-Elert. Alle anderen Lexika versagen in diesem Fall oder bringen etwas Unverbindliches in Stichwörtem vor. Hier, in MGG, steht die gründliche, einfühlsame Studie von Reinhold Sietz mit einem zwei Spalten umfassenden Werkverzeichnis. Wo findet man noch dergleichen? — An wichtigen mupkgeographischen Artikeln seien genannt: diè über Karlsruhe, Kassel, Köln, Königsberg, Krakau, Klosterneuburg und Kremsmünster. — Mit 80 Bildtafeln, 380 Textabbildungen, 22 Notenbeispielen und 17 Tabellen ist der Band reichhaltig ausgestattet.

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