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Die Demokratie muß täglich erneuert werden
Unlängst hat er uns in der Redaktion besucht: aus Solidarität und alter Freundschaft wegen. Kurt Skalnik, Funder-Nachfolger in der FURCHE-Leitung, wird 70.
Unlängst hat er uns in der Redaktion besucht: aus Solidarität und alter Freundschaft wegen. Kurt Skalnik, Funder-Nachfolger in der FURCHE-Leitung, wird 70.
Geduldig hat sich Kurt Skalnik eine dramatische Bedaktions-sitzung um die Zukunft der FURCHE angehört, um an alte Zeiten gemahnt zu werden. Die Auseinandersetzung um die Bichtung der FURCHE geht heute zwischen den Forderungen nach einer christlichen, katholischen Zeitung, die von Born geprägte Orientierung bietet, und einem von Christen gemachten Blatt, das ein Forum für die großen Lebensfragen des heutigen Menschen darstellen soll.
Skalnik hatte in seiner Zeit mit ähnlichen Auseinandersetzungen zu kämpfen. Dem als „Linkskatholiken' Apostrophierten wurde zum Vorwurf(!) gemacht, daß er nur in den Bechten seine Feinde sähe. Jedoch war für die Schürfer in der FURCHE mit dem Gründungsauftrag Friedrich Funders klar, daß Nationalismus, Nationalsozialismus und Faschismus wohl der Auseinandersetzung bedürfen, deren Vertreter und
Sympathisanten in der Zeitung jedoch kein Sprachrohr unter dem Deckmantel des Dialogs haben dürfen. So wurde die FURCHE von Skalnik stark in Bichtung Dialog, vor allem mit den Nachfolgestaaten der alten Monarchie, die durch einen Eisernen Vorhang vom mitteleuropäischen Zentrum Wien getrennt waren, geführt. Skalnik baute auf, wovon wir heute leben: So klein die FURCHE auch ist, so bedeutend hat sie sich für die Ideenvermittlung im mittelosteuropäischen Baum erwiesen. Dem Chefredakteur Skalnik hat das sogar den Buf eines „EWG-Gegners” eingetragen.
Diesbezüglich hat sich die FURCHE tatsächlich gewandelt. Der Blick nach Westen ist schärfer geworden. Der Auftrag, die Freunde von „drüben”, die seit fünf Jahren, wie wir, ohne Behinderungen hin- und her-reisen können (viele nehmen wichtige Posten seit der sanften Bevoluti-on ein, beispielsweise Wladyslaw Bartoszewski, Polens Botschafter in Wien), nicht zu vergessen, bleibt. Daß es die FURCHE auf dem mittelosteuropäischen Zeitungsmarkt nicht gibt, wurde unlängst von slowakischen Christdemokraten bei einem Treffen mit österreichischen Journalisten beklagt.
Was Skalnik in der Furche 22 vom 30. Mai 1959 - nach der Beerdigung Friedrich Funders - geschrieben hat, gilt auch als Vermächtnis für die jetzige furche-Ge-neration und klingt wie hineingesprochen in die schreckliche Situation, in der sich Österreich im 50. Jahr seines Wiedererstehens, im 40. Jahr des Staatsvertrags findet: „Die furche wird auch in Zukunft ,in strenger Unabhängigkeit von jeder politischen Partei' ihre Aufgabe erfüllen. Sie wird alle Personen und Kräfte unterstützen, die für eine lebendige, aus christlichem Geist täglich zu erneuernde Demokratie eintreten und das 1945 wiedergewonnene Vaterland von allen offenen und weniger offen zutage tretenden Gefahren zu behüten entschlossen sind. Sie wird weiterhin bereit sein zu freimütigen Gesprächen mit allen, die es ebenso ehrlich meinen.”
Kurt Skalnik kann auf diesen wenigen Zeilen nicht entsprechend gewürdigt werden. Der Historiker, er hat mit Erika Weinzierl bei Styria ein zweibändiges Standardwerk über die Erste Bepublik herausgegeben, der lange Zeit als. Präsident des Presseclubs Concordia unzählige Gespräche mit Gästen aus dem Ausland steuerte, der als Leiter der Presseabteilung in der Präsidentschaftskanzlei nicht nur ruhige Jahre zu durchleben hatte, wird api 20. Februar 70.
Wir danken für seine Freundschaft und wünschen ihn uns als helfenden Begleiter durch noch viele Jahre.
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