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Die Kirche baut auf das Laienapostolat
Obwohl Papst Pius XII. heuer durch seine schwere Krankheit verhindert war, traditionsgemäß am Beginn der Fastenzeit an die in Audienz versammelten Pfarrer und Fastenprediger Roms eine Ansprache zu riehlen, hat er jn mühevoller Arbeit deren Text ausgearbeitet und in der Sonntagsnummer des „Osservatore Romano“ veröffentlichen lassen. In der Ansprache heißt es unter andefem:
„Es wäre Uns eine unvergleichlich hohe Freude gewesen, euch heute — wie so oft in den vergangenen Jahren — gegenwärtig vor Uns zu sehen, die ihr zu den Uns nächststehenden und in gewisser Hinsicht teuersten Unserer Söhne gehört, Wir haben euch, geliebte Pfarrer von Rom, mit lebendiger Stimme und mit der Liebe, die ihr kennt, willkommen heißen und euch und die Prediger, die während der Fastenzeit in den Kirchen der Stadt das Wort (Lottes verkünden, grüßen und segnen weilen. Da aber in diesem so schönen Jahr die Begegnung zwischen dem Bischof und seinen unvergessenen Mitarbeitern nicht möglich ist, ist es Unser Wunsch, daß Unser Wert wenigstens schriftlich zu euch gelange.
Es gibt ein Problem, über dessen Lösung ihr euch sicherlich schon Gedanken gemacht habt, da es drängt, wie noch nie, und niemanden gleichgültig und untätig bleiben läßt, der im Weinberg des Herrn eine Verantwortung übernommen hat.
1. Es ist kein Zweifel, geliebte Söhne, daß das Wort und die Aktion der Kirche — das Wort und die Aktion Jesu Christi — alles durchdringen muß, um alles und alle lebendig zu machen.
2. Mit dieser Gewißheit im Herzen werft einen Blick nicht auf die ganze Welt — sondern auf die Lage einiger Städte, nicht ausgenommen Unsere Stadt Rom. Tut dies ohne Pessimismus, aber mit klarem, objektivem Blick. Ueberlegt mH Uns und fragt euch: für wie viele eurer Pfarrangehörigen und für wie viele Familien in eurer Pfarre ist Jesus eine lebendige Wirklichkeit? Wie viele beten zu Ihm? Wie viele nähren sich von Ihm? Wie viele leben von Ihm und durch Ihn?
3. Wir wissen, geliebte Söhne, ihr könnt jede Seele, auch die entfernteste, die abwesendste, die widerstrebendste, erreichen, indem ihr für sie betet und opfert. Doch in der gegenwärtigen Heiisordnung bleibt das quälende Problem: ,Wie können sie an den glauben, von dem sie nicht gehört haben? Wie aber werden sie hören ohne Prediger?' (Röm. 10, 14.)
4. Daraus folgt natürlich, geliebte Söhne, die Notwendigkeit, euch helfen zu lassen, Mitarbeiter zu finden, die eure Energien und Möglichkeiten vervielfachen, die bereit sind, eure Sache zu ihrer eigenen zu machen, wo ihr selbst keinen Eingang findet. Daraus ergibt sich die große Bedeutung des Laienapostolates, welches, wie ihr aus eigener Erfahrung wißt, eine mächtige Kraft des Guten werden kann.
5. Es wird daher nötig sein, diese Seelen auf zu finden, um sie nach einer gründlichen Ausbildung für die apostolische Arbeit einzusetzen: Man muß wissen, wie viele ihrer sind, wo sie sind, was sie tun können und wie die Möglichkeit ihres Einsatzes ist. Sobald die Hilfskräfte aufgefunden und erkannt sind, muß man sie bilden. Man wird diese Menschen dann einsetzen müssen. Einige werden euch auf besondere materielle und religiöse Bedürfnisse hinweisen. Andere werden euch die Tür zu denen öffnen, die sich vor jeder priesterlichen Begegnung verschließen. Wieder andere werden in eurem Namen den Armen Hilfe bringen, werden die Kranken besuchen und an Freude und Leid teilnehmen. Ihr werfet Unterstützung brauchen, um die Kinder den Katechismus zu lehren. Es müssen Menschen da sein, die in den Fabriken, in den Schulen, in den großen Häuserblocks nicht bloß ein Apostolat der Präsenz, sondern der Aktion ausüben. Menschen, die unter eurer Führung und mit eurem Segen eine Schar .missionarisch' gesinnter Laien aufbauen und führen. Seid anspruchsvoll im Zeigen der Ziele und beharrlich in der Führung zu diesen Zielen. Sie sollen nicht — was ja klar ist — Befehle erteilen, sie dürfen aber auch nicht auf die Stufe bloß ausführender Organe herabgedrückt werden. Laßt ihnen daher genügend Raum für die Entwicklung eines Geistes eifriger und glücklicher Initiative. Das wird sie noch froher und bereiter zur Mitarbeit mit euch machen.
Seht, geliebte Söhne, das wollten Wir euch in der gegenwärtigen so schwierigen Zeit über eure apostolische Arbeit sagen. Wir rufen auf diese Arbeit die Fülle göttlicher Gnade herab, deren Unterpfand der Apostolische Segen sei, den Wir euch aus vollem Herten erteilen."
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