"Krone"-TV im Anmarsch?

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Schon in einem Jahr könnte es in Österreich bundesweites Privatfernsehen geben.

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Schon in einem Jahr könnte es in Österreich bundesweites Privatfernsehen geben.

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Die Diskussion ums neue ORF-Gesetz hätte ihm fast die Schau gestohlen. Dem neuen Privat-TV-Gesetz, das von der Regierung in einer "Punktation" (siehe Stichwort, Seite 12) vorgelegt wurde. Dabei ist der Weg in die private TV-Zukunft des Landes ein längst überfälliger Schritt.

Ab 2002 könnte es in Österreich demnach neben den beiden ORF-Programmen einen weiteren Sender geben, der terrestrisch, also über die Hausantenne empfangbar, österreichweit sendet. Dafür soll die so genannte dritte Frequenzkette genutzt werden, die derweil noch brach liegt. Zu diesem Ergebnis kam die lang erwartete Frequenzstudie der deutschen Firma LS telcom AG. Platz für einen vierten Sender konnte im gebirgigen Österreich allerdings keiner gefunden werden. Vielmehr entdeckte man noch ungenutzte "Frequenzinseln" in großen Ballungsräumen wie Wien, Graz, Linz, Bregenz oder Salzburg, die für regionales oder lokales TV-Programm genutzt werden sollen. Außerdem wäre bereits Anfang 2002 der reguläre Start für digitale Fernsehen via Antenne möglich. Allerdings wird noch getüftelt, wie dies in die Praxis umgesetzt werden könnte.

Mit dem künftigen privaten TV-Programm, das auf der dritten Frequenz senden wird, sei "endlich das Monopol des ORF beendet", ließ Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer (FPÖ) stolz verlauten. Insgesamt 70 Prozent der Österreicher könnten über diese Frequenz erreicht werden, dazu kommt die Möglichkeit, das Programm in die verschiedenen Kabelnetze einzuspeisen.

Medienstaatssekretär Franz Morak (ÖVP) sieht in dem Gesetzesentwurf einen "Meilenstein für die heimische Medienlandschaft" und spricht der furche gegenüber von adäquaten Rahmenbedingungen für einen Ausbau des dualen Rundfunksystems in Österreich: "Ein starker, unabhängiger öffentlich-rechtlicher Rundfunk auf der einen Seite und ein österreichweit empfangbares Privatfernsehen sind unerlässliche Parameter für Österreich."

Bis zur Umsetzung der Punktationen ist es aber noch ein weiter Weg. Die neue Medienbehörde KommAustria soll zunächst über Ausschreibung und Vergabe der Lizenz entscheiden und anschließend Beteiligungsbeschränkungen für Medienunternehmen festlegen. Morak drängt aber auf eine rasche Umsetzung des Vorhabens: "Wir müssen die Vergabe der dritten Frequenzkette schnellstmöglich und kostengünstigst vorantreiben. Andernfalls hat privates, terrestrisches Fernsehen mittelfristig keine Chance in Österreich." Im April geht der Entwurf in Begutachtung, mit einem Nationalratsbeschluss rechnet man Anfang Juli.

Sehr zuversichtlich, den Zuschlag für die landesweite Frequenz zu bekommen, ist ATV-Geschäftsführer Tillmann Fuchs. Sein Sender ist seit über einem Jahr via Kabel in ganz Österreich empfangbar, das Ziel war aber immer eine terrestrische Frequenz. "Wir sind in Wahrheit der einzig ernst zu nehmende Bewerber", sagt Fuchs, der die Initiative der Regierung begrüßt: "Der Zug bewegt sich, und er fährt auch in die richtige Richtung. Bleibt nur die Frage, wie die KommAustria das Bewerbungsverfahren abwickeln wird." ATV sei jedenfalls vorbereitet, sollte der projektierte Sendestart mit Anfang 2002 halten. "Der Entwurf sieht vor, dass der lizenzierte Sender 12 Monate nach Erteilung der Zulassung den Sendebetrieb aufnehmen muss", weiß Fuchs. "Wir hatten uns bereits auf eine 90-Tage-Regelung eingstellt, die international üblich ist".

ATV sei mit seinen Gesellschaftern "stark genug, um ohne fremde Hilfe den Betrieb aufnehmen zu können", sagt Fuchs. Allerdings gäbe es intensive Gespräche mit Krone-Chef Hans Dichand. "Diese Pläne sind aber nur inhaltlicher Natur." Wird es also doch eine Art "Krone-TV" geben? "Konkret ist noch nichts, aber diese Spekulationen gehen in die richtige Richtung", verrät Fuchs. An eine finanzielle Übernahme von ATV durch den Krone-Chef sei aber keinesfalls zu denken.

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