Corona-Politik: Vulnerable Gruppen als Leidtragende

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Vor uns liegt der Sommer und ihm folgt der Herbst - und die nächste Welle. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Regierung heuer eine Urlaubssperre auferlegt. Ansonsten wird sich die Geschichte von der missglückten Coronapolitik zum dritten Mal wiederholen.

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Vor uns liegt der Sommer und ihm folgt der Herbst - und die nächste Welle. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Regierung heuer eine Urlaubssperre auferlegt. Ansonsten wird sich die Geschichte von der missglückten Coronapolitik zum dritten Mal wiederholen.

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In einer Studie des Max Plank Instituts fanden Forscher heraus, dass es Menschen, die nicht fähig sind, aus Fehlern zu lernen, an Dopamin-Rezeptoren fehlt. Das hat offenbar genetische Ursachen.

Wären an der Regierungsspitze noch exakt dieselben Entscheidungsträger wie zu Beginn der Covid-19-Krise, würde es vermutlich tatsächlich helfen, einen Neurowissenschaftler zu Rate zu ziehen. Doch bekanntermaßen wurden die Protagonisten mehrfach ausgetauscht – allen voran der Gesundheitsminister. Die mangelnde Lernfähigkeit ist also definitiv keine erbliche Veranlagung...

Für die Tatsache, dass bereits zum dritten Mal vor Beginn des Sommers versucht wird, die Pandemie politisch abzuschaffen – wohl wissend, dass dem Sommer der Herbst folgt und ihm die nächste Welle – muss also eine andere Erklärung gefunden werden. Nur so viel: Die gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination (GECKO) scheint übergangen worden zu sein. Es ist also zu befürchten, dass machtpolitische Grabenkämpfe hinter dem fragwürdigen Pandemiemanagement stecken.

Diese dürften vergleichbar sein mit jenen im vergangenen Herbst, als in einer Nacht- und Nebelaktion jene Impfpflicht beschlossen wurde, die sich jetzt in Schall und Rauch aufgelöst hat. Zum Status quo: Obwohl die Infektionszahlen auf einem Rekordniveau sind, wurden österreichweit (Wien ausgenommen) diverse Schutzmaßnahmen (3-G-Nachweis, Sperrstunde, FFP2-Maskenpflicht in Innenräumen) aufgehoben. Von April an werden pro Person nur mehr je fünf PCR-Tests und Antigen-Tests im Monat bezahlt. Weiters fallen die Quarantäneregeln für ungeschützte Kontaktpersonen, also jene, die weder geimpft noch genesen sind. Und wie es mit den Schulen weitergeht, weiß wieder einmal niemand.

Dass die Tests ins Visier kommen mussten, lag auf der Hand: Der Bund ließ sich das bislang drei Milliarden Euro kosten. Allerdings: Hinsichtlich Spitalsbelegung und Todesfälle ist Österreich mitnichten besser aufgestellt als Länder, in denen weniger getestet wird. Aus zwei Gründen. Erstens saß ein Teil der Bevölkerung dem Trugschluss auf, das Testen könne das Impfen ersetzen. Ein Irrglaube, der sich mit dem Aussetzen der Impfpflicht noch weiter erhärtet. Zweitens wurde kaum erhoben, wer sich wann und warum testet, um herauszufinden, wer sich warum nicht testen lässt.

Wie es mit den Schulen weitergeht, weiß wieder einmal niemand

Doch genau diese Info wäre nötig, um die Pandemie einzudämmen. Dass die Teststrategie volkswirtschaftlich nicht hält, ist der eine Punkt. Unverständlich ist allerdings, warum die neue Regelung Ungeimpfte ein weiteres Mal aus der Verantwortung nimmt. Zumindest ein Kostenbeitrag wäre fair gewesen.

Was aber noch viel mehr ins Gewicht fällt, ist die Tatsache, dass vulnerable Gruppen dem Infektionsgeschehen regelrecht ausgeliefert werden. Es reicht nicht, nur sie von der Deckelung auszunehmen. Das muss auch für deren unmittelbares Umfeld gelten.

In rund einem halben Jahr gehen wir mit großen Schritten auf den Herbst zu. Der Bevölkerung bleibt nur die Hoffnung, dass sich die Regierungsspitze heuer eine Urlaubssperre auferlegt – und sich den Herbstanfang dick im Kalender anstreicht. Denn spätestens dann wird die Ernüchterung einsetzen.

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