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Der Papst wird gut informiert

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Katholische Journalisten aus aller Welt versuchten bei einem Symposion in Rom, einen Blick hinter die Kulissen der vatikanischen Zentralstellen der Weltkirche zu werfen.

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Katholische Journalisten aus aller Welt versuchten bei einem Symposion in Rom, einen Blick hinter die Kulissen der vatikanischen Zentralstellen der Weltkirche zu werfen.

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Man kam mit einer Menge Fragen, und man ging mit einer Menge Fragen. Den umfassenden Uberblick über die Arbeit der römischen Kurie mit all ihren Einrichtungen (siehe Kasten) und 1850 Mitarbeitern konnte (und wollte) das Symposion „Weltkirche im Blickpunkt” am 22. und 23. März in Rom nicht geben, und die von vielen Teilnehmern gewünschten möglichst konkreten Antworten zu aktuellen Fragen konnten (oder wollten) die Referenten oft nicht geben. Aber davon abgesehen vermittelte diese von der Katholischen Weltunion der Presse (UCIP), deren Vorsitzender der Österreicher Hanns Sassmann ist, einige interessante Einsichten.

Wie kommt man an die Kurie? Anscheinend eher unvermutet als durch eigenes Karrierestreben, wenn man die Berufung des Präsidenten der Kommission für die soziale Kommunikation, Erzbi-schof John Foley, als Beispiel nimmt. Er schüderte, wie ihn plötzlich eines Freitagnachmittags der Ruf an die Kurie ereilte, wie er erst Einwände machte, aber von seinem Vorgesetzten erfuhr, daß er eigentlich keine Wahl habe, und dann gehorsam nach Rom ging.

Wie verlaufen Entscheidungs-prozesse in der Kurie? An zwei Beispielen kann man sehen, daß hier sehr sorgfältig und in Zusammenarbeit entschieden wird, man könnte natürlich auch sagen: langsam und bürokratisch. Erzbischof Achille Silvestrini, als Sekretär des Rates für die Öffentlichen Angelegenheiten sozusagen .Außenminister”, erläuterte das langwierige Verfahren, das zu einer Bischofsernennung führt: ständige Sondierung in den Diözesen nach Nachfolgekandidaten (wer Bischof werden wolle, sei für das Amt nicht würdig, zitierte er Gregor den Großen), Kontaktgespräche, Entscheidung des Papstes, Informierung der betroffenen Staaten — und alles unter möglichster Geheimhaltung.

Erzbischof Alberto Bovone, Sekretär der Kongregation für die Glaubenslehre, faßte den Weg eines Dokumentes, wie es nun über den lateinamerikanischen Theologen Leonardo Boff verfaßt wurde, vom ersten Entwurf durch Theologen-, Bischofs- und Kardinalsgremien bis zum Papst so zusammen: „Am Ende erkennt der Schreiber seinen Text nicht mehr.” Relativ klar wurde in diesem Zusammenhang die Frage beantwortet: Weiß der Papst, was die Stellen der Kurie tun und veröffentlichen? Ja, er weiß es, zumindest das, was er wissen will.

Der Papst erhält täglich ein ganzes Buch mit Zeitungsausschnitten aus der gesamten Weltpresse, aber natürlich auch unzer-schnittene Zeitungen zur Information, berichtete Monsignore Justin Rigali, Leiter der englischsprachigen Abteilung im Staatssekretariat.

Daß es zwischen den einzelnen Einrichtungen mit ihren vielfältigen Aufgaben (in dem für karitative Zwecke, vor allem in der Dritten Welt, eingerichteten Rat „Cor Unum” ist bekanntlich auch der österreichische Bischof Alois Wagner als Vizepräsident tätig, Kardinal König leitete lange das Sekretariat für die Nichtglaubenden) auch Spannungen geben kann, wurde im Gespräch mit Pater Pierre Duprey, Sekretär des Sekretariates für die Einheit der Christen, besonders spürbar, der ein gewisses „Dialektik”-Ver-hältnis zur Glaubenskongregation bestätigte.

Zum „Össervatore-Romano”-Artikel gegen das Rahner-Fries-Buch (vgl. FURCHE 11/85) sagte Duprey, ihn störe nicht Kritik, aber die Art und Weise, wie sie in diesem Fall vorgebracht wurde, wobei ihm der Ökumene-Begriff des Verfassers nicht im Sinne des Zweiten Vatikanums zu sein scheine. Man solle aber den „Os-servatore”, der „halbamtlich” sei, nicht überbewerten und darin offizielle Kirchenaussagen suchen.

Inzwischen ist der Artikel im Vatikan als „Panne” bezeichnet worden. Es ist eben vieles in der Kirche unvollkommen, auch die Kontrolle vatikanischer Medien.

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