Trump und die "Ironie der Demokratie"

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Donald Trump hinterlässt eine zutiefst verwundete Demokratie und – weit über die USA hinaus – ein dramatisches Warnsignal: Wie verletzlich politische ­„Gewissheiten“ sind.

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Donald Trump hinterlässt eine zutiefst verwundete Demokratie und – weit über die USA hinaus – ein dramatisches Warnsignal: Wie verletzlich politische ­„Gewissheiten“ sind.

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Es war im Sommer 1976, vor 45 Jahren. Ich war in Washington, um das Duell zwischen Ted Kennedy und Jimmy Carter um die Präsidentschafts-Kandidatur zu verfolgen – und um den beiden ein Interview abzuluchsen. Da entdeckte ich einen kleinen Buchladen – und ein tolles Buch: „The Irony of Democracy“, eine kühne Einführung in Amerikas Polit-System.

Die zentrale These hieß: Obwohl die US-Verfassung mit den Worten „Wir, das Volk“ beginne, sei die Realität eine andere: Weder regiere das Volk, noch hüte es Amerikas Demokratie – denn weitab von Washington seien die Menschen apathisch, uninformiert und anfällig für totalitäre Lösungen. Regiert werde das Riesenland vielmehr von reichen, gebildeten Eliten, die sich aber in weiser Zurückhaltung als „das Volk“ verstünden.

Eine Haltung, die bis 1787 zu den Gründungsvätern der USA zurückreiche. Auch sie seien – obwohl eine „Versammlung von Halbgöttern“ – ohne Machtgier gewesen. Ein Glücksfall – denn Eliten würden weniger zu Unterdrückung und Ausbeutung neigen als erfolgreiche Aufsteiger aus den Unterschichten.

Eigentum, begrenzte Ämter, Freiheit

Freilich: Die Väter der Verfassung hätten „Demokratie“ noch auf ihre Weise verstanden, indem sie die Mitsprache der Bürger beschränkten, auf „Gleichmacherei“ verzichteten, ja sogar die Sklaverei akzeptierten. Ihrer Zeit seien sie trotzdem voraus gewesen. Denn drei Fundamente ihres Demokratie-Verständnisses würden Amerika bis heute prägen: 1. Die „Heiligkeit“ des Privateigentums. 2. Die zeitliche Begrenzung der Führungsämter. 3. Möglichst wenig „Staat“ – und viel individuelle Bürger-Freiheit.

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