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Ökumene zwischen Ost- und Westkirche
Im Gespräch mit dem Schweizer Missionswissenschaftler P. Bühlmann (ausgestrahlt im Fernsehen am 17. Oktober) wurde deutlich, daß die „dritte Kirche“ Afrikas und Südamerikas Modalitäten für eine Vereinigung der christlichen Kirchen zeigen kann und in der europäischen Kirche zum Stillstand gekommene ökumenische Bestrebungen durch Modelle aus der dritten Kirche belebt werden könnten. Doch nicht nur durch Beobachtung von Vorgängen in den Kirchen der Dritten Welt wird an der Wiedervereinigung der Kirche Christi gearbeitet; eindrucksvolle Dokumente für den Versuch katholischer uhd orthodoxer Theologen, bestehende, aus der Geschichte entstandene Differenzen, zu bewältigen, sind in den Referaten des „Pro-oriente“-Symposions „Koi- nonia“, das 1974 orthodoxe und katholische Fachleute im brüderlichen Gespräch vereinigte, zu finden. Jetzt liegen die Referate im Druck vor.
Durch die Gegenüberstellung der Parallelreferate katholischer und orthodoxer Teilnehmer und durch den Abdruck der Diskussionsbeiträge nach den Referaten werden trennende und gemeinsame Elemente in den theologischen Aussagen des Ostens und des Westens deutlich. Typisch für den Versuch, das Verbindende in den Vordergrund zu stellen, ist eine Passage aus dem Bericht des orthodoxen Metropoliten Damaskinos Papandreou über die Vorbereitung einer panorthodoxen Synode: „Ich denke, man muß in der Tat auch von der anderen Seite her fragen, nicht nur: .Dürfen wir miteinander kommunizieren?“ - sondern auch: .Dürfen wir einander die Kommunion verweigern?“.“
J. Meyendorff von der orthodoxen und E. Lanne von der katholischen Seite behandelten die Frage der Schwesterkirchen. Dabei wurde im Referat von Meyendorff klar, daß das Schisma von 1054 aus juristischen Gründen, auch in der Beziehung der Kirchen zueinander, eine Kirchentrennung hervorgerufen hat. Der Zeitpunkt der Trennung von ■ Ost- und Westkirche sei später, um die Mitte des 15. Jahrhunderts, anzusetzen.
J. Klinger für die orthodoxe und L. Bouyer für die katholische Seite sprachen über die Kommuniongemeinschaft. Auch in diesen Beiträgen zeigt sich die Suche nach der Einheit, die bei Klinger durch die Betonung der zentralen Rolle der Eucharistie als Ausdruck der ständigen Anwesenheit Christi in der Gemeinschaft der Kirche zum Ausdruck kam. Bouyer skizzierte, ausgehend von der gegenseitigen Anerkennung der Sakramente, einen möglichen Weg zur Wiederherstellung der Einheit zwischen Ost-und Westkirche.
AUF DEM WEG ZUR EINHEIT DES GLAUBENS. Koinonia — Erstes ekkle- siologisches Kolloquium zwischen orthodoxen und römisch-katholischen Theologen, veranstaltet vom Studienfonds PRO ORIENTE. Referate und Protokolle (Wien-Lainz, 1. bis 7. April 1974). Tyrolia, Innsbruck-Wien-Mün- chen 1976.196 Seiten.
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