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Vor Denkzettel-Wahlen am 2. Oktober?

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Insgesamt 376.700 Österreicher sind am kommenden Sonntag zur Wahlentscheidung aufgerufen. Im Burgenland wird ein neuer Landtag, in Innsbruck, Salzburg und Krems ein neuer Gemeinderat gewählt.

Handelt es sich „nur” um Regionalwahlen oder wird sich ein bestimmter Bundestrend wie ein roter Faden durch alle Wahlergebnisse ziehen? Diese vorläufig natürlich unbeantwortbare Frage steht in den letzten Tagen vor dem Urnengang urplötzlich im Raum. Das Schicksal mancher burgenländischer Landespolitiker und mancher Kommunalpolitiker wird an diesem Sonntag unter Umständen sehr stark davon abhängen, wie stark in den Reihen potentieller Kreiskywähler die Enttäuschung über die angekündigten Belastungen, insbesondere die Luxussteuer, ist. Unter den Sozialisten grassiert die Angst vor Denkzettelwahlen.

Sehr deutlich ist diese neue Problemstellung, die in den Wahlkämpfen in der letzten Phase eine kleine Wende herbeiführen konnte, aus den Aussagen der burgenländischen Spitzenkandidaten abzulesen. Noch am 26. August ließ die Volkspartei über ihren Pressedienst verlauten, im Vordergrund der Auseinandersetzungen stünden naturgemäß die Landesthemen, doch spiele die Bundespolitik eine nicht unbedeutende Rolle. Aus dieser vorsichtigen Aussage war noch eine gewisse Scheu vor für die ÖVP überflüssigen Kreisky-Sympathien herauszuhören. Landeshauptmann Theodor Kery machte zu diesem Zeitpunkt wiederum kein Hehl daraus, daß er hoffe, die Burgenländer würden auch die Leistungen der Bundesregierung entsprechend honorieren.

Knapp vier Wochen später, am 23. September, verwahrte sich Theodor Kery auf einer Pressekonferenz in Wien vor Zusammenhängen zwischen Bundes- und Landespolitik: „Unsere Menschen können sehr genau unterscheiden zwischen Landtags- und Nationalratswahlen. Wir haben die Landesprobleme in den Vordergrund gestellt. Ich glaube nicht, daß sich die Bundespolitik auswirken wird”, übt sich der SP-Spitzenkandidat in vornehmer Zurückhaltung.

Kery, der die Leistungen des Landes auf den Gebieten Wohnbau, Gesundheit und Arbeitsplätze besonders in den Vordergrund stellt, gilt allgemein als unschlagbarer Kandidat, der noch dazu über den sogenannten Landeshauptmann-Bonus verfügt. Daß man Kery bereits mehrfach als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten nannte, kommt ihm auch diesmal nur zugute. In Wirklichkeit aber ist Kery weniger der Charismatiker und emotional agierende Politiker als ein Mann, der ein sehr ausgeprägtes Verhältnis zur Macht und eine Stärke im sachlichen Auftreten hat. Insgesamt kein Mann, der von einem entsprechenden Alternativkandidaten nicht zu schlagen wäre.

ÖVP-Spitzenkandidat Landeshauptmann-Stellvertreter Franz So- ronics kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß ihm die Rolle als „ewiger Zweiter” nicht besonders liegt. Hauptnachteil seiner undankbaren Rolle: Alle politischen Zuckerln reklamiert Landeshauptmann Kery für seine persönliche Erfolgsliste, alle weniger zugkräftigen Dinge hat Soronics mit seiner Partei im Sinne der Zusammenarbeit auf Landesebene mitzuverantworten. Insgesamt sind aber die Chancen der ÖVP, jene rund 4000 Wähler zu gewinnen, die sie für den Landeshauptmann braucht, wieder gestiegen. Die Mandatsverteilung kann im Burgenland übrigens auch davon abhängen, ob die FPÖ ihr Mandat wieder bekommt, was in Anbetracht der kandidierenden NDP fraglich erscheint.

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