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Technischer Humanismus

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Ein schmales Bändchen. Es wiegt auf eine Menge von Wälzern, die 1945 bis 1952 von „Abendland“, „Humanismus“, „Technik“ und „Krise der religiösen Welt“ gehandelt haben. Bense gehört zu jener Handvoll deutscher Köpfe, die die heutige Welt zu durchdenken wagen. Ich weiß nicht, wie weit in Österreich seine Bücher zur Geistesgeschichte der Mathematik, der technischen Welt, seine Studien zur „Literaturmetaphysik“ und „Technischen Existenz“ bekannt 6ind. Deshalb sei hier kurz festgehalten: ohne Auseinandersetzung mit seinen Forschungen, Arbeiten, Gedanken, ohne deren Kenntnis ist ein Gespräch über unsere heutige Welt, als ein schwieriger, aber sinn-reicher Komplex naturwissenschaftlicher, technischer, artistischer,' soziologischer, politischer, religiöser Komponenten, methodischwissenschaftlich undenkbar. Nicht daß Bense über aller Kritik stünde: er wartet vielmehr auf kritische Auseinandersetzung, sein „e x i-stentieller“, „offener Rationalismus“ besteht wesensgeniäß im Unterhalt derselben, versteht er sich doch selbst als Versuch, Experiment, aber verpflichtet strengen Gesetzten. — Die vier hier vorgelegten Essays „Plakatwelt“, „Der Essay und die Prosa“, „Exkurs über Expressionismus“, „Die spirituelle Reinheit der Tedinik“ mögen'einer ersten Begegnung mit ihm dienen. Eines seiner Hauptanliegen: zu zeigen, wie die technische und naturwissenschaftliche Welt de6 16. bis 20. Jahrhunderts heranwächst in engster Beziehung, in innerster Relation mit den religiösen, intellektuellen und gesellschaftlichen Problemen der Zeitläufte. Der Barock, seine Mathesis universalis, seine Melancholie, Pascal, Mersenne und Einstein, Norbert Wiener, die heutige Experimentierkun6t um Senn. Jünger gehören zusammen. Nur die Unbildung der „Humanisten“ und der „Techniker“, die Denk- und Herzensschwäche von Theologen und Sy6temverwaltern verhindert, daß zusammengedacht, zusammen erkannt Wird, was nur zusammen besteht. Bense verkennt nicht die ungeheuren Schwierigkeiten, die sich hier einem Begreifen, einer Selbstentfaltung der technischen Welt als einer 6piritualen Welt entgegenstellen. Hochbeachtlich sein Hinweis auf ein „wandelndes, leidendes und handelndes“ religiöses Genie, das allein imstande ist, die technische Welt in diesem Sinne zu entwackeln (S. 79).

Schwarz auf weiß. Kleine Bilanz eines Zeitgenossen. Von Max Kaindl-Hönig. Illustriert von Paul Flora. Pfad-Verlag, Salzburg 1952. 148 Seiten.

Erstem Augenschein nadi Satire, bei näherem Zusehen jedoch stark mit Gefühl versetzt, daher etwas entschärft, daher näher dem Humor: so mögen sich dem Leser diese zwei Dutzend Prosastücke anbieten, in denen ein aufmerksamer Zeitgenosse für Zeitgenossen eine kleine Bilanz erstellt, um es im Fachjargon auszudrücken, die nadizuredmen zwar vergnüglich ist, in ihrer Riditigkeit jedoch nachdenklich stimmt. Nicht vornehmlich menschlicher Unzulänglichkeiten wegen, die ja zu allen Zeiten mit Fleiß Gelegenheiten ausspähten, sich bunt zu äußern: das Novum liegt vielmehr darin, daß die „Schadensfälle“

sich verlagerten, und zwar gewissermaßen weg aus dem Bereich der Hand in den der anonymen Institution. Freilich sitzen auch in ihr Mensdien, jedoch ist deren Handeln dort nicht unmittelbar einsichtig sanktioniert, weil nicht mehr mit Gegenständen, sondern mit Chiffren von Gegenständen beschäftigt. Die feuilletonistisch an den Mann gebrachte Humanitas Max Kaindl-Hönigs unterscheidet sich sehr von den flinkwitzigen Ambitionen der Glossatoren mancher Tcgesblätter. Sem ethisches Konzept: Mensch trotz Institution, ist aus jedem Beitrag leicht abziehbar. Die stilistischen Mittel seiner Verständigung nutzen alle Möglichkeiten der Sprache bis zum Äußersten; aber man bedarf eben einer sehr gelenkigen Sprache, um in der Beschreibung jener Bockssprünge, welche sich die Zeit leistet, mitzukommen und bei Atem zu bleiben. Der geistvoll geführte und präzise Stift Paul Floras vermag auch da noch die Einbildungskraft überraschend zu ergänzen, wo eine Hilfe nicht mehr zu vermuten war.

Dr. Rudolf Bayr

Die Insel der Dämonen. Roman von Johan Fabricius. Aus dem Holländischen übersetzt von Julie von Wattenwyl de Gruyter. Schweizer Druck- und Verlagshaus, Zürich. 273 Seiten.

Die Enttäuschung über dieses Buch ist um so größer, als sich Fabricius durdi andere Romane und Novellen, auch innerhalb des deutschen Sprachgebietes, einen Ruf als namhafter holländischer Erzähler schaffen konnte.

Die ,;Insel der Dämonen“ ist von einer gähnenden Weitschweifigkeit und Langeweile. Außerdem versucht der Autor durch die schwül-erotische Atmosphäre, die dem Budi teilweise1 anhaftet, noch Vicki Baum zu übertreffen. Das einzig Lesenswerte in diesem Roman sind die Schilderungen des Lebens und der Natur auf der märchenhaft schönen Insel Bali. Henry C. A. Baljon

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