6613701-1955_17_08.jpg
Digital In Arbeit

Das Wehen des Geistes

Werbung
Werbung
Werbung

Franz von Sales. Das Leben eines Heiligen. Von Hildegard W a a c h. Franz-Sales-Verlag, Eichstätt-Wien. 441 Seiten. Preis 77.60 S.

Auf eine Biographie des großen Bischofs von Genf, dieses allgemein beliebten, aber oft mißverstandenen Heiligen, haben wir schon lange gewartet. Es handelt sich nicht um eine Lebensbeschreibung, die bloß diesen oder jenen Zug seiner Gestalt deutlicher hervortreten läßt; es wird hier nicht der bedeutende Seelenführer, der gelehrte Schriftsteller, der große Bischof dargestellt — es wird uns vielmehr der Heilige als solcher nahegebracht. Es ist also eine Hagiographie im eigentlichen Sinne des Wortes, die eine große Lücke der Franz-von-Sales-Forschung ausfüllt.

Schon der Untertitel „Das Leben eines Heiligen“ zeigt an, was die Verfasserin gewollt hat. Das heißt jedoch nicht, sie hätte den Boden des Historischen verlassen, um sich in den Höhen einer Spekulation zu verlieren. Sie hat im Gegenteil vielmehr getrachtet, nicht Ideen als solche, sondern die Wirklichkeit, und zwar möglichst die ganze Wirklichkeit, zu berücksichtigen und daher nicht nur die äußeren Erscheinungen, sondern das ihnen zugrunde liegende Wesen zu erfassen. Im Laufe einer schlichten Darstellung des Lebens Franz von Sales' suchte die Verfasserin dem Uebernatürlichen nachzuspüren, die besondere Gnadenführung dieses großen Heiligen zu entdecken und die Weise salesianischer Vollendung aufzuzeigen. Daher bleibt sie nicht an der Oberfläche jener Fülle von Großtaten und Ereignissen stehen, wie sie das Leben gerade des Bischofs von Genf auszeichnet und für den Leser oft ermüdend wirkt, sondern zeigt vor allem dasjenige, was als Quelle der äußeren Phänomene gelten kanA beziehungsweise diese verständlich macht.

Wir glauben, daß diese Biographie der Franz-von-Sales-Forschung und überhaupt der Heiligenforschung einen großen Dienst erwiesen hat.

Johannes vom Kreuz. Von Hildegard W a a c h. Verlag Herold, Wien-München. 330 Seiten. Preis 97 S.

Diese Darstellung von Leben und Lehre des heiligen Johannes vom Kreuz ist sehr zu begrüßen. Besitzen wir doch in deutscher Sprache so gut wie keine Arbeit, die uns ein treffendes Bild dieses Heiligen und eine klare Darlegung seiner Lehre vermittelt. Das ist um so bedauerlicher, als Johannes vom Kreuz gerade dem tiefsten persönlichen Streben des einzelnen nach Gott entgegenzukommen weiß.

Die Verfasserin sucht die reichen Schätze der sanjuanistischen Lehre zu heben und sie für das Frömmigkeitsleben weiter Kreise nutzbar zu machen. Nach einer kurzen Lebensskizze, die mit seiner Persönlichkeit vertraut macht, behandelt sie zunächst die grundlegenden Wahrheiten, die für das Verständnis wichtig sind — das Wesen der Einigung mit Gott, Beziehung Gottes zur Welt, den Begriff der dunklen Nacht, um dann den Aufstieg der Seele zu Gott zu behandeln. Dabei wählt die Verfasserin vor allem den psychologischen Weg, das heißt, es geht ihr nicht sosehr darum, das objektive Verhältnis der Seele zu Gott zu beschreiben und die Theologie des Heiligen darzustellen, sie läßt mehr die seelischen Grundhaltungen des Gottsuchers in den verschiedenen Stadien der religiösen Entfaltung hervortreten, und bemüht sich, Schwierigkeiten und Mißverständnisse, die sich bei der Lektüre des heiligen Kirchenlehrers leicht einstellen, aufzulösen. Das ist ihr zweifellos ausgezeichnet gelungen.

Gemeinschaft im Pfingstgeist. Firmunterweisung und Firmerneuerung in der Pfarrgemeinde. Von Johannes Klement. Verlag Herold, Wien-München. 110 Seiten.

In diesen Tagen beginnt in den Pfarreien der Firmunterricht. Unsere Kinder werden bald zur Firmung, leider zu Massenfirmungen, geführt werden. Die Mehrzahl der Kleinen versteht wohl kaum die Wichtigkeit des Sakramentes. Da kommt nun Professor Klement gerade recht mit seinem Büchlein „Gemeinschaft im Pfingstgeist“. Diese Firmunterweisung ist gedacht für reifere Kinder, die schon aus dem Kindesalter heraustreten. Ihnen soll gezeigt werden: wir sind durch die Taufe zum göttlichen Leben wiedergeboren worden. Die Eucharistie ist die Nahrung für dieses Leben. In der Firmung will der Heilige Geist dieses Leben noch intensiver gestalten, wir werden zu vollwertigen, mündigen Christen und erhalten die Kraft, in all den Kämpfen des Lebens unserem Glauben an Christus bis in den Tod treu zu bleiben. Die Darbietungen des Büchleins sind nicht bloß Lehrstücke, die sich an Verstand und Gedächtnis wenden, sie berücksichtigen vielmehr alle Seelenkräfte der Firmschüler und sind hauptsächlich aus der Heiligen Schrift und Liturgie genommen. Das Erlebnismoment wird besonders berücksichtigt. Bei aller Betonung der Gemeinschaft übersieht der Verfasser niemals das subjektive religiöse Leben. Es finden sich immer wieder Hinweise auf die Selbsterziehung, auf das betrachtende Gebet, auf die Bedeutung der sieben

Geistesgaben für das religiöse Leben des einzelnen, auf die Kraft der Firmgnade im täglichen Kampf gegen das Böse. Im besonderen soll noch auf die letzten drei Lehrstücke hingewiesen werden: „Die Kirche, eine Gemeinschaft im Heiligen Geist“, „Die Pfarrgemeinschaft im Pfingstgeist“ und „Maria und der Heilige Geist“. In diesen Lehrstücken werden die seelsorglichen und unterrichtlichen Anliegen des päpstlichen Rundschreibens Pius' XII. „Mystici corporis“ in klarer und verständlicher Weise ausgewertet. Für jene Kinder, die schon im Volksschulalter die Firmung empfangen haben, wäre eine Firmerneuerung unmittelbar vor dem Schulaustritt sehr angezeigt. Dazu und ebenso für eine pfarrliche Firmerneuerung würde das Büchlein gute Dienste leisten. Das Buch kann auch den Firmlingen selbst als Andenken in die Hand gegeben werden, und wird so im späteren leben des Gefirmten noch manchen Nutzen stiften.

Passio Mystica. Eine dramatische Dichtung. Von Gertrud Theiner-Haffner. Tyrolia-Verlag, Innsbruck. 156 Seiten. Preis 28 S.

Hier haben wir ein wirklich modernes, wertvolles Spiel in acht Bildern. Mit Recht sagt das Vorwort: „Christus lebt und leidet in seinen Gliedern die Erlöserpassion bis zum Ende der Zeiten: dieser menschlich unfaßbare Gedanke erfährt in dem Weihespiel eine sprachlich und sachlich grandiose Darstellung ...“ (Univ.-Prof. Dr. Franz Lackner.) Diese Dichtung wurde mit dem Förderungspreis der Stadt Innsbruck ausgezeichnet.

Der Mönch in der Sahara. Das Leben des Charles de Foucauld. Von R. V. C. Bodley. Aus dem Englischen übersetzt von Ernst Doblhofer. Paul-Neff-Verlag, Wien. 300 Seiten.

Der „lachende Lebemann“ und der „Heilige in der Sahara“ sind ein und dieselbe Person: Charles de Foucauld. Das Abenteuer dieses Menschen ist ein Abenteuer der göttlichen Gnade; die seltsamsten und ungehörigsten Wege wurden zu den direktesten. Eine Mischung von Baudelaire und einem alten Propheten riecht der Leser aus dieser Biographie — wert, bewundert zu werden auf Erden und gelobt zu werden im Himmel.

Bündnis oder Krieg? Von Robert Ingrim. Verlag Neues Abendland, München. 163 Seiten.

Wenn wir in Oesterreich den Namen Ingrim hören, denken wir zunächst an den Autor des Buches „Der Griff nach Oesterreich“. In diesem, nach 193 8 in der Schweiz erschienenen Erstlingswerk hat der in die Emigration getriebene Oesterreicher nicht nur klare Urteile zur österreichischen Innenpolitik vor 193 8 gefällt, sondern auch gegenüber der Weltöffentlichkeit unter Protest festgehalten: „Großdeutschland, durch die Methoden des 11. März verwirklicht, verheißt der Menschheit kein Glück, sondern Krieg oder Unterwerfung.“ Eine leidenschaftliche Sprache, bei der ohne Zweifel nicht nur politische Einsicht, sondern auch echter Patriotismus die Feder führte.

Robert Ingrim hat wohl auch viel an seine Heimat gedacht, als er mitten im Krieg sein Hauptwerk „Von Talleyrand zu Molotow“ konzipierte, in dem er als erster Publizist mit der Politik von Jalta Abrechnung hielt.

Dann aber lockerten sich die Fäden zum alten Vaterland. Der naturalisierte Amerikaner wurde zum Wortführer einer Achse Washington—Bonn und innerhalb der Deutschen Bundesrepublik zum publizistischen Herold Bundeskanzler Adenauers.

Eine politische Kampfschrift zur Verteidigung dessen Politik ist auch das vorliegende Buch. Der knappe bildhafte Stil ist derselbe wie in den vergangenen Werken. Auch der geistige Standort In-grims ist noch der alte. Ob es allerdings, mag man auch Roosevelt noch so kritisch gegenüberstehen, notwendig und richtig ist, Taft posthum den Europäern als ihren wahren Freund einzureden, bleibe dahingestellt. Merkwürdig mutet es auf jeden Fall an, wenn der Emigrant Ingrim für De Gaulle nichts wie Unfreundlichkeiten übrig hat, das Regime des Marschalls Petain aber unter anderem „tolerant“ nennt (S. 76).cAlh QltiutJtkeJmiiufjtn.tu Dezlehen durch die Buchhandlung „HEROLD“, Wien VIII, Strozzigasse 8(Diese Toleranz hätte Ingrim, wäre er zu jener Zeit in Frankreich gewesen, leicht das Leben kosten können. Bekanntlich lieferte die Vichy-Regierung alle politischen Emigranten der Gestapo an das Messer.)mehr als wohlhabend, sprachgewandt, ausübender Musiker, mit 17 Jahren erfolgreicher Theaterdichter, mit 22 Bankdirektor, mit 40 Generaldirektor der Pirelli-Werke, eines der größten Industrieunternehmen Italiens, dazwischen zum Zeitvertreib bildhauerisch tätig, zeigt er eine merkwürdige Vielseitigkeit der Begabungen. Als Minister für den Außenhandel brachte er es zuwege, das Fluchtkapital im Ausland mit einer einfachen Maßnahme nach Italien zurückzuholen. Während seine Ministerkollegen den gleichen Zweck mit Strafsanktionen zu erreichen suchten, die naturgemäß zu keinem Erfolg geführt hätten, gestattete' er den unpatriotischen Kapitalisten die Einfuhr von Lebensmitteln aus Amerika, wenn sie ihre eigenen Devisen dafür verwendeten. Innerhalb von wenigen Monaten flössen 300 Millionen Dollar nach Italien zurück. Hartnäckig kämpfte er für die Aufgabe des irrealen Zwangskurses für den Dollar und seine Angleichung an den wirklichen Wert. Er wurde damit einer der „Retter.der Lira“. ' Vor allem aber spricht für ihn, daß er, obwohl einer der Organisatoren des Befreiungskomitees nach dem Sturz Mussolinis, bei der Rechten keine unbedingte Ablehnung findet, während die extreme Linke die Versöhnlichkeit, die Unparteilichkeit und die taktvolle Festigkeit bei der Ausübung seines Amtes als Senatspräsident schätzen lernte.

Unter den Parlamentsjournalisten funktioniert bereits wieder ein „Präsidenten-Toto“. Man gibt Merzagora die größten Chancen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung