Das Wirken des Geistes

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Karl Rahner unterscheidet zwei Weisen, das Wort "Geheimnis" zu verstehen. Einerseits meine es nicht-erklärbare Aussagen, andererseits aber die unabweisbare Erfahrung, dass der Mensch sich in einer konkreten Welt vorfindet, diese aber auch immer unendlich übersteigt. Diese Wechselseitigkeit des endlichen Lebens und der wirklichen Transzendenz dieses endlichen Lebens nennt Rahner "Geheimnis in einem ursprünglichen Sinn"

Dieses Geheimnis beschreibt also einen paradoxen Tatbestand. Es meint ein Jenseits, das nicht dort bleibt, sondern im Diesseits verortet ist. Und es meint ein Diesseits, das vom Jenseits nicht aufgesogen und abgewertet oder in die Uneigentlichkeit gedrückt wird, sondern ein echter Ort der Entdeckung des Jenseits ist, ein Ort seiner Erfahrbarkeit heute. Die Verwiesenheit von Gott und Welt in unserem Leben ist für Rahner dessen absolutes Geheimnis.

Das aber heißt auch: Es gibt eine Anonymität Gottes im Alltag der Welt. Der anonyme Christ ist ein Mensch, der sich in der Verborgenheit seines alltäglichen Lebens dieser Wirklichkeit stellt: Er begegnet darin niemand anderem als Gott und Christus.

Und er bezeugt damit das Wirken des Geistes. Denn Gott selbst ist es, so Rahner, der den Menschen "aus der Verfangenheit [ ] in die Endlichkeit seines Wesens und der Welt hineinführt in das Leben Gottes selbst. Und diesen Gott, der zu diesem Zweck in diese Welt kommt, nennen wir Heiligen Geist".

Es bringt die Wirklichkeit zum Tanzen, wenn wir im Wissen um den unendlich größeren Horizont leben, für den Gott steht, wenn dieses Wissen unser Weltverhältnis prägt. Was bedeutet es heute? Der Heilige Geist, das ist Gott, insofern Gott das Geheimnis unseres Lebens, unserer Welt ist. Und wenn das so ist, dann ist alles noch einmal ganz anders.

Der Autor ist katholischer Pastoraltheologe an der Universität Graz

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